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Ein Alumniportrait zum 100. Geburtstag

Professor Theodor Ellinger

Foto: Verlag Duncker & Humblot

Unser Alumnus Dr. Armin Schirmer ehrt seinen Doktorvater Professor Dr. Theodor Ellinger zum 100. Geburtstag. Wir möchten mit diesem Alumniportrait an den hoch renommierten und sehr geschäzten Wissenschaftler der WiSo-Fakultät erinnern.

Von Dr. Armin Schirmer, Juni 2020

Theodor Ellinger, langjähriger ordentlicher Professor für Allgemeine und Industrielle Betriebswirtschaftslehre der Universität zu Köln, der bei seinen Studierenden und Mitarbeiter*innen aufgrund seiner empathischen, menschlich-zugänglichen Art immer äußerst beliebt war, wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden.

Theodor Ellinger wurde am 14. Juni 1920 in Stuttgart geboren. Wenngleich er ab Mitte der 50er Jahre in Frankfurt und ab 1967 im Kölner Raum lebte, ist er immer mit Herz und Seele ein Schwabe geblieben. Sein großes Interesse an technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen brachte ihn dazu, in Stuttgart und in Tübingen Diplom und Promotion sowohl im Maschinenbau als auch in den Wirtschaftswissenschaften abzuschliessen.1958 folgt die Habilitation bei Karl Hax in Frankfurt. Nachdem er 1960 den Ruf auf eine Professur für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mainz angenommen hatte, wurde er 1967 Direktor des Industrieseminars an der Universität zu Köln. Er übernahm damit in Köln den betriebswirtschaftlichen Lehrstuhl, der bis 1951 von Eugen Schmalenbach und von 1951 bis 1967 von Erich Gutenberg stark geprägt worden war. Nicht nur deshalb war das Industrieseminar wohl jedem Studierenden der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bekannt, lag es doch sozusagen als Eingangstor zur WiSo-Fakultät im Flachtrakt direkt neben dem Hauptgebäude der Universität zu Köln: Jeder WiSo-Studierender, der vom Hauptgebäude zum WiSo-Hochhaus ging, musste am Industrieseminar und seinem schwarzen Brett vorbei.

Seinem Interesse als Ingenieur und Betriebswirt folgend waren Ellingers Hauptarbeitsgebiete die Prozesse im Industriebetrieb, die Humanisierung der Arbeit, die Produktions- und Kostentheorie und Operations Research. So entstanden die Werke „Ablaufplanung“ (1959), „Planung und Steuerung der Produktion“ (1978, zusammen mit Horst Wildemann), „Produktions- und Kostentheorie“ (1982, zusammen mit Reinhard Haupt), „Operations Research“ (1984) und als letztes Werk „Industrielle Wechselproduktion“ (1985). Das Lehrbuch „Operations Research“, 2003 in der 6. Auflage gemeinsam mit Günter Beuermann und Rainer Leisten erschienen, war (oder ist immer noch) eines der Standardwerke im betriebswirtschaftlich-orientierten Operations Research.

Anlässlich des 65. Geburtstags von Theodor Ellinger gaben Hartmut Kreikebaum, Günter Liesegang, Siegfried Schaible und Horst Wildemann 1985 die Festschrift „Industriebetriebslehre in Wissenschaft und Praxis“ heraus.
Wie Hartmut Kreikebaum in seinem Nachruf 2005 schrieb, vermittelte Theodor Ellinger seinen Studenten und Schülern „die stete Notwendigkeit eines bohrenden, den Dingen auf den Grund gehenden Denkens, eine konsequente Orientierung am Produkt als zentralem Ausgangspunkt betriebswirtschaftlichen Handelns sowie die unabdingbare Verknüpfung von wissenschaftlicher Erkenntnis und unternehmensbezogener Anwendung“.

Häufige Exkursionen, Betriebsbesichtigungen und der ständige Austausch mit Leitungspersönlichkeiten aus der Industrie sicherten die Praxisbezogenheit von Lehre und Forschung und gestalteten Ellingers Vorlesungen und Seminare für die Studierenden immer hochinteressant und abwechslungsreich.

In seiner offenen, immer nach neuen Erkenntnissen suchenden Art, förderte Theodor Ellinger alle seine Mitarbeiter*innen, Doktorand*innen und Habilitand*innen, nicht nur Betriebswirt*innen, sondern auch Mathematiker*innen und Ingenieure.
Unabhängig von den sachbezogenen Themen war er bei seinen Studierenden und Mitarbeiter*innen aufgrund seiner empathischen, menschlich-zugänglichen Art immer äußerst beliebt.
Über seine Tätigkeit als Hochschullehrer hinaus engagierte sich Theodor Ellinger als bekennender Christ  in vielfältiger Weise. Von 1973 bis 1979 übernahm er die Leitung der „Studentenmission in Deutschland“. Zusammen mit Geistes- und Naturwissenschaftlern war er Mitbegründer und von 1980 bis 1997 Vorsitzender der „Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V.“, einer Organisation, die Fragen im Spannungsfeld von Glauben und Denken behandelt.
Nach seiner Emeritierung 1985 nutzte Theodor Ellinger verstärkt die nun vorhandene Zeit, um sich noch stärker als Person zu interdisziplinären Themen und Fragen des Glaubens und Denkens einzubringen. Seine geistliche Mitte blieb bis zuletzt die von ihm mitbegründete christliche Gemeinde in Hoffnungsthal. Ende 2004 verstarb Theodor Ellinger in der Mitte seines 85. Lebensjahres.

Dr. Armin Schirmer war, nach seinem Abschluss an der WiSo-Fakultät (Dipl.-Kfm.) und nach seinem Auslandsjahr an der Pennsylvania State University, von 1976 bis 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Ellinger. 1979 promovierte er bei ihm über das Thema „Dynamische Produktionsplanung“. Armin Schirmer lebt in München.