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WiSo-Alumni im Focus: Abenteuer im fernen Ruanda

Denis Rüggeberg

©Denis Rüggeberg

Text: Lorraine Hoffmann

Ein Land, in dem Corona-Patienten durch Roboter versorgt werden, über 60% Frauen im Parlament vertreten sind, das eine Einschulungsrate von 100% vorweist und das erklärte Ziel hat bald zur „Cashless Economy“ zu werden. Eine eher den skandinavischen Ländern zuzuordnende Beschreibung ist für Denis Rüggeberg in Kigali, der Hauptstadt Ruandas in Ostafrika, Realität und normaler Teil seines Alltags. Aber wie ist unser junger WiSo-Alumni in einem der fortschrittlichsten afrikanischen Länder gelandet?

Ein Interesse an der Entwicklungszusammenarbeit bestand für Rüggeberg schon früh. Nach einer Ausbildung bei der Bank, sowie einem Bachelor in BWL an der Universität zu Köln entschied er sich für einen Master in Corporate Development und legte in seiner Masterarbeit ein besonderes Augenmerk auf Non-Profit-Organisationen.

Neben dem Studium engagierte sich Rüggeberg zusätzlich auf sozialer Ebene, beim Ausbildung statt Abschiebung e.V. und half geflüchteten Kindern und Jugendlichen dabei, einen deutschen Schulabschluss zu erwerben. Damit schuf er sich gleich auf mehreren Ebenen eine solide Grundlage, um in die Entwicklungszusammenarbeit zu gehen. Den Fuß in die Tür zur Entwicklungszusammenarbeit bekam Rüggeberg dann durch die Sparkassenstiftung für internationale Kooperation e.V. Dort begann er im Januar 2019 als Junior Consultant in Ruanda.

Die Sparkassenstiftung hat mittlerweile über 200 langfristige Projekte in mehr als 90 Entwicklungsländern betreut und unterstützt Mikrofinanzinsitute und regionale Banken bei deren Professionalisierung. Damit soll Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern Zugang zu Finanzdienstleistungen ermöglicht und schließlich der Weg hinaus aus der Armut geebnet werden.

Die Entwicklungszusammenarbeit empfand ich bereits früh als sehr erfüllend. Ich habe rasch gemerkt, dass viele Menschen große Ziele im Leben haben. Der Wille ist also da, oft fehlt es lediglich an Hilfe und Möglichkeiten, und es ist toll, die Menschen beim Erreichen solcher Ziele zu unterstützen.

Denis Rüggeberg

Rüggebergs Arbeitsalltag im „Land der tausend Hügel“ ist so divers, wie die Landschaft. Er arbeitet im Büro der Sparkassenstiftung in Kigali, geht aber auch auf "Feldmissionen" und tritt damit direkt mit den Menschen vor Ort in Kontakt. Er schätzt die tägliche Arbeit in multifunktionalen, diversen Teams und die flachen Hierarchien. Neben den etwa dreißig weiteren Mitarbeiter*innen kümmert sich Rüggeberg hauptsächlich um die Professionalisierung von Mikrofinanzinstituten, sogenannter SACCOs.

Auch kleine Anekdoten bleiben nicht aus. Zum Beispiel berichtet unser Alumnus von einem Workshop, den er vor einiger Zeit organisiert hatte. Wie aus dem organisierten, durchstrukturierten, deutschen Arbeitsalltag gewohnt schickte Rüggeberg im Vorfeld einige Mails und Erinnerungen, hatte jedoch kurz vor Beginn lediglich drei von über 50 erhofften Zusagen. All die Aufregung legte sich jedoch schnell, als ein Kollege anbrachte, dass es eigentlich gang und gäbe sei, alle Teilnehmer*innen kurzfristig anzurufen. Nach einigen Telefonaten fanden sich dann spontan am nächsten Tag so gut wie alle 50 für den Workshop ein. Eine lustige Erinnerung, die Rüggeberg immer wieder daran erinnert, dass der zwischenmenschliche Umgang in Ruanda großgeschrieben wird. Daher veranstaltet auch die Sparkassenstiftung immer wieder Team-Events, bei denen zusammen Sport getrieben oder die Umgebung durch gemeinsame Ausflüge erkundet wird.

Feindseligkeiten hat Rüggeberg bisher überhaupt nicht erlebt, eher große Neugierde. Offenes Zuhören und voneinander Lernen ist allen Beteiligten vor Ort wichtig.

Eine Zeit lang bin ich zu Fuß zur Arbeit an einer Schule vorbeigelaufen. Da kann es natürlich mal passieren, dass einem 20 Kinder hinterherlaufen. Die Neugierde ist auf jeden Fall da!

Aber trotz all der schönen Erlebnisse und dem tollen Arbeitsalltag vor Ort ging die Corona-Krise auch nicht spurlos an Ruanda und an Denis Rüggeberg vorbei. In einer Gesellschaft, die vom persönlichen Austausch sowohl auf Regierungs-, als auch auf Arbeits- und persönlicher Ebene lebt, bringt eine solche Krise herbe Einschränkungen mit sich.

Menschen, die auf ein tägliches Einkommen vor Ort angewiesen sind, sahen durch die frühen Lockdown-Maßnahmen großen, persönlichen Verlusten entgegen. Rüggeberg jedoch, der nicht müde wird zu betonen, wie effizient und professionell Ruanda bereits vor dem ersten offiziellen Fall im Land vorging, nahm sich der Krise und den Problemen vor Ort durch den Aufruf zu einer Spendenaktion persönlich an. Zwar richtete die Regierung früh Wasch- und Desinfektionsstationen ein und ließ die Schulen schließen, dennoch mangelte es der Bevölkerung schnell an Essen und Hygieneartikeln, wie zum Beispiel Masken. Rüggeberg schaffte es durch seine Spendenaktion jedoch über 500 Kg Kartoffeln, mehrere Tonnen Reis, sowie Seife und Masken für die Menschen in Kigali zu kaufen, welche die „Dorfältesten“ dann transparent und gewissenhaft verteilen konnten.

Was bei der Durchführung der Spendenaktion natürlich von immenser Hilfe war, war neben vielem anderen auch das Alumni-Netzwerk. Durch dieses konnte Rüggeberg nicht nur sehr schnell viele verschiedene, hilfsbereite Menschen akquirieren, sondern er schätzt auch die durch sein Studium entstandenen Verbindungen, durch die man viele verschiedene Kontakte und Ansprechpartner in unterschiedlichste Bereiche hat.

Positiv am Alumni-Netzwerk ist, dass wir nach unserem Studium alle in verschiedene Bereiche gegangen sind, aber dadurch immer in verschiedensten Branchen einen Ansprechpartner haben.

©Sparkassenstiftung

Für seine Zukunft hat Rüggeberg erst einmal den Wunsch für einige Zeit weiter in Ruanda zu arbeiten. Den Einstieg in andere Projekte der Sparkassenstiftung in Afrika, oder auch auf anderen Kontinenten, schließt er für sich nicht aus, schätzt er doch die guten Karrieremöglichkeiten und Benefits, die das Feld der Entwicklungszusammenarbeit im Allgemeinen, aber auch die Sparkassenstiftung im Speziellen, ihm bietet.