Johannes Wolters im Interview
"Ich helfe dabei, dass sich die Bundesregierung und die Regierungen anderer Länder zusammenfinden und ihre Forschungsprojekte aufeinander abstimmen"
Unser Alumnus Johannes Wolters (Abschlussjahrgang 2016) hat im Master Politikwissenschaften an der WiSo-Fakultät der Universität zu Köln studiert. Nach seinem Abschluss startete er seine Karriere nahtlos bei der Europäischen Kommission in Brüssel. Nun arbeitet er als wissenschaftlicher Referent beim Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Dieser engagiert sich vor allem, in den Themen Bildung und Chancengleichheit, Gesundheit, Gesellschaft, Innovation, Technologie, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie in der europäischen und internationalen Zusammenarbeit.
Beim Projektträger im DLR gestaltet Johannes die deutsche und europäische Forschungs-, Bildungs- und Innovationspolitik mit. Im Alumni Interview sprachen wir mit ihm über seine Arbeit als wissenschaftlicher Referent und über sein Studium an der WiSo-Fakultät. Darüber hinaus gibt er wertvolle Tipps für unsere Studierenden.
Lieber Johannes, was war deine Motivation, in Köln Politikwissenschaften zu studieren?
In Köln gab es den Schwerpunkt europäische Politik. Das betraf die politikwissenschaftliche Forschung, aber vor allem auch die politiknahe Beratung. Das hat mich am stärksten gereizt und mich auf meinen Berufseinstieg in Brüssel vorbereitet. Außerdem konnte ich mich in Köln auch nochmal mit volkswirtschaftlichen Fragestellungen beschäftigen, was aus meiner Sicht eine wichtige Basis für das Verständnis politischer Entwicklungen ist. Aber um ganz ehrlich zu sein: die Nähe zum Rhein war auch nicht ganz unwichtig.
Forschungs- und Innovationspolitik im Europäischen Forschungsraum ist ein Zusammenwirken der europäischen und nationalen Ebene.
Du arbeitest beim DLR als wissenschaftlicher Referent. Kannst du uns über deine Aufgaben und Verantwortlichkeiten mehr erzählen?
Unser Team unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung bei der Formulierung und Umsetzung der europäischen Forschungs- und Innovationspolitik. Das klingt erstmal ziemlich abstrakt, wird aber klarer, wenn man sich die konkreten Aufgaben anguckt.
Forschungs- und Innovationspolitik in der EU – eigentlich im sogenannten Europäischen Forschungsraum – ist ein Zusammenwirken der europäischen und nationalen Ebene. Neben dem großen EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, Horizont Europa, liegt der übergroße Anteil der Fördermittel und Kompetenzen auf nationaler Ebene. Damit es hier aber keine „Kleinstaaterei“ gibt, stimmen sich die EU-Mitgliedstaaten untereinander ab. Und genau hier kommen wir ins Spiel: Ich helfe dabei, dass sich die Bundesregierung und die Regierungen anderer Länder zusammenfinden und ihre Forschungsprojekte aufeinander abstimmen.
Denkt dabei an Großprojekte wie Hochleistungsrechner, aber auch länderübergreifende Projekte aus der Bürgerforschung. Und dann leite ich noch eine Kommunikationskampagne, um genau diese Bemühungen und Vorteile des europäischen Projektes sichtbarer zu machen.
Und was macht dir in deiner Position besonders Freude?
Es ist total spannend, immer wieder die neusten Entwicklungen in der Forschung mitverfolgen und aktiv unterstützen zu können – und das aus den verschiedensten Fachbereichen. Wir sprechen mit Meeresbiologinnen und -biologen, IT-Expertinnen und -Experten oder mit Forschenden aus der Teilchenphysik. Und gleichzeitig arbeiten wir länderübergreifend in ganz Europa. Ich war selbst in Studium und Beruf immer viel unterwegs und der internationale Austausch ist aus meiner Sicht, vor allem in unserem Feld, absolut essentiell.
Welchen Blogs, Podcasts, oder Social-Media-Kanälen folgst du, um gesellschaftliche Entwicklungen, Trends und mögliche Zukunftsthemen zu beobachten?
Um bei den Entwicklungen auf europäischer Ebene auf dem Laufenden zu bleiben, folge ich dem Portal Science Business. Der Podcast „Systemrelevant“ von der Hans-Böckler-Stiftung ist auch super. Ansonsten findet man auf dem Blog des Journalisten Jan-Martin Wiarda auch immer interessante Analysen und Beiträge zur deutschen Forschungs- und Innovationspolitik. Außerdem kann ich natürlich die Website unserer Kampagne, www.forschungsraum.eu, empfehlen. Wir fangen gerade erst an, unser Angebot aufzubauen, aber einige interessante Infos finden sich dort schon.
Bitte ergänze: „Denke ich an meine Studienzeit in Köln zurück, denke ich an …“
... eine ziemlich abwechslungsreiche Zeit mit Praktika und Exkursionen, aber auch an unzählige Lerntage im Rechtshaus in der Gottfried-Keller-Straße. Grüße an die immer gut gelaunten Leute vom Empfang!
Versucht, euch mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zu beschäftigen, geht euren eigenen Interessen nach und sucht den internationalen Austausch.
Was würdest du unseren Studierenden im Allgemeinen mit auf den Weg geben? Und was sind deine drei Tipps für unsere Studierenden?
Ich habe es immer geschätzt, breit und interdisziplinär zu studieren. Das wird zwar überall angeraten, wird aber längst nicht immer wertgeschätzt, gerade auch bei immer weiter spezialisierten Fachbereichen. Ansonsten würde ich vor allem für meinen eigenen Fachbereich sagen: Versucht, euch mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zu beschäftigen, geht euren eigenen Interessen nach und sucht den internationalen Austausch.
Vielen Dank für das Interview!
Interview: Ayla Wisselinck