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Interview mit Simon Marqua

Alumnus Simon Marqua Foto: trafficdesign.de

„Ein reiner Informatikstudiengang wäre mir zu trocken gewesen“

Simon Marqua ist Alumnus der WiSo-Fakultät und Gründer sowie Geschäftsführer der Kölner Online Marketing Agentur TrafficDesign. Schon während seines Studiums im Fachbereich Wirtschaftsinformatik unterstütze er Unternehmen freiberuflich im Bereich Suchmaschienenoptimierung und Programmierung, bevor daraus die TrafficDesign GmbH entstand, deren Team heute Dienstleistungen rund um das Thema Online Marketing für eigene Kunden anbietet. 

Gründung eines eigenen Unternehmens

Herr Marqua, Sie sind der Gründer der TrafficDesign GmbH. Wie sind sie auf die Idee gekommen, zu gründen, und warum im Bereich Online Marketing?

Ich habe in der frühen Phase meines Studiums das Glück gehabt, einen erfolgreichen Unternehmer freiberuflich im Bereich Online Marketing unterstützen zu dürfen. Ich fand den Fachbereich damals schon unheimlich spannend und mich hat die Unabhängigkeit dieses Unternehmers damals sehr fasziniert und inspiriert, so dass für mich früh klar war, dass auch ich diesen Weg einschlagen möchte. 

Wie verlief die Gründung? Gab es Schwierigkeiten, die Sie zunächst überwinden mussten? 

Mein Unternehmen entstand bereits während der letzten Phase meines Studiums, deshalb war es nicht ganz einfach, beides unter einen Hut zu kriegen. Es führte auch dazu, dass ich meine Diplomarbeit parallel zur Arbeit in meinem noch jungen Unternehmen schreiben musste. Das war wirklich keine ideale Situation, es wäre sicher einfacher gewesen, zuerst das Studium zu beenden und mich dann voll und ganz auf die Selbstständigkeit zu konzentrieren. 
 

Inwiefern hat Ihnen Ihr Wirtschaftsinformatikstudium bei Ihrem Start ins Berufsleben und bei Ihrer aktuellen Tätigkeit geholfen?

Mein Interesse an Informatik entstand schon in meiner Jugend, ich habe schon in der Schulzeit gerne programmiert, lange vor meinem Studium. Ich bin daher eher über den Bereich Informatik als über die Betriebswirtschaft zum Studiengang Wirtschaftsinformatik gekommen. Ein reiner Informatikstudiengang wäre mir zu trocken gewesen, die Interdisziplinarität erschien mir jedoch ideal. Als “ITler” habe ich daher vor allem aus den BWL-Vorlesungen einiges mitgenommen. Auch wenn ich mich inhaltlich an die meisten Themen nicht mehr gut erinnern kann, hat diese Zeit mein betriebswirtschaftliches Denken nachhaltig beeinflusst - das hilft mir heute.

Darüber hinaus habe ich im Studium in einer Projektarbeit das PHP-Framework symfony kennengelernt, das noch heute unter Programmierern einen exzellenten Ruf hat und bei uns seitdem das Basis-Framework all unserer unternehmensinternen IT Projekte ist.

Das wichtigste Argument für die Gründung war für mich die Freiheit, alle Entscheidungen selbst treffen zu können.

Berufsalltag und Spaß an der Arbeit

Wie sieht Ihr aktueller Arbeitsalltag als Geschäftsführer aus?

In den ersten Jahren von TrafficDesign habe ich noch sehr viel operativ an Kunden gearbeitet, Konzepte erstellt und umgesetzt. Als das Unternehmen langsam gewachsen ist, musste ich jedoch irgendwann lernen, Verantwortung abzugeben und meinen Schwerpunkt zu ändern, sonst hätte jeder neue Kunde nur noch mehr Arbeit für mich bedeutet. Inzwischen haben wir 12 Angestellte sowie zusätzlich Praktikanten und Freiberufler. Meine Aufgaben liegen jetzt fast ausschließlich im Bereich der Unternehmensentwicklung und Mitarbeiterführung. Einer meiner Lieblingsautoren, Stefan Merath, nennt diesen notwendigen Wechsel der eigenen Aufgaben den Schritt vom “Selbstständigen” zum “Unternehmer” - ich finde das sehr passend und habe diesen Schritt sehr bewusst vollzogen.

Was macht Ihnen an Ihrem Beruf besonders viel Spaß?

Das wichtigste Argument für die Gründung war für mich die Freiheit, alle Entscheidungen selbst treffen zu können. Sich für neue Geschäftsfelder zu öffnen, Schwerpunkte selbst festzulegen und das Unternehmen gezielt weiterzuentwickeln ist für mich motivierend und erfüllend. Darüber hinaus haben wir ein großartiges Team mit flachen Hierarchien sowie eine ausgeprägte Unternehmenskultur mit klaren Unternehmenswerten, nach denen wir jeden Tag handeln. Wenn all das aus dem Nichts entsteht und ich am Ende jedes Jahres sehe, welche Fortschritte wir in Bezug auf unsere Dienstleistungsqualität und unsere Kunden gemacht haben, ist das ein unheimliches Erfolgserlebnis.
 

Ich habe schon einigen jüngeren Bekannten den Studiengang Wirtschaftsinformatik als anspruchsvolle aber sehr gute Option empfohlen.

Online Marketing Foto: Pixabay.com / geralt

Online Marketing

Was sind aktuell die wichtigsten Trends im Bereich Online Marketing?

Als ich damals angefangen habe, war es nicht unüblich einem Kunden einfach nur einen einzigen Online Marketing Kanal zu verkaufen. Oft war das dann ein direkter Absatzkanal wie z.B. bezahlte Anzeigen über Google Ads, da diese einen hohen, direkt messbaren Return on Invest versprechen. Das wäre heute in den meisten Fällen undenkbar und funktioniert nicht mehr ohne weiteres, der Markt ist komplizierter und anspruchsvoller geworden. Die frühe Bindung von potenziellen Kunden z.B. über Content Marketing und Social Media spielt heute eine noch wichtigere Rolle. Man spricht hier auch von der sogenannten Customer Journey. Um dieses Thema drehte sich übrigens auch schon meine Diplomarbeit. Eine weitere große Herausforderung für das Online Marketing wird auch die für 2019 geplante ePrivacy Verordnung, die zumindest in der aktuell geplanten Form viele Techniken im Online Marketing unbrauchbar machen und die Branche vor eine große Herausforderung stellen könnte. 

Sie beschäftigen sich u.a. mit Suchmaschinenoptimierung. Warum ist das für Kunden etwas, das sie bei ihrer Webseitengestaltung beachten sollten?

Jeder Betreiber einer Internetseite verfolgt mit seiner Website ein konkretes Ziel, für das er in fast allen Fällen möglichst viele Website-Besucher benötigt, den sogenannten Website-Traffic.
Diesen Traffic kann ich kostenpflichtig z.B. über Anzeigen bei Google einkaufen, zahle dann aber dauerhaft für jeden Besucher Geld an die Suchmaschine. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, wenn mein Return on Invest hoch genug ist.  Wer sich allerdings von Anfang an mit dem Thema Suchmaschinenoptimierung auseinandersetzt, hat mittelfristig die Möglichkeit, gute Positionen in den “normalen” Suchergebnissen von Google zu erreichen und einen Teil seines Website-Traffics kostenfrei zu bekommen. Für ein erfolgreiches Online Business ist dieser Kanal meiner Meinung nach eine unverzichtbare Komponente. 

Ein kleines Beispiel: Wir betreuen seit einigen Jahren den Anbieter kölnticket.de sowohl im Anzeigenbereich als auch im Bereich SEO. Im Jahr 2018 wird kölnticket.de einen Zuwachs von knapp einer Millionen zusätzlicher, kostenfreier Nutzer über die Google Suchergebnisse erreichen. Dass da ein großer finanzieller Gegenwert entsteht, brauche ich wohl sicher nicht erklären. 
 

Diese Zeit hat mein betriebswirtschaftliches Denken nachhaltig beeinflusst - das hilft mir heute.

Außenansicht Modulbau WiSo-Fakultät

Rückblick auf das Studium

Im Rückblick: Würden Sie sich wieder für ein Studium der Wirtschaftsinformatik entscheiden, und warum?

Ich kann natürlich nicht sicher sagen, ob mich ein anderer Studiengang besser auf meine Zukunft vorbereitet hätte. Ich habe allerdings gemerkt, dass vor allem die Interdisziplinarität des Studiums mir unheimlich weitergeholfen hat und ich bin mit meiner damaligen Wahl nach wie vor sehr zufrieden. Ich habe mich gut vorbereitet gefühlt, konnte viel daraus mitnehmen und habe schon einigen jüngeren Bekannten den Studiengang Wirtschaftsinformatik als anspruchsvolle aber sehr gute Option empfohlen.
 

Inwiefern hat Ihre Studienzeit in Köln Ihr Leben geprägt?

Ich bin in einem kleinen Dorf in der Nähe von Köln aufgewachsen und mir war damals schon klar, dass ich früher oder später in diese Stadt ziehen möchte. In meiner Studienzeit habe ich darüber hinaus Freunde gefunden, mit denen ich tagsüber für Klausuren gelernt und nachts die Straßen unsicher gemacht habe. Zu einigen habe ich heute noch guten Kontakt. Köln ist einfach eine unglaublich lebenswerte Stadt, deshalb habe ich mich auch entschieden hier zu gründen! 

Hatten Sie einen Lieblingsplatz an der Universität? 

Da ich mich immer mehr zur Informatik als zur BWL hingezogen gefühlt habe, war ich auch einige Jahre lang im Pohlighaus am Südstadion am Informatiklehrstuhl von Prof. Dr. Speckenmeyer als studentische Hilfskraft beschäftigt und habe dort viel Zeit verbracht. 
 

Entscheidet euch für das, was euch am meisten interessiert, nur so findet ihr Themen, für die ihr Begeisterung entwickeln könnt!

Foto: Pixabay.com / Maklay62

Wertvolle Tipps für Studierende

Welche drei Tipps können Sie unseren Studierenden mit auf den Weg geben?

Ich möchte den Studierenden vor allen Dingen eine Sache mit auf den Weg geben: Wir hatten damals einige Studenten, deren oberste Priorität es war, das Studium in Rekordzeit zu beenden. Dadurch verkürzt ihr nicht nur einen der einprägsamsten und schönsten Teile eures Lebens, sondern versäumt es auch, euch Erfahrung in Unternehmen über das ein oder andere Praktikum zu holen. Praktika sind sehr wichtig für die eigene Entwicklung und sie sind für mich als Geschäftsführer ein wichtiger Faktor bei der Erstauswahl von Bewerbern! 

Ein weiter Punkt ist die Auswahl der Spezialisierungen - diese nach geringem Zeitaufwand oder geringem Aufwand für guten Noten auszuwählen, halte ich ebenfalls für eine schlechte Idee. Entscheidet euch für das, was euch am meisten interessiert, nur so findet ihr Themen, für die ihr Begeisterung entwickeln könnt!

Zuletzt würde ich noch empfehlen, nicht nur passiv Vorlesungen zu belegen, sondern aktiv Kontakt zu euren Dozenten zu suchen. Entwickelt eure eigenen Ideen, zeigt sie euren Dozenten und sucht euch Unterstützung. Ich habe damit im Studiengang Wirtschaftsinformatik gute Erfahrungen gemacht. 

 

Vielen Dank für das Interview!

Interview: Sarah Brender