Katja van Doren im Interview
Unsere Alumna Katja van Doren (Abschluss 1991) hat Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln und der École des Hautes Études Commerciales (HEC) in Paris studiert. Nach ihrem Abschluss war sie zunächst als Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin für KPMG in Düsseldorf und Paris tätig und wechselte 1999 als Abteilungsleiterin Steuern Konzern zur RWE AG nach Essen. Seitdem war sie in unterschiedlichen Leitungs- und Führungspositionen bei RWE und seinen Tochterunternehmen tätig, unter anderem bei innogy und zuletzt bei RWE Generation, wo sie als Finanz- und später als Personalvorständin Mitglied des Vorstandes war. Seit August 2023 ist sie nun als Personalvorständin und Arbeitsdirektorin Mitglied des Vorstands bei der RWE AG. Im Alumni-Interview sprachen wir mit ihr über den Wandel von RWE als konventionellem Energieerzeuger hin zu einem der führenden Erzeuger von erneuerbaren Energien, wie die Beschäftigten bei dieser Transformation mitgenommen werden und was sich in Unternehmen ändern muss, damit mehr Frauen erfolgreich Führungspositionen einnehmen können.
Es braucht gute Beispiele – Vorbilder die zeigen, dass Frauen erfolgreich Führungspositionen einnehmen können.
Liebe Frau van Doren, Sie haben nach Ihrem Studium an der WiSo zunächst acht Jahre lang für KPMG in Düsseldorf und Paris als Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin gearbeitet, sind dann 1999 zu RWE gewechselt und dem Unternehmen seitdem treu geblieben. Welche Skills sind heute nötig, um Karriere bei RWE zu machen?
Wir suchen bei RWE begeisterungsfähige Menschen, die aktiv die Energiewende zu einer nachhaltigen Energiezukunft mitgestalten wollen und die in der Transformation eine große Chance sehen. Darüber hinaus hilft es enorm, Freude an der Arbeit in internationalen Teams mitzubringen und Interesse an technischen Anlagen, technischer Performance sowie am digitalen Fortschritt, z.B. KI, zu zeigen. Ein solides finanzielles Verständnis ist ebenfalls von Vorteil, da es in vielen Bereichen hilfreich ist, um strategische Entscheidungen fundiert zu treffen. Die Kombination aus fachlichem Können, Neugier, Offenheit für Wandel und Teamgeist macht bei RWE den Unterschied und eröffnet spannende Perspektiven, um die Energiewelt von morgen mitzugestalten.
Die Kombination aus fachlichem Können, Neugier, Offenheit für Wandel und Teamgeist macht bei RWE den Unterschied und eröffnet spannende Perspektiven, um die Energiewelt von morgen mitzugestalten.
Die Energiewelt befindet sich aktuell in einem Wandel. Wie hat sich RWE verändert, seit Sie dort angefangen haben? Und wie gelingt es Ihnen, die MitarbeiterInnen auf diesem Weg der Transformation mitzunehmen?
RWE ist ein Unternehmen mit über 125 Jahren spannender Geschichte und hat in dieser Zeit mannigfaltige Veränderungen durchlebt – von einem konventionellen Energieversorger hin zu einem der führenden Erzeuger von erneuerbaren Energien. Jede dieser Phasen war herausfordernd, aber sie hat uns als Unternehmen stärker und resilienter gemacht.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dabei stets ein entscheidender Erfolgsfaktor. Sie sind hochqualifiziert, engagiert und haben jede Veränderung mitgetragen. Diese Kombination aus Fachkompetenz und Commitment macht uns stark für die komplexen Anforderungen der Energiewelt. Wir haben Vertrauen in unser Team und wissen: Wir können jede Veränderung erfolgreich gestalten – gemeinsam!
Um unsere Belegschaft auf dem Weg der Transformation mitzunehmen, investieren wir gezielt in begleitende Programme und Weiterbildungsangebote. Derzeit unterstützen wir alle unsere Mitarbeitenden im Umgang mit KI und bieten diverse Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten und fördern so ein innovatives und zukunftsorientiertes Arbeitsumfeld. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, auch Nicht-Digital-Natives einzubeziehen, Berührungsängste gegenüber neuen Technologien abzubauen und ein sicheres Umfeld fürs „Ausprobieren“ zu schaffen.
Wir haben Vertrauen in unser Team und wissen: Wir können jede Veränderung erfolgreich gestalten – gemeinsam!
Begriffe wie Fachkräftemangel und Generationenwandel sind aktuell allgegenwärtig. Als Personalvorständin sind Sie bei RWE auch für das Thema Corporate Transformation verantwortlich. Wie begegnen Sie in Ihrer Führungsrolle dem heutigen Arbeitsmarktwandel?
Als international und divers aufgestelltes Unternehmen bietet RWE spannende und vielfältige Karrieremöglichkeiten und ist dadurch ein sehr attraktiver Arbeitgeber. Bei RWE kann man an über 80 Standorten weltweit die Energiewende in einem dynamischen Arbeitsumfeld mitgestalten. Unser Purpose „Our energy for a sustainable life“ zieht und hilft uns, fachkundiges und motiviertes Personal zu finden. Deswegen spüren wir den Fachkräftemangel nicht in dem Ausmaß, wie es von manch anderem Unternehmen berichtet wird.
Darüber hinaus stärkt unsere erfolgreiches Employer Branding die Attraktivität von RWE als internationaler Arbeitgeber und unterstützt unsere globale Wachstumsstrategie. In 2024 gewann RWE im September einmal Gold und zweimal Silber bei den renommierten Employer Brand Management Awards (EBMA) und erhielt bei den Recruitment Marketing Awards im Oktober die Auszeichnung für „Beste Employer Brand“.
Als BWL-Studentin in den 80er bedurfte es bei 1.000 Kommilitonen im Semester Durchsetzungsvermögen und Kollaboration mit anderen: Bei der Sitzplatzsuche im Hörsaal, bei der Bücherausleihe, bei den Mitschriften-Kopien – beides Eigenschaften, die auch in der Unternehmenswelt helfen.
Für RWE ist Flexibilität in der heutigen Arbeitswelt unverzichtbar und bietet Arbeitnehmenden wie Arbeitgebern vielfältige Möglichkeiten bei der Ausgestaltung einer effizienten und erfolgreichen Zusammenarbeit. Deswegen haben wir bei RWE in den letzten Jahren eine Vielzahl von Teilzeitmodellen entwickelt, die sich auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden individuell abstimmen lassen. Darüber hinaus bieten wir unseren Mitarbeitenden ein breites Portfolio zur persönlichen Weiterentwicklung und unsere Talentprogramme sichern uns Experten sowie Führungskräfte von morgen.
In den Vorständen deutscher Unternehmen sind Frauen immer noch unterrepräsentiert – Sie sind heute an der Spitze eines großen DAX-Unternehmens. Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern, damit mehr Frauen Ihrem Beispiel folgen können?
Um mehr Frauen in Spitzenpositionen von Unternehmen zu sehen, sind aus meiner Sicht zwei Aspekte entscheidend. Zum einen braucht es, wie Sie richtig sagen, gute Beispiele – Vorbilder, die zeigen, dass Frauen erfolgreich Führungspositionen einnehmen können. Bei RWE befinden wir uns in einem technischen Umfeld und haben es geschafft, mittlerweile 26 % Frauen in Führungspositionen zu haben. Unser Ziel ist es, diesen Anteil bis 2030 auf 30 % zu steigern.
Darüber hinaus ist es wichtig, Frauen bereits frühzeitig – also am Beginn ihrer Berufslaufbahn – für technische und energiewirtschaftliche Karrieren zu gewinnen. Gleichzeitig ist es essenziell, sowohl Frauen als auch Männer in Lebensphasen wie der Familiengründung konkret zu unterstützen. Bei RWE bieten wir beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuungsangebote und maßgeschneiderte Karriereentwicklungsmöglichkeiten an, um sicherzustellen, dass niemand zwischen Karriere und Familie wählen muss. Weil wir wissen, wie wichtig das (Familien-)Leben außerhalb der Berufswelt ist, bieten wir unseren Mitarbeitenden über einen externen Dienstleister eine ganze Menge an Services, die dabei helfen, das Familienleben bestmöglich zu gestalten. Unser Familienservice bietet Beratung rund um die Themen Kinderbetreuung und Erziehung, aber auch in finanziellen und rechtlichen Fragen, z. B. im Hinblick auf Mutterschutz, Elternzeit oder Elterngeld.
Gibt es Skills oÄ aus Ihrem Studium, die Sie heute noch in Ihrem Berufsalltag anwenden? Und was aus Ihrer Uni-Zeit hat Sie besonders geprägt und begleitet Sie vielleicht bis heute? – sei es ein Aha-Moment, eine bestimmte Denkweise oder eine besondere Begegnung.
Als BWL-Studentin in den 80er bedurfte es bei 1.000 Kommilitonen im Semester Durchsetzungsvermögen und Kollaboration mit anderen: Bei der Sitzplatzsuche im Hörsaal, bei der Bücherausleihe, bei den Mitschriften-Kopien – beides Eigenschaften, die auch in der Unternehmenswelt helfen. Ganz besonders geprägt hat mich mein PIM/CEMS Aufenthalt an der HEC Paris. Neben einigen lebenslangen Freundschaften hat er auch zu der Ehe mit meinem französischen Mann geführt.
Wenn Sie auf Ihre Studienzeit zurückblicken: Was sind Ihre drei Tipps für unsere Studierenden?
Genieße Dein Studium: Nicht jedes Seminar wird Dir liegen, und nicht alles wirst Du später im Berufsleben brauchen. Aber genau diese Vielfalt macht es aus! Du lernst nicht nur Fachliches, sondern auch fürs Leben – und Lernen hört sowieso nie auf.
Netzwerken ist entscheidend: Bringe Dich aktiv in Netzwerke wie das Alumni-Netzwerk ein. Nutze diese Plattformen, um Dich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und auch Möglichkeiten für Praktika oder Auslandsaufenthalte zu finden. Beziehungen, die Du heute aufbaust, können Dir in Zukunft Türen öffnen.
Köln ist das Tor zur Welt: Nutzt die internationalen Möglichkeiten, die Euch die Uni bietet. Sammelt Erfahrungen im Ausland, profitiert vom hochkarätigen Netzwerk der Universität und erweitert so Eure Perspektiven – persönlich und beruflich.
Das Studium ist eine einmalige Lebensphase – macht das Beste daraus!
Könnten Sie zum Abschluss den folgenden Satz vervollständigen: Denke ich an meine Studienzeit in Köln zurück, denke ich…
… an meinen ersten großen Schritt ins Erwachsensein und Unabhängigkeit.
Liebe Frau van Doren, ich bedanke mich für Ihre Zeit und für das Interview.
Die Fragen stellte Pascal Tambornino