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Dominik Enzenauer im Interview

"Netzwerken ist für mich eine Win-Win Situation. Es ist unheimlich wertvoll, wenn man schnell Hilfe oder Tipps aus seinem Netzwerk erhalten kann. Auf der anderen Seite macht es Spaß, sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen und etwas zurückzugeben.“

Unser Alumnus Dominik Enzenauer ärgerte sich vor einiger Zeit darüber, dass Diskussionen im Netz schnell unübersichtlich werden. Das war der Start für seine Gründungsidee! Heute ist er Gründer und Geschäftsführer von Topikon, einem Unternehmen, das innovative Softwarelösungen rund um E-Partizipation anbietet. In unserem Interview spricht er mit uns über neue Chancen durch die gegenwärtige Krise, wie ihm sein Masterabschluss bei uns bisher weitergeholfen hat und gibt unseren Studierenden einige spannende Tipps mit auf den Weg.

Lieber Dominik, Du bist Gründer und Geschäftsführer von Topikon, einem Unternehmen, das innovative Softwarelösungen rund um E-Partizipation anbietet. Wie kam es zu der Idee zu gründen?

Die Idee zu der Plattform kam tatsächlich ganz nebenbei. Ich habe mich geärgert, dass Diskussionen im Netz schnell unübersichtlich werden und alles bereits gesagt wurde, nur noch nicht von jedem. Die Plattform sollte das Problem lösen, indem ähnliche Meinungen aggregiert und visuell aufbereitet werden. Mit einem Wireframe, also einem gezeichneten Prototypen fragte ich ein paar Freunde, was diese von der Idee halten. Als das gut ankam, ging es dann mit einer simplen Website weiter, die nur das nötigste Design ohne Funktionalität darstellte. Damit wiederum habe ich bei jeder Möglichkeit meine Idee gepitcht, bis ich jemanden fand, der mir mit seinen Entwickler-Kenntnissen unter die Arme griff und ein MVP, also ein „Minimal Viable Product“ gebaut hat. Bei Gesprächen mit möglichen Kunden sind wir schnell auf Interesse gestoßen – allerdings war es zu der Zeit nur ein Projekt. Mit dem Gründerstipendium habe ich dann die Möglichkeit erhalten, mich neben dem Studium auf dieses Projekt zu fokussieren und schließlich zu gründen. 

 

Du hast mit Topikon einige Preise abgeräumt, Stipendien und Förderprogramme erhalten und all das während der Corona-Krise. Wie hast du das letzte Jahr als Gründer und Geschäftsführer während der Krise empfunden? Und mit Blick auf die Zukunft, wo siehst Du Dich und dein Unternehmen in drei Jahren?

Die Krise hat vieles durcheinander gebracht. Vernetzungsmöglichkeiten, etwa Messen oder Meetups, fielen auf einmal komplett weg. Auch in unserem Startup-Zentrum, in dem wir sitzen, war es auf einmal still und leer. Das war für mich sehr ungewohnt. Auch die Unternehmen gingen am Anfang der Krise verständlicherweise erst einmal in die Defensive, was die Einführung von neuen Tools angeht, die nicht Zoom oder Teams heißen. Zum Glück entstanden schnell alternative digitale Formate und Austauschmöglichkeiten – sowohl zum Netzwerken als auch für den Vertrieb. 

Neben unserer Plattform Meinung.click, welche inzwischen deutschlandweit von Schulen und Parteien eingesetzt wird, hat sich für uns in der Krise ein neuer, spannender Markt entwickelt. So bieten wir mit Topikon eine Lösung für Online-Shop-Betreiber und Plattformen, die Ihre Customer Experience durch qualitatives Echtzeit-Feedback verbessern wollen. Ich bin happy, dass wir in diesem Bereich einen messbar positiven Impact erzeugen können, indem wir es Unternehmen leichter machen, Nutzer aktiv einzubeziehen und somit die Kundenbindung zu stärken.

Ich hoffe, dass unser Team in den nächsten drei Jahren weiter wächst und wir bis dahin noch mehr dazulernen dürfen, wie sich mit künstlicher Intelligenz Feedback-Prozesse weiter verschlanken und smarter gestalten lassen können. Persönlich freue ich mich aber erstmal besonders darauf, wenn in der kommenden Zeit wieder etwas Normalität in unseren Alltag einkehrt und wir Freunde und Familie wieder wie gewohnt sehen können.

Ich hoffe, dass unser Team in den nächsten drei Jahren weiter wächst und wir bis dahin noch mehr dazulernen dürfen, wie sich mit künstlicher Intelligenz Feedback-Prozesse weiter verschlanken und smarter gestalten lassen können.

Du hast Deinen Masterabschluss an der WiSo-Fakultät gemacht. Gibt es wichtigste Erkenntnisse, Inhalte und Erfahrungen, die Du aus Deinem Studium mitgenommen hast und die Dir in Deinem aktuellen Arbeitsalltag helfen?

Ja, ich habe während des Studiums an der WiSo-Fakultät gelernt, komplexe Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und mit unterschiedlichen Herangehensweisen zu lösen. Im Arbeitsalltag hilft es enorm, auch bei schwierigen oder neuen Themengebieten sowie Deadlines einen kühlen Kopf zu bewahren und die Herausforderung strukturiert anzugehen. 

Außerdem lernt man im Studium auf die eine oder andere Weise, wie man sich seine Zeit einteilen muss, damit man alle Klausuren und Seminar-Arbeiten unter einen Hut bekommt. Für meinen Arbeitsalltag im Startup ist es hilfreich, früh die Erfahrung gesammelt zu haben, wie ich in dieser Hinsicht ticke und was für mich gut funktioniert.

 

Du hast während Deines Masters an der WiSo-Fakultät mit Sicherheit nicht nur viel Fachwissen erworben, sondern sicherlich auch einige Kontakte knüpfen können. Welche besondere Bedeutung hat für Dich das Netzwerken und inwiefern hat das Alumni-Netzwerk der WiSo-Fakultät Dir bisher weitergeholfen?

Netzwerken ist für mich eine Win-Win Situation. Es ist unheimlich wertvoll, wenn man schnell Hilfe oder Tipps aus seinem Netzwerk erhalten kann. Auf der anderen Seite macht es Spaß, sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen und etwas zurückzugeben. Ich hatte gerade während der Gründung jeden Tag zig brennende Fragen. Alles war neu und ich war um jeden Tipp dankbar. Zugegebenermaßen war ich wirklich überrascht, von wie vielen Seiten ich Unterstützung bekommen habe, da ich davon ausging, dass man mich mit einem MVP nicht gleich ernst nehmen wird. Beim Netzwerken habe ich übrigens auch meine Mentorin kennenlernen dürfen, die später dann zu unserem Business Angel wurde. 

Ich bin erst vor Kurzem mit meinem Master fertig geworden und somit noch neu im Alumni-Netzwerk. Mit ein paar Mitgliedern konnte ich mich bereits austauschen, und ich freue mich sehr auf die kommenden Gespräche. Daher an dieser Stelle eine freundliche Einladung an alle Leser*innen: Fügt mich gern bei LinkedIn hinzu – ich würde mich freuen!

Offen mit den Stärken und Schwächen umzugehen nimmt übereifrigen Kritikern den Wind aus den Segeln, beugt Enttäuschungen vor und hilft enorm dabei, langfristig ein klasse Team aufzubauen, dass sich gegenseitig ergänzt.

Zum Abschluss, hast Du drei Tipps? Was würdest Du unseren Studierenden gerne mit auf den Weg geben?

Mein erster Tipp ist vielen sicherlich nicht neu, dennoch hat er mir im Studium sehr weitergeholfen: Finde deinen Lerntyp und wähle einen passenden Lernmodus. Für mich waren Lerngruppen die ideale Form, um Wissen zu festigen. Egal ob mit Freunden oder Studis, die man noch nicht kennt – diese Treffen bringen Motivation und sorgen dafür, dass man immer am Ball bleibt. Für andere Kommilitonen ist der Gang in die Bibliothek besser, wo sie ungestört lernen können. Versuche also möglichst früh, verschiedene Methoden auszuprobieren und herauszufinden, was am Besten zu dir passt. 

Mach das, wofür du brennst oder was dich begeistert! Das Studium ist die perfekte Zeit, um neue Dinge auszuprobieren oder seine eigenen Projekte zu verfolgen. Das muss nicht immer mit deinem Fach zu tun haben, sondern kann viele Facetten haben. Wenn es doch in Richtung Startup gehen sollte, kann ich nur sagen: Gut informieren und dann einfach ausprobieren. Die Fallhöhe wird sicherlich nicht geringer, und es gibt großartige Unterstützungsangebote, die dir sowohl beim Planen als auch beim Umsetzen weiterhelfen. 

Mein dritter Tipp geht an junge Gründer*innen: Seid ehrlich mit dem was Ihr könnt oder eben auch nicht könnt. Keiner erwartet von euch, dass Ihr das nächste AirBnB in der Tasche habt, oder in drei Jahren an die Börse geht. Offen mit den Stärken und Schwächen umzugehen nimmt übereifrigen Kritikern den Wind aus den Segeln, beugt Enttäuschungen vor und hilft enorm dabei, langfristig ein klasse Team aufzubauen, dass sich gegenseitig ergänzt.

 

Das Interview führte Lorraine Hoffmann