Anneliese Bischof im Interview
Desinfektion ist Ihr Geschäft
Covid-19 greift nach wie vor weltweit um sich. Gegen das Virus gibt es zurzeit kein Medikament und keine Impfung. Was momentan helfen kann sind hygienische Vorsorgemaßnamen und Desinfektionsmittel für Oberflächen, um die weitere Ausbreitung einzudämmen.
Unsere Alumna Anneliese Bischof (Jahrgang 2016 - M.Sc. Corporate Development) ist, Business Director Disinfection, Leiterin des Geschäfts mit Desinfektionsmitteln bei LANXESS. Sie ist für die globale und strategische Ausrichtung des Geschäftsbereichs "Desinfektion" verantwortlich.
Wir sprachen mit Ihr über ihre Arbeit in Zeiten von Corona und über ihre Studienzeit an der WiSo-Fakultät.
Liebe Frau Bischof, nach dem Ausbruch des Coronavirus verzeichnet sich weltweit eine verstärkte Nachfrage nach Desinfektionsmitteln. Wie wirkt sich diese Situation auf Ihre Arbeit aus?
Im Rahmen des COVID-19 Ausbruchs haben wir nochmal einen deutlichen Nachfrageanstieg für unsere Oberflächendesinfektionsmittel aus der ganzen Welt gesehen, auch aus Ländern mit denen vorher kaum bis gar keine Geschäfte gemacht wurden – unteranderem waren darunter auch ein paar echte „Exoten“ wie Mauritius, Tadschikistan oder die Mongolei dabei.
Für uns kam die Corona-Pandemie aber zusätzlich zu einer bereits zuvor sehr starken Nachfrage im Rahmen der Afrikanischen Schweinepest, welche letztes Jahr in Asien und Osteuropa gewütet hat und auch heute noch nicht vollständig gebändigt ist. Darüber hinaus ist aber natürlich auch der Wettbewerbsdruck in sehr vielen Ländern auf Grund von Fast Track Registrierungsverfahren gestiegen, jedoch sind unsere Produkte bereits seit Jahrzehnten mit einer starken Marke vertreten und verzeichnen auf Grund dessen aktuell ein enormes Wachstum.
Persönlich fühlt es sich aber in diesen gesamtheitlich besonderen Zeiten jedoch auch gut an zu wissen, dass man einen sozialen Beitrag zu der Pandemie-Bewältigung leistet. Natürlich ist auch für mich einer der entscheidenden Unterschiede in der momentanen Situation, dass Geschäftsreisen aktuell nicht stattfinden können. In meiner globalen Rolle bin ich normalerweise viel in der Welt unterwegs, was nun mit einem Schlag entfallen ist. In solchen Zeiten noch die Nähe zum Kunden und zum Team zu halten ist durchaus eine neue Herausforderung, aber wir haben kreative Mittel und Wege gefunden, um auch diese Schwierigkeiten zu überwinden.
Können Sie uns über Ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten als Business Director Disinfection mehr erzählen?
In meiner Rolle bin ich für die globale und strategische Ausrichtung des Geschäftsbereichs Desinfektion innerhalb von LANXESS verantwortlich und trage auch die Verantwortung für den finanziellen Erfolg des Segments.
Die Bereiche Produktmanagement, Technisches Marketing, Produktentwicklung und Marketing Kommunikation sind zudem in meiner direkten Führungsspanne. In meiner Rolle gibt es keinen geregelten Alltag, aber genau das finde ich sehr spannend, da jeden Tag neue Themen und Herausforderungen hinzukommen, die es zu lösen gilt.
Da wir im Bereich der Desinfektionsmittel mit Bioziden Wirkstoffen arbeiten, welche auf der ganzen Welt stark reguliert sind, arbeite ich auch sehr eng mit unserer regulatorischen Abteilung zusammen, um unsere Produkte gesetzlich konform auf den Markt zu bringen. Dies kann in manchen Fällen 3 Monate in anderen 5 Jahre dauern!
Und was macht Ihnen in Ihrer Position besonders Freude?
Ich habe mir immer eine international geprägte Position gewünscht, da ich auch privat eine große Freude am Reisen habe und mich für Sprachen und Kulturen interessiere. Meine heutige Position ermöglicht es mir dabei Geschäftskontakte auf der ganzen Welt kennenzulernen und ein internationales Netzwerk aufzubauen.
Welches sind die für Ihren heutigen Beruf die wichtigsten Inhalte oder Erkenntnisse aus Ihrem Studium?
Ich habe während meines Studiums versucht möglichst viele praxisnahe Angebote anzunehmen (Case Studies, Business Projekt bei der Deutschen Bahn AG, Kurs bei einem EY Partner). Dies hat mir schon damals die Möglichkeit gegeben tiefe Einblicke in verschiedene Industrien und Arbeitsbereiche zu bekommen und viele der theoretischen Modelle, die man in der Uni lernt, in der Praxis anzuwenden. Diese sind für mich auch heute auch noch immer sehr nützlich, um strategische Ansätze zu evaluieren, die richtigen Fragen zu stellen und eine Situation ganzheitlich zu beleuchten. Ich sitze zwar selten in meinem Alltag und male mir beispielsweise Porter’s Five Forces oder eine BCG Matrix auf, aber die Mechanismen, die in solchen Modellen beschrieben werden, haben durchaus eine praktische Relevanz in einem Geschäftsalltag.
Ich sitze zwar selten in meinem Alltag und male mir beispielsweise Porter’s Five Forces oder eine BCG Matrix auf, aber die Mechanismen, die in solchen Modellen beschrieben werden, haben durchaus eine praktische Relevanz in einem Geschäftsalltag.
Wenn Sie an Ihre Studienzeit zurückdenken: Gibt es Situationen oder Persönlichkeiten die Sie besonders geprägt haben?
Ich wurde in einer Gastvorlesung durch Dr. Rainier van Roessel (ehem. LANXESS Vorstandsmitglied & Alumnus der WiSo-Fakultät) in meinem ersten oder zweiten Semester auf meinen jetzigen Arbeitgeber aufmerksam. Ich fand damals die Firma schon sehr interessant und habe mich daraufhin, als ich nach einer praktischen Kooperation für meine Masterarbeit gesucht habe, initiativ bei LANXESS beworben und konnte meine Abschlussarbeit, dann Dank der Unterstützung von Professor Ebers, bei LANXESS verwirklichen. Diese Beziehung zu dem Lehrstuhl von Professor Ebers ist auch nach meinem Eintritt bei LANXESS weiter bestehen geblieben, sodass ich unter anderem zwei Business Projekte in Kooperation zwischen dem Lehrstuhl und LANXESS durchgeführt habe.
Bitte vervollständigen Sie den Satz: Denke ich an meine Studienzeit in Köln zurück, denke ich an…
…viel Arbeit gepaart mit viel Spaß und vielen interessanten Erkenntnissen, die mir geholfen haben meinen weiteren beruflichen Weg zu definieren.
Genießt die Zeit und die Freiheit, die die Studienzeit mit sich bringt
Was würden Sie unseren Studierenden gerne mit auf den Weg geben? Was sind Ihre drei Tipps?
a. Nehmt alle praxisnahen Möglichkeiten mit, die euch geboten werden (Business Projects, Unternehmenspräsentationen, Praktika), um einen möglichst guten Einblick in den Arbeitsalltag vor dem Studium zu bekommen.
b. Nutzt die Möglichkeiten euren Horizont über das rein fachliche Angebot der Uni hinaus zu erweitern
c. Genießt die Zeit und die Freiheit, die die Studienzeit mit sich bringt und reist so viel ihr könnt (inkl. Auslandssemester)
Vielen Dank für das Interview!
Interview: Ayla Wisselinck