Clara Pfeffer im Interview
Unsere Alumna Clara Pfeffer (B.Sc. Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft) arbeitet als Journalistin und Moderatorin im Hauptstadtbüro von RTL/ntv. Den Schwerpunkt ihrer journalistischen Arbeit legt sie auf Nachhaltigkeitsthemen und informiert über Klimapolitik. Warum sie diese Themen wichtig findet, was in ihren Augen jeder von uns tun kann, um den Klimawandel zu stoppen und wie ihr Studium sie auf die Arbeit als Journalistin vorbereitet hat, erzählt sie uns im Alumni-Interview.
In der Kombination mit Politikwissenschaften und ein paar Kursen zu Wirtschaftspsychologie hat mir das Studium eine gute Grundlage gegeben, um heute über Politik und Wirtschaft und die Schnittstellen zu berichten.
Liebe Clara, du hast schon während deines WiSo-Studiums bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gearbeitet und anschließend ein Volontariat bei ntv begonnen. Wolltest du immer schon Journalistin werden?
Ich habe mich jedenfalls schon sehr früh dafür interessiert. Angefangen hat alles als logo!-Kinderreporterin. Ich war mir aber lange Zeit nicht sicher, weil mich so viele Dinge interessiert haben und der Medienbranche ja ein zweifelhafter Ruf vorauseilt. Gerade als Wirtschaftswissenschaftlerin fragt man sich ja, ob man nicht woanders schnell mehr Geld verdienen kann. Nach einem Praktikum im Marketing war mir aber klar, dass ich das mit dem Journalismus unbedingt versuchen muss. Heute freue ich mich (fast) jeden Tag auf die Arbeit – ein Luxus, der mir mehr wert ist als ein Beraterinnen-Gehalt.
Warum hast du dich damals für ein Studium an der WiSo entschieden und wie hat dich dein Studium auf deine journalistische Karriere vorbereitet?
Ich mochte Mathe und fand einfach die Kursbeschreibungen interessant. Mich hatten eigentlich alle vor VWL gewarnt. Das sei praxisfern und trocken. Ich fand es dagegen super spannend darüber nachzudenken, warum bestimmte Staaten reicher sind als andere und wie wir gesellschaftliche Probleme so darstellen, dass sie berechenbar werden. In der Kombination mit Politikwissenschaften und ein paar Kursen zu Wirtschaftspsychologie hat mir das Studium eine gute Grundlage gegeben, um heute über Politik und Wirtschaft und die Schnittstellen zu berichten. Auch die Statistik-Kurse sind für mich heute wertvoll, denn nur mit diesem Wissen kann ich die vielen Zahlen und Statistiken einordnen, die wir jeden Tag von Pressestellen bekommen.
Mich hatten eigentlich alle vor VWL gewarnt. Das sei praxisfern und trocken. Ich fand es dagegen super spannend darüber nachzudenken, warum bestimmte Staaten reicher sind als andere und wie wir gesellschaftliche Probleme so darstellen, dass sie berechenbar werden.
Aktuell arbeitest du als Hauptstadtkorrespondentin für RTL und ntv. In deiner journalistischen Arbeit legst du einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitsthemen und informierst über Klimapolitik. Woher kommt dein Interesse daran und wie platzierst du diese Themen?
Das Interesse kam von zwei Seiten: Einerseits habe ich als Wirtschaftsjournalistin und VWLerin schon lange beobachtet, dass das Thema Nachhaltigkeit und die Kosten durch die Klimakrise den Markt und Unternehmen mehr und mehr beschäftigen.
Auf der anderen Seite liegen meine Wurzeln in Brasilien, wo nach der Wahl Bolsonaros die Zerstörung des Amazonas enorme Ausmaße angenommen hat. Und obwohl das auch uns in Deutschland massiv betrifft, war das Interesse eher mäßig. Das wollte ich unbedingt ändern. Heute suche ich gemeinsam mit einem tollen Team immer wieder Themen, die unsere Zuschauerinnen und Zuschauer direkt betreffen, sie aber keineswegs mit Hiobsbotschaften alleine lassen. Uns geht es darum aufzuzeigen, was der jeweilige Handlungsspielraum ist.
Hat das Unternehmen, in dem ich arbeite, einen Plan zur CO2-Reduzierung? Welche Partei hat die besten Antworten auf die Hitze in unseren Städten? Darüber müssen wir miteinander diskutieren – je mehr, desto besser.
Was kann deiner Meinung nach jeder von uns tun, um das Voranschreiten des Klimawandels aufzuhalten?
Darüber reden! Wir müssen ein allgemeines Bewusstsein dafür schaffen, dass diese Krise jetzt und hier passiert. Dabei geht es aber nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Stattdessen sollten wir uns gegenseitig zeigen, welche Möglichkeiten es gibt. Die großen Hebel liegen meiner Meinung nach in der Politik und Wirtschaft. Und dort können wir Druck ausüben. Hat das Unternehmen, in dem ich arbeite, einen Plan zur CO2-Reduzierung? Welche Partei hat die besten Antworten auf die Hitze in unseren Städten? Darüber müssen wir miteinander diskutieren – je mehr, desto besser.
Welche drei Websites öffnest du morgens als erstes?
Gar keine – ich versuche morgens erst mal eine halbe Stunde ohne Handy & Co. auszukommen. Später dann schaue ich natürlich auf ntv.de, RTL.de und höre Podcasts wie „Was jetzt?“ und den Deutschlandfunk. Danach muss ich mich sowieso breit informieren, um in unseren Konferenzen Schritt halten zu können.
Bitte vervollständige den folgenden Satz: Denke ich an meine Studienzeit in Köln zurück, denke ich...
an wunderbare Freundschaften, lange Nächte und an „dat Jeföhl“!
Diskutieren, Hinterfragen, selbstständig Arbeiten (und ja: auch auswendig lernen) – das sind für mich die wichtigsten „Skills“, die ich an der Uni lernen konnte.
Was würdest du unseren Studierenden abschließend gerne mit auf den Weg geben? Was sind deine drei Tipps?
Konzentriert euch nicht so sehr darauf, ob euch dieser oder jener Kurs „für später was bringt“. Nirgendwo sonst könnt ihr so viel Wissen aufsaugen wie an der Uni. Diskutieren, Hinterfragen, selbstständig Arbeiten (und ja: auch auswendig lernen) – das sind für mich die wichtigsten „Skills“, die ich an der Uni lernen konnte. Excel und Co. lernt ihr später auch noch. Nutzt die Zeit, um herauszufinden was euch wirklich interessiert und was euch Spaß macht. Und macht euch keinen Stress! Ich kenne niemanden, der sich heute wünscht doch früher mit dem Arbeiten angefangen zu haben.
Ich bedanke mich für deine Zeit und für das Interview.