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Interview mit Prof. Dr. Klemens Skibicki

Foto: Prof. Dr. Klemens Skibicki

„Die Vernetzung wird zunehmend alte Wirtschaftsstrukturen von Wertschöpfungsketten, Hierarchien & Push-Kommunikation ersetzen und dabei über künstliche Intelligenz heute ungeahnte Produktivitätsforstschritte ermöglichen.“

Unser Alumnus Prof. Dr. Klemens Skibicki promovierte nach seinen Diplomabschlüssen in BWL und VWL an der Universität zu Köln am gleichen Ort 2001 zum Dr. rer. pol. im Fach Wirtschaftsgeschichte. Seit 2004 war er bis 2019 Professor für Economics, Marketing und Marktforschung an der Cologne Business School in Köln.

Unternehmerisch ist er seit 2006 in verschiedenen Konstellationen als Start-up Investor und Unternehmensberater aktiv. Heute bündelt er seine Aktivitäten in den Beteiligungsgesellschaften PROFSKI GmbH und KäsekuchenKölsch GmbH.  Von 2013 bis 2018 war Klemens Skibicki Kernmitglied des Beirates „junge digitale Wirtschaft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Zudem ist er seit Juni 2014 im Bereich „Corporates“ des Digitalbotschafter-Kreis des Wirtschaftsministers Nordrhein-Westfalen in der ehrenamtlichen Politikberatung aktiv.

Die Vernetzung wird zunehmend alte Wirtschaftsstrukturen von Wertschöpfungsketten, Hierarchien & Push-Kommunikation ersetzen und dabei über künstliche Intelligenz heute ungeahnte Produktivitätsforstschritte ermöglichen.

Prof. Dr. Klemens Skibicki

Lieber Herr Skibicki, Sie sind aktiv in Lehre und Forschung, engagieren sich als Keynote-Speaker und Berater und sind auch Unternehmensgründer. Wie bekommen Sie alle Bereiche unter einen Hut, und wo hilft Ihnen die Forschung in der Praxis?

Ich denke, es ist genau diese Kombination, die mir in dem Themenbereich der Digitalen Transformation hilft. Ohne meine methodischen Erfahrungen als Wirtschaftshistoriker hätte ich meinen heutigen Beratungsansatz nicht entwickeln können. Meine Forschung, wenn man es überhaupt so nennen kann, ist rein praxisorientiert und würde den meisten theoretischen wissenschaftlichen Kriterien kaum genügen. Ich handele meist anwendungsorientiert und nutze dabei die Erfahrung aus der Forschung, die wiederum durch jedes Beratungsprojekt angereichert wird.

 

Es wäre besser, die Politik würde mehr auf die Experten hören und solche Beiräte weniger als PR zu betrachten.

Prof. Dr. Klemens Skibicki

Sie waren auch in der ehrenamtlichen Politikberatung tätig. Wie sahen dort ihre Aufgaben und Tätigkeitsbereiche aus?

Nach 5 Jahren bin ich turnusgemäß seit 2018 nicht mehr im Beirat junge digitale Wirtschaft im Bundeswirtschaftsministerium. Dort entwickeln die Mitglieder Vorschläge für den Minister. Leider bin ich im Fazit jedoch nicht überzeigt davon, dass die jeweiligen Minister die meist wirklich hochqualifizierten Expertise des Beirats nutzten. Es wäre besser, die Politik würde mehr auf die Experten hören und solche Beiräte weniger als PR betrachten. Letztendlich liegt es aber an der jeweiligen Person an der Spitze des Ministeriums.

Noch nie in der jüngeren Geschichte war es so leicht Unternehmen zu gründen und das digital vernetzte Zeitalter zu erobern.

Prof. Dr. Klemens Skibicki

Sie sind Experte für Social Media Marketing und Digitalisierung: welche aktuellen Trends werden die Zukunft in diesen Bereichen beeinflussen?

Der digitale Strukturwandel ist multidimensional und somit weiß ich gar nicht, wo ich bei der Frage anfangen soll. Die Vernetzung wird zunehmend alte Wirtschaftsstrukturen von Wertschöpfungsketten, Hierarchien und Push-Kommunikation ersetzen und dabei über künstliche Intelligenz heute ungeahnte Produktivitätsforstschritte ermöglichen. Diese ersetzen aber eben auch alte Muster in allen gesellschaftlichen Bereichen.

So wie wir gerade bei der Europawahl gesehen haben: das alte Zusammenspiel zwischen politischen Parteien mit ihren Parteitagen, Gremien und kurzen Wahlkampfperioden und klassischen Medien mit ihrer jahrzehntelang eingeübten Wahlkampfberichterstattung konnte mit der Dynamik von Videos und Wahlaufrufen von YouTubern als herausragenden Persönlichkeiten einer vernetzten Generation nicht mithalten und hatte keine Antworten. Da all dies im Wandel ist, werden sich Stück für Stück die Regeln der Politik, genauso wie die der Wirtschaft und aller anderen Lebensbereiche, ändern.

 

Man braucht Leidenschaft bei einem Projekt, wahre Berufung, nur dann kann man wirklich in etwas gut werden!

Prof. Dr. Klemens Skibicki
Außenansicht WiSo-Fakultät

Gab es während Ihrer Studienzeit Schlüsselerlebnisse, die Ihre weitere berufliche Entwicklung nachhaltig prägten?

Ja, unbedingt, vielleicht weniger im Studium, sondern in meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Nach ein paar Monaten verwarf ich mein erstes Dissertationsthema und wechselte Fach und Seminarstelle hin zu Wirtschafts- und Sozialgeschichte – dies passte einfach besser zu mir. So ein Eingeständnis, dass man beim ersten Mal falsch lag und anderswo weitermachen sollte war für mich ein Schlüsselerlebnis. Man braucht Leidenschaft bei einem Projekt, wahre Berufung, nur dann kann man wirklich in etwas gut werden!

 

Wissenschaft ist kein Beruf – sondern eine Berufung – so heißt es oft. Wie sehen Sie das?

Ja, da ist etwas dran. Allerdings bevorzuge ich eine Kombination, die auch am Markt ökonomisch erfolgreich ist und eine tatsächliche schnelle Wirkung erzielt. Wissen schaffen aber mit praktischem Bezug und dabei Geld verdienen gefällt mir ganz gut. DAS ist meine Berufung!

 

Geht raus und erobert das digital vernetzte Zeitalter, habt keine Angst, probiert, ihr seid viel jünger als wir damals wenn ihr aus dem Studium kommt, da kann man sich paar Mal scheitern leisten, dabei lernen und immer wieder aufstehen und weitermachen!

Prof. Dr. Klemens Skibicki
Foto: Pixabay.com / Maklay62

Was würden Sie unseren Studierenden gerne mit auf den Weg geben? Was sind Ihre drei Tipps?

Noch nie in der jüngeren Geschichte war es so leicht Unternehmen zu gründen und das digital vernetzte Zeitalter zu erobern.

Wo man früher noch entdeckt und von jemandem in die Medien gebracht werden musste, findet man heute mit Smartphone und Social Media direkt sein eigenes Publikum. Auch kein Handel als Intermediär kann seine exklusive Gatekeeper-Stellung nutzen, euch vom Kunden abzuhalten.

Geht raus und erobert das digital vernetzte Zeitalter, habt keine Angst, probiert, ihr seid viel jünger als wir damals wenn ihr aus dem Studium kommt, da kann man sich paar Mal scheitern leisten, dabei lernen und immer wieder aufstehen und weitermachen!

 

Vielen Dank für das Interview!
Die Fragen stellte Franziska Zibert