Jan Kressin im Interview
Unser Alumnus Jan Kressin (Abschlussjahr 2023) hat an der WiSo BWL studiert und einen Master in Business Administration mit Spezialisierung in Marketing gemacht. Während seines Studiums war er Werksstudent bei Capgemini Invent, congstar und schließlich bei Polestar, wo er seit seinem Abschluss als Marketing and Brand Activation Specialist arbeitet. In unserem Alumni-Interview sprachen wir mit ihm über die Wichtigkeit von praktischen Erfahrungen neben dem Studium, welche Rolle die persönliche Identifikation mit der Marke für die Auswahl eines Arbeitgebers spielen kann und mit welchen Vorbehalten und Bedenken aber auch Erwartungen und Wünschen er den Übergang vom Studium ins Berufsleben gemeistert hat.
Meine durch die Praktika und Werkstudentenstellen gesammelten Erfahrungen haben mir besonders dabei geholfen zu verstehen und festzustellen, wo meine Stärken, Schwächen und Interessen liegen - aber auch und vor allem in welche berufliche Richtung ich mich nicht weiter entwickeln möchte.
Lieber Jan, du arbeitest derzeit bei Polestar, einem jungen Autohersteller, der sich auf Elektromobilität spezialisiert hat. Dort bist du Marketing and Brand Activation Specialist. Beschreib uns bitte kurz, was das genau ist und was deine typischen Aufgaben sind?
Sehr gerne! Grundlegend und übergreifend bin ich, gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen, für den Aufbau und die Positionierung der Marke Polestar im hart umkämpften deutschen Automobilmarkt verantwortlich.
Die von dir bereits genannte, breit gefasste Stellenbeschreibung des Marketing und Brand Activation Specialist integriert dabei viele spannende Teilbereiche des Marketings, bei denen, wie der Name schon verrät, immer die Aktivierung der Marke Polestar im Vordergrund steht; sei es um Markenbekanntheit zu schaffen, potenzielle Kunden zur individuellen Konfiguration eines unserer Autos auf der Website zu bewegen oder Probefahrtenbuchungen und schlussendlich Sales zu generieren. Alle Tätigkeitsbereiche zielen somit auf Full Funnel Conversions ab.
Ich arbeite in einem sehr dynamischen Arbeitsumfeld, in dem es nicht langweilig wird und jeder Tag meistens ein wenig anders und manchmal ganz anders als der Vorherige aussieht.
Die Aufgaben im daily business reichen damit von Customer-Relationship-Management, über Media-Aktivierungen, wie bspw. größere Out-of-Home Kampagnen, bis hin zur Etablierung und Steuerung von Marken-Kollaborationen und -Partnerschaften.
Alles in allem arbeite ich in einem sehr dynamischen Arbeitsumfeld, in dem es nicht langweilig wird und jeder Tag meistens ein wenig anders und manchmal ganz anders als der Vorherige aussieht.
Polestar ist ein junges Unternehmen in einer Zukunftsbranche. Welche Faktoren haben bei der Auswahl deines Arbeitgebers die entscheidende Rolle gespielt?
Rückblickend auf meine bisherigen beruflichen Erfahrungen, als auch jetzt bei Polestar, spielt für mich die persönliche Identifikation mit der Marke als auch den Dienstleistungen bzw. Produkten eine entscheidende und große Rolle bei der Auswahl meines Arbeitgebers.
Keine so einfach zu erfüllenden Kriterien; ich bin aber der Überzeugung, dass sich die Herausforderungen im Marketing, welche sich stets durch die Nähe zu (potenziellen) Kunden und dem unternehmenseigenen Angebot auszeichnen, nur so mit Begeisterung und Zielstrebigkeit gewinnbringend für das Unternehmen als auch die persönliche Zufriedenheit im Job, meistern lassen.
Ich möchte die Tonalität bzw. Sprache der Marke, sowie die Markenidentität und damit einhergehende -positionierung verstehen und leben wollen. Privat begeistere ich mich für Apple, Sonos, Acaia, Fellow und andere durchdachte Brands und deren Produkte, die durch die Paarung von technischer Hochwertigkeit und gelungener Ästhetik stets eine Faszination in mir auslösen.
Polestar bringt genau diese beiden Welten zusammen: Zukunftsweisende Technologie und Innovation gepaart mit einer klaren skandinavisch zurückhaltenden Designsprache, die auffällt und überzeugt.
Der Reiz, eine neue, junge Marke gemeinsam mit einem ambitionierten, kleinen Team aufzubauen und in einem stark umkämpften Markt zu etablieren, verspricht außerdem ein hohes Maß an Dynamik und einen wahr gewordenen Traum eines jeden Marketeer.
Du warst schon gegen Ende deines Studiums als Werksstudent bei Polestar beschäftigt, vorher hast du bei Capgemini Invent und congstar gejobbt. Inwiefern waren diese praktischen Erfahrungen hilfreich für deine weitere berufliche Orientierung?
In zwei Worten: Sehr hilfreich. Da das Studium in erster Linie theoretische Inhalte vermittelt und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit universitärer Lehre fördert und fordert, ist es aus meiner Sicht speziell in der BWL unerlässlich, praktische Erfahrungen zu sammeln, um eine konkrete Vorstellung und ein Verständnis von der Arbeit im Wirtschaftssektor zu erlangen.
Meine durch die Praktika und Werkstudentenstellen gesammelten Erfahrungen haben mir besonders dabei geholfen zu verstehen und festzustellen, wo meine Stärken, Schwächen und Interessen liegen, aber auch und vor allem in welche berufliche Richtung ich mich nicht weiter entwickeln möchte.
Diese letzteren Erkenntnisse sind dabei mindestens genauso wertvoll, wenn nicht sogar wertvoller für den eigenen Werdegang. Ein sich selbst Ausprobieren und Beobachten in unterschiedlichen Unternehmensbereichen und ein Sammeln diverser Einblicke in verschiedene Industrien hilft somit zu verstehen, was man sich für die eigene berufliche Zukunft vorstellen und auch eben nicht vorstellen kann.
Der Reiz, eine neue, junge Marke gemeinsam mit einem ambitionierten, kleinen Team aufzubauen und in einem stark umkämpften Markt zu etablieren, verspricht ein hohes Maß an Dynamik und einen wahr gewordenen Traum eines jeden Marketeer.
Wie würdest du deinen Übergang vom Studium ins Berufsleben beschreiben? Mit welchen Erwartungen und Wünschen oder auch Vorbehalten und Bedenken bist du ins Berufsleben gestartet? Gab es besondere Herausforderungen?
Ich würde den Übergang vom Studium ins Berufsleben als relativ fließend beschreiben. Durch meine Praktika konnte ich glücklicherweise erste Erfahrungen im Corporate Vollzeit-Arbeitsleben sammeln. Und durch meine 2022 gestartete Werkstudententätigkeit bei Polestar kannte ich bereits das Unternehmen sowie die Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich in meiner Vollzeitrolle zusammenarbeiten würde. Neben der Aufgabenerweiterung und Übertragung eines größeren Verantwortungsbereichs war mir somit vieles bereits bekannt und demnach der Schritt aus der Universität in den Job nicht allzu groß und aufregend.
Gewünscht und vorgestellt habe ich mir dynamisches, mich weder unter- noch überforderndes Arbeiten, spannende Projekte und vor allem in der ersten Zeit meine Rolle im Unternehmen zu finden und zum Erfolg des Unternehmens bereits kurzfristig beitragen zu können.
Besorgt hat mich einem zu hohen Stresslevel ausgesetzt sein zu können und neben der Arbeit wenig Zeit für anderes zu finden. Das Übereinkommen von Arbeit und Privatleben ist mir wichtig. Dabei die Balance zu finden, mit dem Wunsch sein Bestes auf der Arbeit geben zu können, ohne die eigene Beziehung, Freunde oder sich selbst zu vernachlässigen stellte eine große Sorge für mich da.
Ein offensiver Umgang, sowohl mit den Wünschen als auch Sorgen, in Form von offener Kommunikation mit den Mitarbeitenden und in erster Linie Vorgesetzten, hilft mir persönlich, die eigenen Vorstellungen zu erreichen und Vorbehalte aus dem Weg zu räumen. Gerade letztere zu teilen und festzustellen, dass man mit seinen Sorgen nicht alleine ist, hilft ungemein in der Bewältigung.
Du bist jetzt über ein Jahr bei Polestar. Wie hat dich dein Studium aufs Berufsleben vorbereitet? Oder gab es rückblickend etwas in deinem Studium, das du heute anders machen würdest?
Kontrovers und im engeren Sinne der Frage beantwortet, hat das Studium mich nicht auf das Berufsleben vorbereitet. Es stellt ja auch, entgegen der Erwartungshaltung vieler Studienanfänger, kein Äquivalent zu einer klassischen Ausbildung dar und hat damit gar nicht zur Aufgabe, zwingend auf den beruflichen Alltag einzustimmen.
Nichtsdestotrotz und im weiteren Sinne haben mich der Bachelor und der Master das Handeln in Stresssituationen, die Analyse, Beurteilung und Strukturierung komplexer Probleme und Sachverhalte, sowie lösungsorientiertes Denken, auch unter Zeitdruck, gelehrt, ganz abgesehen von einem grundlegenden Verständnis für wirtschaftlich agierende Akteure sowie die verschiedenen, in den meisten Unternehmen zu findenden Departments samt Aufgabenbereiche. All diese erlangten Skills helfen sehr im beruflichen Alltag.
Intensiviert wurde diese Vorbereitung durch die sehr praxisorientierte Ausrichtung meines Masterstudiums (einige spannende Projektarbeiten in Kooperation mit großen Unternehmen wie Henkel, L‘Oréal und Nestlé) und das dort verlangte projektbasierte Arbeiten mit realen Problemstellungen und der geforderten Anwendung bekannter und in der Praxis häufig genutzter Methoden und Modelle – die SWOT-Analyse hat es bereits in meinen beruflichen Alltag geschafft.
Der Bachelor und der Master haben mich das Handeln in Stresssituationen, die Analyse, Beurteilung und Strukturierung komplexer Probleme und Sachverhalte, sowie lösungsorientiertes Denken, auch unter Zeitdruck, gelehrt.
Könntest du den folgenden Satz vervollständigen: Denke ich an meine Studienzeit in Köln zurück, denke ich…
an klapprige, kleine Holztische mit unmöglichem Neigungswinkel im Hörsaalgebäude, die nicht nur das Mitschreiben bei Vorlesungen, aber auch während Klausuren (neben den herunterfallenden Taschenrechnern) einem den Nerv geraubt und manchmal neben den zu bearbeitenden Aufgaben die wahre Herausforderung dargestellt haben.
an die Notenvergabe durch KLIPS über den E-Mail-Betreff. Durch die eingestellten Push-Benachrichtigungen auf dem Handy hat man so im Laufe des Studiums die Ergebnisse seiner Klausuren in der Bar, auf der Toilette, in der KVB oder anderen Orten erhalten.
an Kölsch, Kneipen, Karneval.
an gefundene Freunde und die Liebe zu meiner Freundin, die durch und trotz des gemeinsamen Bachelor-Studiums seit mittlerweile 5 ½ Jahren gewachsen ist und jeden Tag weiterwächst.
Würdest du unseren Studierenden abschließend noch drei Tipps mit auf den Weg geben?
Entscheidungen treffen ist hart – Hört auf euer Herz und euren Bauch, auch oder gerade im universitären und beruflichen Kontext. Eine rationale Abwägung ist wichtig und die eine Seite – aber euer Bauchgefühl trügt euch nie. Eine Entscheidung für oder gegen das Wählen oder Abwählen eines Seminars, für oder gegen einen angebotenen Praktikumsplatz oder eine Werkstundenstelle trefft ihr immer in einem Moment, in dem es sich richtig anfühlt unter Berücksichtigung aller zu diesem Zeitpunkt bekannten Einflüsse – dann ist es selbst in der Rücksicht IMMER die richtige Entscheidung.
Hört in euch rein und seid ehrlich mit euch – Gefällt mir das Studium, das Praktikum oder der Job und kann ich mir vorstellen langfristig damit glücklich zu werden? Es ist nichts dabei zu stolpern, etwas aufzugeben und von neu zu beginnen; im Gegenteil.
Hört in euch rein und seid ehrlich mit euch – Gefällt mir das Studium, das Praktikum oder der Job und kann ich mir vorstellen langfristig damit glücklich zu werden? Es ist nichts dabei zu stolpern, etwas aufzugeben und von neu zu beginnen; im Gegenteil. Es hilft um in jungem Alter zu verstehen wer man sein will und wohin man sich persönlich und beruflich entwickeln möchte, auch wenn die gewonnenen Erkenntnisse manchmal hart sein können.
Last but not least: Nehmt das Studium ernst, wenn ihr ambitioniert seid. Gute Noten können helfen in bestimmten Bereichen Türen zu öffnen. Aber erkennt auch, dass der Erfolg im Studium nicht alles ist und es sich lohnt links und rechts des Weges zu schauen und auch mal Abzweigungen zu nehmen, um das Studieren wahrlich genießen zu können. Es lohnt sich einige wenige Dinge, die einem persönlich sehr wichtig sind immer ernst zu nehmen, aber davon abgesehen auch mit Humor, einem Augenzwinkern und manchmal sogar einer Gleichgültigkeit im positivsten Sinne durchs Leben zu laufen.
Ich bedanke mich für deine Zeit und für das Interview.