zum Inhalt springen

Jana Kielwein im Interview

© Stephanie Lieske
Unsere Alumna Jana Kielwein (BA BWL und MA Wirtschaftspädagogik) hatte früh einen konkreten Karriereplan und unmittelbar nach Ihrem Abschluss an der WiSo auch ihren ersten Job in der Tasche. Alles war nach diesem Plan verlaufen und sie startete voller Euphorie in ihren ersten richtigen Job.
Doch dann musste sie erkennen, dass der Job in der Realität nicht ihren Vorstellungen standhalten konnte und nicht so gut zu ihr passte, wie sie sich das erhofft hatte. Sie wechselte mehrfach den Arbeitgeber, aber die Ernüchterung blieb. Zu der Zeit fing sie an sich zu fragen, was wirklich zu ihr und ihrem Leben passt und machte sich schließlich 2019 als Jobcoach und Karriereberaterin selbstständig. So konnte sie aus ihren vermeintlichen Schwächen echte Stärken machen – eine Entscheidung, die sie nicht bereut. Seitdem unterstützt sie andere dabei, sich über den eigenen Karriereplan klar zu werden und bringt dabei als Expertin für New Work und Mindfulness ganz ungewohnte Elemente in die Beratung ein.
Wie ihre Entwicklung sie professionell und auch persönlich geprägt hat, erzählte Jana Kielwein uns im Alumni-Interview.

Seid mutig, probiert euch aus und seid bereit Fehler zu machen. Ihr könnt euren Kurs jederzeit korrigieren.

Jana Kielwein

Liebe Jana, du hast an der WiSo deinen Bachelor in BWL und deinen Master in Wirtschaftspädagogik gemacht. Hattest du einen genauen Karriereplan, als du dich für dieses Studium entschieden hast?

Ja, tatsächlich hatte ich schon einen sehr konkreten Karriereplan. Ich wusste schon nach meiner Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau, dass ich mit Menschen arbeiten wollte. Eine Karriere im HR-Bereich schien mir damals genau die richtige Wahl zu sein. Auf dieses Ziel richtete ich also mein ganzes Studium aus. Ich suchte mir Nebenjobs aus, die zu diesem beruflichen Ziel passten, und übernahm schließlich sogar als 2. AStA-Vorsitzende alle Personalthemen des Allgemeinen Studierendenausschusses.

Wie sahen deine ersten Karriereschritte aus?

Ich bin bereits nach meinem Bachelor in meinen ersten HR-Job bei einer großen deutschen Bank gestartet und habe dort in Teilzeit neben meinem Master Studium gearbeitet. Auf dem Blatt Papier war es genau das, was ich mir gewünscht hatte. Großer Name, tolles Gehalt, schicker Titel… Jackpot! Ich sah schon die große HR-Karriere vor mir. Ich bin also voller Euphorie in diesen ersten richtigen Job gestartet. Leider stellte sich dann schon bald die große Ernüchterung ein.

Im Einklang mit der eigenen Persönlichkeit, den eigenen Stärken und Werten zu arbeiten, ist für berufliche Zufriedenheit das A und O.

Jana Kielwein

Ich bin mit dem Wunsch ins Berufsleben gestartet, im Leben von Menschen einen Unterschied zu machen und zu ihrer persönlichen Entwicklung beizutragen. Ich wollte etwas bewirken. Doch das konnte ich in meiner Rolle als HR Business Partner nicht in dem Ausmaß, wie ich mir das gewünscht hätte. Als Personalerin war ich in letzter Instanz immer Unternehmensvertreterin. Um die Bedürfnisse und Potenziale der einzelnen Mitarbeitenden ging es nach meinem Gefühl leider viel zu selten. Für mich persönlich war das sehr frustrierend.

Ich wechselte mehrfach den Arbeitgeber in der Hoffnung, dass es irgendwo anders besser sein könnte, doch das war es nicht. Meine Selbstzweifel wurden immer größer. Was ich damals allerdings nicht tat, war reflektieren. Die wirklich wichtigen Fragen stellte ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht.

© Stephanie Lieske

Für mich kam der Wendepunkt erst 2017 im Zuge meiner systemischen Coaching-Ausbildung beim Institut für angewandte Psychologie. Dort habe ich erkannt: Im Einklang mit der eigenen Persönlichkeit, den eigenen Stärken und Werten zu arbeiten, ist für berufliche Zufriedenheit das A und O.

Jeder Job und jede Erfahrung, die ich im Berufsleben machen durfte, hat letztlich dazu beigetragen, dass ich heute den Job machen kann, der mir wahnsinnig am Herzen liegt und der wirklich gut zu mir passt. Dafür bin ich sehr dankbar. Hätte ich mir jedoch bereits im Studium Gedanken darüber gemacht, was wirklich zu mir passt, hätte ich mir vielleicht die eine oder andere Frustration bzw. Jobschleife erspart.

Nach deiner Coaching-Ausbildung hast du dich im Sommer 2019 als Jobcoach und Karriereberaterin schließlich selbstständig gemacht.  Wie kam es zu dieser Entscheidung?

In meinem alten Job kam ich irgendwann an den Punkt, an dem ich gemerkt habe: So geht es nicht weiter. Ich war ausgebrannt und musste mir eingestehen, dass es Zeit war, grundsätzlich etwas zu verändern. Doch was? Das Alte war vorbei, aber ich hatte keine Ahnung, wie es für mich weitergehen sollte.

Am Anfang meiner beruflichen Neuorientierung musste ich mir also zunächst einige elementare Fragen stellen: Wer bin ich? Was kann ich? Was ist mir wichtig? Welchen Beitrag möchte ich leisten? Und welche Rahmenbedingungen brauche ich dafür?

Als ich alle diese Fragen für mich geklärt und ich diesen persönlichen Schmerzpunkt für mich aufgelöst hatte, lag der Weg für mich schon fast auf der Hand.

Indem ich viele dabei unterstütze, ihren Job mit Sinn zu finden, kann ich einen Beitrag dazu leisten, dass sich nach und nach das große Ganze verändert.

Jana Kielwein

Den finalen Ausschlag für die Selbstständigkeit hat dann schließlich mein starkes „Warum“ gegeben. Meine Vision ist eine Arbeitswelt - weg von höher, schneller, weiter - in der jeder einzelne Mensch zählt und sein volles Potenzial entfalten kann. In der jeder seine zu ihr oder ihm passende berufliche Bühne findet. Natürlich ist das ein sehr ambitioniertes Ziel, aber ich bin davon überzeugt, dass viele kleine Veränderungen eine ganze Bewegung auslösen können. Indem ich viele dabei unterstütze, ihren Job mit Sinn zu finden, kann ich einen Beitrag dazu leisten, dass sich nach und nach das große Ganze verändert.

Heute bin ich stolz darauf, dass ich damals diese mutige Entscheidung getroffen habe. Ich habe für mich Erfolg neu definiert und mir mit meiner Selbstständigkeit als Jobcoach und Karriereberaterin einen Arbeitskontext geschaffen, der genau zu mir und meinem Leben passt. Der aus meinen vermeintlichen Schwächen echte Stärken macht, mich mit Stolz und Sinn erfüllt und sich mit meiner Rolle als Mutter vereinbaren lässt.

Du bist Expertin für New Work und Mindfulness und bringst diese Elemente auch in dein Coaching ein. Kannst du erklären, was das genau ist und warum du dich damit beschäftigst?

Für mich sind beide Themen sehr eng mit dem Thema berufliche Erfüllung verbunden. New Work ist ein Megatrend, der unsere Arbeitswelt gerade stark verändert. Der Begriff wurde in den 1970er Jahren von Frithjof Bergmann geprägt. Im Zentrum der Bewegung steht die Frage „Was ist es, was du wirklich, wirklich willst?“ New Work rückt also die Sinnfrage in den Vordergrund und genau daran arbeite ich im Rahmen der Jobcoachings mit meinen Klient*innen.

© Stephanie Lieske

Mindfulness ist für mich ein weiterer wichtiger Baustein in meiner Arbeit als Jobcoach. Achtsamkeit stammt ursprünglich aus dem Buddhismus und bedeutet mit Körper und Geist vorurteilsfrei im gegenwärtigen Moment zu sein. Klingt vielleicht erstmal banal, aber tatsächlich sind wir den größten Teil des Tages im Autopiloten unterwegs und nehmen gar nicht richtig wahr, was um uns herum passiert oder wie es uns geht. Um in einem Selbstreflexionsprozess den richtigen Beruf für sich zu finden, ist es jedoch essenziell, dass wir aus diesem Automatismus aussteigen, zur Ruhe kommen und ein Gefühl dafür entwickeln, wie es uns geht und was wir brauchen. Außerdem ist die Achtsamkeitspraxis in meiner Tätigkeit als Mindful2Work Trainerin, neben Bewegung und Yoga, ein wichtiges Element zur Stärkung der Resilienz meiner Kursteilnehmer*innen. Eine Kompetenz, die in der heutigen Arbeitswelt eine immer wichtigere Rolle einnimmt.

Meine Vision ist eine Arbeitswelt - weg von höher, schneller, weiter - in der jeder einzelne Mensch zählt und sein volles Potenzial entfalten kann.

Welchen Blogs, Podcasts, Social-Media-Kanälen usw. folgst du, um dich auf dem Laufenden zu halten?

Für die Themen „Erfülltes Arbeiten“ und „Berufliche (Neu-)Orientierung“ kann ich die Podcasts von Juliane Rosier „Der Generation WHY Podcast“ und Jannike Stöhr „Kopf Herz Erfolg“ sehr empfehlen. Ansonsten lese ich immer wieder gerne das STRIVE Magazin oder „Neue Narrative“ und schaue regelmäßig auf der Homepage vom Zukunftsinstitut vorbei.

Was würdest du unseren Studierenden am Ende dieses Interviews gerne mit auf den Weg geben?

Die Antwort auf diese Frage möchte ich gerne mit einem meiner Lieblingszitate, das vermutlich von Albert Einstein stammt, einleiten: „Jeder von uns hat ein unglaubliches Potenzial. Aber wenn ein Fisch daran gemessen wird, wie gut er auf einen Baum klettern kann, wird er immer denken, er wäre dumm.”

Und genau so ist es. Das durfte ich in den letzten Jahren auch in zahlreichen Coachings zur beruflichen Neuorientierung lernen. Für jede einzelne und jeden einzelnen von euch gibt es genau den richtigen Kontext. Vielleicht haben nicht alle das Glück ihn sofort zu finden. Aber das ist ok, das gehört dazu. Seid mutig, probiert euch aus und seid bereit Fehler zu machen. Ihr könnt euren Kurs jederzeit korrigieren.

Ihr habt alle ein unglaubliches Potenzial. Sonst würdet ihr nicht an dieser renommierten Universität studieren. Hört niemals auf daran zu glauben und lasst euch nicht verbiegen. Bleibt authentisch, arbeitet an euren Stärken und fokussiert euch nicht auf eure Schwächen. Behaltet dabei immer im Hinterkopf: „Keiner ist wie ich und genau das ist mein größtes Asset!“

Ich bedanke mich für deine Zeit und für das Interview.