Interview mit Gunnar Loehr
„Steht zu Euren Werten und Überzeugungen. Auch gegen Widerstände. Langfristig zahlt sich das aus.“
Nach seinem Studium zum Diplomkaufmann an der Universität zu Köln studierte unser Alumnus Gunnar Loehr im CEMS-Master International Management und absolvierte ein Auslandssemester an der Copenhagen Business School.
Im Anschluss arbeitete er bei der Lufthansa Cargo in Madrid, Dubai und Frankfurt, sowie als VP Latin America & Caribbean in São Paulo. Seit Juli 2019 hat er den Posten des Head of Procurement & Infrastructure bei der Lufthansa Cargo in Frankfurt inne. Wir sprechen mit Gunnar Loehr über seine Auslandserfahrung und blicken auf seine Zeit als Student in Köln zurück.
Herr Loehr, Sie haben an der WiSo-Fakultät im CEMS-Master International Management studiert und waren danach lange im Ausland tätig. Wie hat der Studiengang Sie auf die internationale Tätigkeit vorbereitet?
Schon vor meiner CEMS Zeit hatte ich mich für ein Leben und Arbeiten im Ausland interessiert, aber mit den vielen tollen Erfahrungen in meinem CEMS-Gastsemester in Kopenhagen wurde diese Idee dann zu einem konkreten Plan. Meinen ersten Job bei Lufthansa Cargo habe ich nach meinem CEMS-Auslandspraktikum in London angeboten bekommen, mein damaliger Chef wurde nach Madrid versetzt und hat mich gefragt, ob ich mitkommen wolle.
Bei globaler Verantwortung und den vielen zu bedenkenden Abhängigkeiten ist der Arbeitsalltag geprägt von Kommunikation und Abstimmung.
Sie waren für die Lufthansa Cargo in Frankfurt, Madrid, Dubai und zuletzt von 2015 bis 2019 in São Paulo tätig. Wie unterscheidet sich der deutsche Arbeitsalltag vom brasilianischen?
Um ehrlich zu sein ist der größere Unterschied, zumindest in einem Konzern, ob man im Headquarter oder in der Außenorganisation (und die gibt es auch in Deutschland) arbeitet. Bei globaler Verantwortung und den vielen zu bedenkenden Abhängigkeiten ist der Arbeitsalltag geprägt von Kommunikation und Abstimmung. In der Außenorganisation liegt der Fokus mehr auf Implementieren und evolutionären strukturellen Verbesserungen.
Aber natürlich unterscheiden sich die brasilianische und die deutsche Lebensweise, nicht nur im Arbeitsumfeld, sondern auch was das Private angeht. Die Wichtigkeit von persönlichen Beziehungen, die Wichtigkeit von Pünktlichkeit, die Wichtigkeit von persönlicher Kommunikation, etc. Da stimmt fast alles, was in der einschlägigen Literatur zu „Interkultureller Kompetenz“ steht ;-).
Macht Euch bewusst, dass die Entscheidung ins Ausland zu ziehen, Veränderungen im Verhältnis zu Familie und bisherigem Freundeskreis mit sich bringen kann.
Welchen Rat geben Sie unseren Studierenden, die eine Karriere im Ausland anstreben?
Macht Euch bewusst, dass die Entscheidung ins Ausland zu ziehen, Veränderungen im Verhältnis zu Familie und bisherigem Freundeskreis mit sich bringen kann. Man ist nicht mehr vor Ort, oder setzt sich 2-3 Stunden ins Auto und ist „zu Hause“.
Auch wenn das während des Studiums, oder kurz danach, vielleicht abwegig klingt: Seid Euch bewusst, dass die sozialen Sicherungssysteme im Ausland teils sehr unterschiedlich zu denen in Deutschland funktionieren. Der Ruhestand ist zwar noch fern, aber die verschiedenen Systeme dann irgendwann mal zusammenzuführen ist nicht ganz einfach.
Wichtigstes Learning: „Nein“ sagen ist erlaubt und muss auch sein!
Wie stellen Sie in ihrem Beruf die Work-Life Balance her?
Das gelingt mir mit fortgeschrittenem Alter (Erfahrung?) zunehmend besser. Ich habe mittlerweile gelernt besser zu priorisieren und blocke mir auch von vorneherein Zeiten in meinem Kalender für Privates: Sport, Familie, Freunde.
Wichtigstes Learning: „Nein“ sagen ist erlaubt und muss auch sein!
Gab es Zufälle, Situationen, Begegnungen mit bestimmten Personen während Ihrer Zeit an der WiSo-Fakultät, die Ihren beruflichen Werdegang besonders geprägt haben?
Ich erinnere mich gerne an die Vorlesungen von Prof. Mackscheidt, Prof. Delfs und Prof. Hax, wo ich gelernt habe schwierige Sachverhalte möglichst einfach und für die Zuhörerschaft fesselnd darzustellen.
In meiner Zeit bei OSCAR habe ich viel über Projektarbeit, das Verhältnis zu Kunden und Teamdynamik gelernt.
Wenn Sie heute noch einmal studieren würden, würden Sie das gleiche studieren?
Ich habe ja BWL studiert, eventuell würde ich mich heute an dem - zumindest damals möglichen - Doppeldiplom BWL/VWL versuchen. Ordnungspolitik als Denkschule hat mir bei meinen beruflichen Fragestellungen immer sehr geholfen!
Die Studienjahre waren schon eine enorm gute Zeit!
Denke ich an meine Zeit in Köln zurück, denke ich an…
Natürlich denke ich an den Dom, meine Familie und Freunde und den coolsten Fußballklub der Welt!
Vor ein paar Jahren bin ich den Kölner Halbmarathon mitgelaufen und an jeder Ecke der Strecke kamen Erinnerungen hoch – die Studienjahre waren schon eine enorm gute Zeit!
Entwickelt ein Gefühl für Timing. Nicht jede Idee kann sofort umgesetzt werden. Aber an guten Ideen dranzubleiben, lohnt sich.
Was würden Sie unseren Studierenden gerne mit auf den Weg geben? Was sind Ihre drei Tipps?
1. Was richtig ist, muss richtig bleiben!
Steht zu Euren Werten und Überzeugungen. Auch gegen Widerstände. Langfristig zahlt sich das aus.
2. Steter Tropfen höhlt den Stein!
Entwickelt ein Gefühl für Timing. Nicht jede Idee kann sofort umgesetzt werden. Aber an guten Ideen dranzubleiben, lohnt sich.
3. Jede Jeck is anders!
Hört zu und diskutiert mit Anderen. Je „Anderer“ die Erfahrungen, Herkunft, etc. der Beteiligten, desto besser die Entscheidung. Ist manchmal aufwendig, es aber definitiv wert.
Vielen Dank für das Interview!
Die Fragen stellte Franziska Zibert