Michael Bröcker im Interview
Unser Alumnus Michael Bröcker (Abschlussjahrgang 2003) studierte an der WiSo VWL in sozialwissenschaftlicher Richtung. Schon während seines Studiums schrieb er für den Kölner Stadt-Anzeiger, war anschließend Finanz- und Wirtschaftskorrespondent sowie später Leiter der Parlamentsredaktion der Rheinischen Post in Berlin und bis 2019 deren Chefredakteur in Düsseldorf. Die Gründung von The Pioneer brachte ihn schließlich zurück nach Berlin, deren Chefredakteur er bis 2023 war. Anfang 2024 wechselte er zu Table.Media, das mit Professional Briefings und Fach-Newslettern über 100.000 Leser:innen erreicht. Im Alumni-Interview sprachen wir über den Wert der VWL als eine mögliche Grundlage journalistischer Arbeit, was ihn am Journalismus reizt und wie sein Tag an der WiSo aussehen würde, wenn er nochmal für einen Tag eingeschrieben sein könnte.
Ohne freien Journalismus ist eine Demokratie undenkbar. Journalism matters.
Lieber Herr Bröcker, Sie haben an der WiSo VWL in sozialwissenschaftlicher Richtung studiert, haben anschließend eine journalistische Karriere eingeschlagen und sind heute Chefredakteur bei Table.Media in Berlin. Hat Ihr Studium Ihre Denkweise und Herangehensweise an Themen beeinflusst, die Sie heute als Journalist behandeln?
Absolut. Meine volkswirtschaftliche Ausbildung ist mein Grundpfeiler für die Bewertung wirtschaftspolitischer Vorgänge geblieben und ein Rüstzeug, das mir in meinem journalistischen Leben immer wieder geholfen hat. Die VWL ist für mich wie ein Geländer entlang einer immer komplizierteren Wegstrecke, die unser Land auf dem Weg zu neuem Wohlstand gehen muss.
Sie haben schon während Ihres Studiums für den Kölner Stadt-Anzeiger geschrieben und waren dann lange Zeit für die Rheinische Post tätig: zunächst als Finanz- und Wirtschaftskorrespondent, dann als Leiter der Berliner Parlamentsredaktion und zuletzt als Chefredakteur in Düsseldorf. 2019 sind Sie dann zu The Pioneer gegangen. Was reizt Sie am Journalismus?
Nichts ist spannender und vielfältiger als die Realität. Journalismus ist die Lupe zu so vielen Bereichen unseres Lebens, die interessanter und relevanter werden, je näher man ihnen kommt. Das gilt für inhatlich-komplexe Fragen genauso wie für Menschen. In keinem anderen Beruf kann man so viele verschiedene Menschen und deren Ideen und Lebensentwürfe kennenlernen. Hinzu kommt: Ohne freien Journalismus ist eine Demokratie undenkbar. Journalism matters.
Die VWL ist für mich wie ein Geländer entlang einer immer komplizierteren Wegstrecke, die unser Land auf dem Weg zu neuem Wohlstand gehen muss.
Im Januar 2024 sind Sie zu Table.Media gewechselt. Können Sie uns kurz erzählen, was Table.Media ist, was Sie daran gereizt hat und wie Ihr Tag als Chefredakteur aussieht?
Ich arbeite für ein Journalismus-Start-up, das mit Fach-Newslettern und einem Podcast zur Sache kommen will und den Dingen auf den Grund geht. Fachlich tiefgehende Newsletter zu den wichtigsten Themengebieten für die Zukunft unseres Landes, das ist unser Versprechen an Professionals. Ein Journalismus, der auf Aktivismus und Belehrung verzichtet, aber dafür möglichst breit und vielschichtig Zusammenhänge erläutert und analysiert – das ist das, was ich immer machen wollte. Table.Media hat eine Vision und ein Geschäftsmodell – das passt im Journalismus selten zusammen. Hier gelingt es. Deswegen habe ich mich gefreut, als ich das Angebot bekam, hier die Redaktion zu führen. Mein Job ist der des inhaltlichen Sparringpartners für die Fachredaktionen, als Ideengeber, Organisator, Außenminister und Vermittler. Jeder Tag ist anders. Und politisch immer relevant. Das liebe ich.
Von der Spree wieder an den Rhein: Was schätzen Sie an Köln und was machen Sie als Erstes, wenn Sie wieder mal im Rheinland sind?
Ich trage Köln im Herzen, viele meiner Freunde sind dort geblieben und ich bin bei jeder Gelegenheit dort, nicht nur bei den Spielen des 1. FC Köln. AnnenMayKantereit hat dazu alles gesungen: Da, wo mer zosamme groß jeworde sin, da ziehen mer alle irgendwann wieder hin.
Zum Abschluss: Wenn Sie wieder einen Tag an der WiSo eingeschrieben sein könnten: Wie sähe dieser Tag aus?
Gibt es den E-Raum noch? Also erst Kaffee trinken, dann die internationalen Gratis-Zeitungen vor dem Hörsaal 1 lesen, dann gerne ein Wirtschaftspolitik-Seminar mit Jürgen Donges oder Außenwirtschaftstheorie mit Rettig. Dann Fußball kicken auf der Wiese und abends ins Veedel.
Lieber Herr Bröcker, ich bedanke mich für Ihre Zeit und für das Interview.