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Vernon Flassak – Oh, Honey!

Vernon Flassak von Oh, Honey!

Das Wort „Nachhaltigkeit“ findet sich im Visionstatement vieler Unternehmen. Doch nicht immer verbinden sich Vermarktungsidee, Impactbewusstsein und Produkt so harmonisch wie bei WiSo-Alumni Vernon Flassaks Eisteemarke Oh, Honey!. Lorraine Hoffmann stellt den Gründer vor.

Es brummt bei Oh, Honey!. Wie zwei emsige Bienen im Bienenstock müssen Vernon Flassak und Philipp Leistenschneider gewirkt haben, als sie die ersten Male in der WG-Küche Tee für den Eigengebrauch brühten. Bis heute treibt Vernon diese ersten Versuche weiter und steht damit an der Spitze von Oh, Honey!, einer Eisteemarke, die für jede verkaufte Flasche 10 Cent an Bienenschutzprojekte spendet.

Die Genese einer Idee

Die beiden BWL-Absolventen lernten sich während ihrer ersten beiden Semester im BWL-Bachelorstudium an der WiSo-Fakultät auf einer Party kennen, trafen sich dann immer wieder zu gemeinsamen Kochabenden und wurden schnell Freunde. Während jener Koch-Sessions sprachen beide nicht nur, wie Vernon sagt, über „Gott und die Welt“, sondern genossen an lauen Sommerabenden dazu Philipps selbst gemachten Eistee. Bei einer dieser Gelegenheiten hatte Philipp irgendwann keinen Zucker übrig, also benutzte er stattdessen Honig – die Geburt der Idee der eigenen Eisteemarke.

Der Wiesbadener Vernon – schon zu Schulzeiten begeistert vom Unternehmertum – hatte bereits bei der Organisation von Schulpartys seine Freude daran entdeckt, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und unternehmerisch aktiv zu werden. Da lag der Wunsch zum BWL-Studium und der Gelegenheit zur theoretischen Vertiefung seiner bis dato unternehmerische Tätigkeiten nah.

Wie man ein Unternehmen aufbaut

Nachdem die beiden Jungunternehmer erst einmal den Plan gefasst hatten, sich mit einer eigenen Eisteemarke selbstständig zu machen, funktionierten sie die WG-Küche zum Labor um. Sie experimentierten mit verschiedenen Teesorten und Mischverhältnissen, bis sie irgendwann den perfekten Geschmack gefunden hatten. Mit einem Glühweinkocher bewaffnet ging es zum ersten Markttest. 16 Stunden lang kochten die beiden fleißigen Bienchen Tee für ein Straßenfest bei Kiel. Die schweren Augen der durchgearbeiteten Nacht konnten die Laune nicht trüben. Und so verteilten die beiden fröhlich ihre Marktforschungsfragen und zeigten, dass man auch als nachhaltig orientierte Garagenfirma Größen wie Jeff Bezos und Steve Jobs in puncto Gründergeist gehörig Konkurrenz machen kann.

Nach dem erfolgreichen Markttest fand sich schließlich auch ein professioneller Abfüller. Die Suche dauerte zwar etwas länger, da die Produktion des Eistees nicht bei allen Abfüllern gleichermaßen möglich sein sollte, doch letztendlich fanden die beiden ein Familienunternehmen in Hessen. Der ursprüngliche Gedanke, in einer Gastroküche Flaschen selbst abzufüllen, gestaltete sich nicht nur lebensmittelrechtlich schwierig. Auch das mögliche Produktionsvolumen war unrealistisch. An einem guten Tag würden beide Jungs etwa 200 bis 300 Flaschen schaffen – eine Menge weit unterhalb dessen, was nun schon in naher Zukunft nötigt sein wird: Aktuell kann der gemeine Eistee-Fan Oh, Honey! nicht nur bei Alnatura finden, sondern ab August auch voraussichtlich in 80 Rewe-Filialen in Köln und Umgebung.

Nachhaltigkeit als Teil des Markenkerns

Oh, Honey! in nachhaltigen Glasflaschen. ©Oh, Honey!

Die Gründungsidee ließ sich dann leicht mit dem Bestreben nach Umweltschutz und Nachhaltigkeit verbinden. Durch den Umzug von Wiesbaden nach Köln wurden beide Themen immer mehr zu einem persönlichen Anliegen von Vernon. Denn die neu gewonnene Freiheit in der Domstadt barg auch Freiheiten in der Wahl der Lebensmitteleinkäufe. Ein Produkt auf den Markt zu bringen, das einen positiven Mehrwert abbildet, ging mit diesen Gedanken Hand in Hand.

Die Wahl, sich für den Bienenschutz einzusetzen, folgte dann nicht nur aus der Tatsache, dass Philipp und Vernon Honig anstelle von Zucker für ihre Marke verwenden, sondern auch aus dem Bestreben heraus, Bienenschutz sichtbarer für alle zu machen. Denn auch wenn Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz mittlerweile in vielen Lebensbereichen Anklang finden, so gerät der Bienenschutz in der öffentlichen Wahrnehmung leider ab und an ins Hintertreffen. Denn möchte der Einzelne gern etwas zum Bienenschutz beitragen, gestaltet sich dies oft schwieriger als gedacht. Zwar kann man z. B. vegane Produkte aus dem Supermarkt kaufen und hat so den Impact vor Augen – Bienenkolonien zum Schutz zu kaufen, gestaltet sich hingegen leidlich schwierig.

Ein weiteres Problem des Bienenschutzes ist nicht nur die Sichtbarkeit im Alltagsleben, sondern auch, dass aktives Eingreifen und Helfen komplizierter ist, als manch einer denken mag. Denn wenn man nicht direkt einen Garten hat, den man bienenfreundlich bepflanzen kann, wird es schwierig für Einzelpersonen, einen direkten Impact zu schaffen. Und obwohl es viele junge Menschen gibt, die sich gern ihre eigene Imkerei aufbauen würden, ist der Start meist arbeitsaufwendig und zu teuer.

Oh, Honey! möchte all dem entgegenwirken und lässt 10 Cent aus den Einnahmen jeder einzelnen Flasche direkt in Bienenschutzprojekte fließen. Dass der verwendete Honig zu 100% aus regionalem Bio-Anbau stammt, ist dabei schon fast selbstverständlich. Aktuell teilt das Team von Oh, Honey! die erwirtschafteten Spenden auf. Ein Teil fließt aktuell in ein Bienenvolk von 50.000 Bienen, das für eine Imkerin neu angelegt wird. Ein weiterer Teil wird an Hektar Nektar gespendet. Hektar Nektar ist eine Initiative, die sich für den Bienenschutz mit Firmen, Privatpersonen und Imkern zusammenschließt, um bienenfreundliche Projekte zu realisieren. Außerdem möchte sich Oh, Honey! nicht nur auf den Schutz von Honigbienen festlegen und spendet daher einen weiteren Teil der Einnahmen an Wildbienenprojekte. 

Allgemein möchte sich Oh, Honey! – auch wenn Philipp mittlerweile nicht mehr im Unternehmen ist – nicht nur als Marke für Bienenschutz etablieren, sondern natürlich auch für Lifestyle und Nachhaltigkeit stehen. Vernon möchte mit seinem Unternehmen einen positiven ökologischen Impact schaffen und dabei nicht nur durch die Einnahmen finanziell Einfluss nehmen, sondern durch Präsenz im Supermarkt Neugierde zum Thema Bienenschutz wecken.

Am Puls der Zeit

Today’s Ideas. Tomorrow’s Impact“ könnte man mit dem WiSo-Motto zu dieser Erfolgsgeschichte beinahe sagen.

Auf die Frage hin, welchen Impact das BWL-Studium an der WiSo-Fakultät auf seine aktuelle Situation hat, kann sich Vernon an einiges erinnern. Natürlich hatte das Studium keine direkten Auswirkungen auf das Teekochen in der Küche, aber je unternehmerischer die Entwicklungen um Oh, Honey! wurden und umso näher der Markteintritt kam, desto mehr wurde auch das Gelernte anwendbarer. Nicht zuletzt half auch das Netzwerk der WiSo und der Austausch mit Kommiliton:innen, studentischen Initiativen und anderen Gründer:innen abseits der Theorie.

Dass die WiSo-Fakultät ab dem kommenden Wintersemester mit dem neuen Bachelorprogramm „Management, Economics and Social Sciences“ startet, war wie Musik in Vernons Ohren. Das neue Programm kombiniert interdisziplinär globale Herausforderungen unserer Zeit wie Nachhaltigkeit, soziale Ungleichheit und digitale Transformation. Auf die Frage, welche Tipps er für die neuen Erstsemester habe, antwortete er freudig: „Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu einer exzellenten Studienwahl, denn das sind die Themen der Zukunft!“ Er freue sich, dass solche Themen nun auch in akademischem Rahmen mehr und mehr Anklang finden und könne nur allen Studierenden dazu raten, das theoretische Wissen in der Praxis sofort zu vertiefen, umzusetzen und so in den Austausch mit anderen zu kommen. Und für diesen Tipp – Themen, die die Zukunft bestimmen werden mit persönlichen Anliegen im Berufsbild zu verbinden –, ist Vernon selbst dann auch das perfekte Beispiel.

Pläne, Wünsche und Ideen für die Zukunft von Oh, Honey! hat Vernon auch zur Genüge. Viele Menschen in der Region für das Produkt und Konzept zu begeistern, steht da natürlich an oberster Stelle. Aber das ganze Team freut sich auch darauf, nach der erfolgreichen Listung bei Alnatura und Rewe einen hoffentlich erfolgreichen Sommer bestreiten zu können. Und nicht zuletzt würde sich Oh, Honey! auch wünschen, durch den Umzug in ein eigenes Team-Büro das Unternehmen weiter auszubauen – ganz wie ein kleiner Bienenschwarm, der sich seine eigene Kolonie in seinem Bienenstock aufbaut.

Das Team von Oh, Honey!