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Denis Rüggeberg – Von Ruanda nach Tansania

Der Wortteil „Tan“ des Landesnamens Tansania bedeutet „in der Wildnis segeln“ in Swahili. Diese Bedeutung mag unserem WiSo-Alumnus Denis Rüggeberg wohl kaum in den Sinn gekommen sein, als er im November vergangenen Jahres an seinem neuen Arbeitsplatz im quirligen Daressalam ankam. Aber eins nach dem anderen!

Schon im letzten Jahr haben wir darüber berichtet, wie Denis Rüggeberg nach seinem Studium an der WiSo-Fakultät der große Sprung nach Ruanda gelang. Nach seinem Master in Corporate Development begann Rüggeberg als Junior Consultant für die Deutsche Sparkassenstiftung für internationale Kooperation e.V. (kurz DSIK) in Kigali zu arbeiten. Als dann vergangenes Jahr der Deputy Country Director seine Position in Daressalam verließ, war Rüggeberg der ideale Kandidat, die vakante Position zu füllen. In Ruanda hatte sich Rüggeberg vor allem mit der Professionalisierung, Digitalisierung und Konsolidierung von Mikrofinanzinstituten auseinandergesetzt.

Zu den Aufgaben seiner neuen Führungsposition in Tansania zählen neben Projektarbeit vor allem Management-Aufgaben. Rüggeberg beschäftigt sich nun mit Personal- und Budgetfragen, dem Austausch mit anderen Projektländern der Region Ostafrika und den Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit vor Ort sowie dem Networking mit anderen Organisationen. Außerdem liegt ein wichtiger Fokus seiner Arbeit weiterhin auf der Stärkung des Mikro-Finanzsektors. So arbeitet er unter anderem aktuell an einem Projekt, bei dem Mikro-Finanzinstitute durch einen Kreditrotationsfond unterstützt werden sollen, um Kundinnen und Kunden trotz Corona-Krise Kredite zur Verfügung stellen zu können.

Workshop mit Partnerorganisation zur Planung gemeinsamer Aktivitäten ©Denis Rüggeberg

Tansania beherbergt mit dem Kilimandscharo sowohl den mit 5895 Metern höchsten Punkt Afrikas als auch den niedrigsten Punkt, der am Boden des Tanganyikasees 688 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Ganz so gewaltige Höhen und Tiefen hat Rüggeberg bei seiner Ankunft in der Megacity Daressalam mit 5,5 Mio. Einwohnern wohl nicht empfunden, doch mit einer gewissen Ambivalenz sieht er seinen neuen Lebensmittelpunkt durchaus. So ist es zum Beispiel schon häufig vorgekommen, dass Rüggeberg und seine Kollegen mit dem Auto nach Feierabend manches Mal keine zwei Meter im Rushhour-Verkehr vorankamen. Solche Extreme kannte er bisher nicht: Im Gegensatz zur größten Stadt Ostafrikas sieht der Feierabendverkehr im beschaulichen Kigali mit einer Bewohnerzahl von unter 1 Mio. deutlich anders aus. Doch obwohl Rüggeberg die Ruhe und Übersichtlichkeit Kigalis vermisst, hat die Megastadt an der Ostküste Afrikas dennoch viel zu bieten. Ausflüge zum Strand nach der Arbeit oder am Wochenende stehen zum Beispiel ganz oben auf Rüggebergs Liste der liebsten Aktivitäten.

Der Umzug während der immer noch andauernden Corona-Krise war alles andere als einfach. Obwohl Tansania wenig strikte Beschränkungen durchsetzt, war es trotzdem schwierig, sofort ins soziale Leben in Daressalam einzutauchen. Durch die Arbeit boten sich für Rüggeberg aber glücklicherweise doch einige Möglichkeiten, neue Kontakte zu knüpfen, denn der Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen ist überaus freundschaftlich.

Der Arbeitsalltag selbst ist geprägt von manchmal recht unterschiedlichen Herangehensweisen, aber auch von einer intensiven, gegenseitigen Wertschätzung. Als Beispiel dafür nennt Rüggeberg etwa die unterschiedlichen Planungsvorläufe vor Meetings. Einige Kolleginnen und Kollegen vor Ort rechnen mit eher knapper Planungszeit, während andere von der Flexibilität eben dieser lernen können. „Beide Ansätze funktionieren am besten, wenn man sich in der Mitte trifft“, so sein Resümee. Und am Ende führen gerade diese unterschiedlichen Sichtweisen zu einem tollen Ergebnis.

Treffen mit Partnerorganisation zur Unterzeichnung einer Partnerschaftsvereinbarung ©Denis Rüggeberg

Und wie lassen sich die Inhalte des Studiums an der WiSo auf den Arbeitsalltag übertragen? Während seines Masters in Corporate Development hat sich Rüggeberg viel mit strategischer Planung und Strategieentwicklung auseinandergesetzt, sodass er die gelernten Inhalte nun als Werkzeugkasten betrachtet, aus dem er sich in seinem Arbeitsalltag nach Herzenslust und gegebener Situation bedienen kann. Gerade in der Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen kann er die an der WiSo gelernten Inhalte nachhaltig anwenden.

Der WiSo-Claim „Today’s ideas. Tomorrow’s impact.“ passt hervorragend zu Rüggebergs bisherigem Werdegang und seinen zukünftigen Plänen. Schon bei seiner Masterarbeit am Lehrstuhl von Prof. Ebers entschied sich Rüggeberg für einen Fokus auf kritische Erfolgsfaktoren in der Zusammenarbeit zwischen Non-Profit-Organisationen und Unternehmen. Solche aus seiner Zeit an der WiSo entwickelten Ideen will Rüggeberg weiterhin verfolgen. Neben allen anderen Projekten ist nun das erklärte Ziel für die nächsten Jahre, mit einem Pilotprojekt einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen.

Neben Rüggebergs privatem Ziel, Swahili zu lernen, ist seine Hoffnung für die nächsten Jahre, vor Ort gemeinsam mit dem Team und den Partnerorganisationen zu einer verbesserten finanziellen Inklusion beizutragen. Und mit den Baobab-Bäume im Tarangire-Nationalpark als Vorbild, die bis zu 1.000 Jahre alt werden können, wünschen wir Rüggeberg einen langanhaltenden Erfolg.

 

Text: Lorraine Hoffmann