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Norman Schmitz im Interview

„Die digitale Vernetzung und hohe Transparenz der Prozesse ermöglichte es uns, schnell und flexibel zu reagieren“

Unser Alumnus Norman Schmitz (Abschlussjahrgang 2014, CEMS - Master in Supply Chain Management) ist Manager im CFO Board Office bei Henkel. Er unterstützt den CFO bei der Gestaltung und Steuerung strategischer Projekte, der Identifikation und Entwicklung von Zukunftstrends mit Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Wir sprachen mit ihm über Herausforderungen in den globalen Lieferketten, über Nachhaltigkeit, Digitalisierung und das Netzwerken. Darüber hinaus gibt er wertvolle Tipps an unsere Studierenden.

Mit Blick auf Henkel als Gesamtkonzern wollen wir klimapositiv werden und (…) als Konsumgüterkonzern vor allem Kreislaufwirtschaft fördern.

Lieber Herr Schmitz, zurzeit sind Klimawandel und Digitalisierung zwei Themen die u.a. die öffentliche Diskussion bestimmen. Welche nachhaltigen Beiträge leisten Sie bei Henkel um den Klimawandel auszubremsen und die Digitalisierung voran zu bringen? 

Die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit haben in der öffentlichen Diskussion gefühlt an Bedeutung gewonnen, vor allem das Thema Nachhaltigkeit. Ähnlich ist es bei Unternehmen. Wobei beide Themen kein Neuland sind. Das Thema Nachhaltigkeit hat bei Henkel eine lange Historie. Unser erster Nachhaltigkeitsbericht wurde schon im Jahr 1992 veröffentlicht. Etwas vor meiner Zeit. Doch diese starken Trends greifen wir auf Board Office Ebene auf und begleiten entsprechende Projekte, die durch unsere jeweiligen Fachbereiche dann vorangetrieben werden. Sozusagen mit dem Blick aufs große Ganze. Mit Blick auf Henkel als Gesamtkonzern wollen wir u.a. klimapositiv werden und als Konsumgüterkonzern vor allem Kreislaufwirtschaft fördern.

Im Finanzbereich ist das gesamte Thema Nachhaltigkeit als Teil von ESG Themen („Environmental, Social, Governance“) adressiert. Hier leisten wir unter anderem durch Projekte in unserer Einkaufsorganisation sowie im Bereich Sustainable Finance einen Beitrag. Der Einkauf unterstützt dabei die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft und Beschaffung (z.B. recyclebare Verpackungen oder Einkauf erneuerbarer Energien). Im Bereich Sustainable Finance konzentrieren wir uns auf nachhaltige Finanzierungslösungen sowie eine transparente Berichterstattung in Hinblick auf ESG. Henkel war beispielsweise das erste Unternehmen weltweit, dass eine Anleihe zur Reduzierung von Plastikmüll platziert hat.

In meiner Rolle und aus Sicht der Finanzorganisation eines Unternehmens beschäftigen wir uns (...) vorrangig mit Automatisierungs- und KI-Lösungen

Was Digitalisierung angeht hat Henkel dem Thema Ende 2019 mit der Schaffung eines dedizierten CDIO Postens neues Gewicht verliehen. Mit der Bündelung der Digitalkompetenzen und enger Ausrichtung an unseren Geschäftsbereichen laufen hier die Fäden zusammen. Der D2C Bereich, also unsere direkte Geschäftsbeziehung mit dem Kunden, steht hier besonders im Fokus.

In meiner Rolle und aus Sicht der Finanzorganisation eines Unternehmens beschäftigen wir uns entlang unserer Geschäftsprozesse vorrangig mit Automatisierungs- und KI-Lösungen. Mit dem Ziel unsere Prozesse agiler und effizienter zu gestalten und gleichzeitig bessere Insights für unser Geschäft generieren zu können.

Die Schwierigkeiten in den globalen Lieferketten machen sich bei Konsumgüterkonzernen dieser Welt zu schaffen, wie gehen Sie bei Henkel damit um?

Zu Beginn der Corona Krise war eine der größten Herausforderung die Sicherstellung der Produktion und der gesamten Supply Chain Prozesse.

Innerhalb der ersten 6 Monate der Krise mussten wir weltweit ca. 500 Covid-bedingten Lieferausfälle managen. Bei der Bewältigung dieser Herausforderung hat uns unsere zentrale Einkaufs- und Supply Chain-Organisation geholfen. Die digitale Vernetzung und hohe Transparenz der Prozesse ermöglichte es uns, schnell und flexibel zu reagieren. Dadurch konnten wir Lieferengpässe bei bestimmten Materialien und Fertigprodukten antizipieren und die Auswirkungen auf Kunden und Umsätze relativ gut abschätzen. Unsere vollständige end-to-end Prozessbetrachtung erlaubte es uns frühzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten.
In diesem Kontext haben wir ein dediziertes Team innerhalb unserer Einkaufsorganisation geschaffen, was sich auf das Managen solcher Krisensituationen fokussiert und eng mit unseren globalen Lieferanten zusammenarbeitet.  

Wie halten Sie sich fachlich auf dem aktuellen Stand? Gibt es Blogs, Podcasts, oder Social-Media-Kanäle, denen Sie folgen?

Auf Grund des breiten Themenspektrums gestaltet sich auch mein Medienkonsum recht abwechslungsreich und anlassbezogen. Eine Konstante gibt es aber doch: Ich bin recht klassisch ein treuer Leser des Manager Magazins und des Spiegel. 

Kontakte in die Wirtschaftswelt und darüber hinaus sollten früh geknüpft und gepflegt werden

Inwiefern hat das Thema „Netzwerken“ schon während Ihres Studiums eine Rolle gespielt?

Schon während des Studiums war das Thema „Netzwerken“ entscheidend. Kontakte in die Wirtschaftswelt und darüber hinaus sollten früh geknüpft und gepflegt werden. Das erleichtert dann später auch den Berufseinstieg und das Sammeln erster Erfahrungen in Form von Praktika. Hervorragend vernetzt war ich damals durch meine Mitgliedschaft – ich habe ihn oben bereits einmal erwähnt - im PIM&CEMS Student and Alumni Club Cologne e.V.. Als studentischer Verein bot der Club neben sozialen Events auch Unternehmensevents und den engen Kontakt und Austausch mit Alumni an. Zudem habe ich dort auch den großen Mehrwert des CEMS Netzwerks an der Uni Köln sowie eines globalen Mindsets erstmalig schätzen gelernt.

Welches sind die für Ihren heutigen Beruf wichtigsten Inhalte oder Erkenntnisse aus Ihrem Studium?

Meine wichtigste Erkenntnis war, dass konkrete Inhalte eines Management/BWL Studiums später nur bedingt relevant sind und eher einem grundsätzlichen Verständnis von Zusammenhängen dienen. Viel wichtiger sind Fähigkeiten, die man durch ein Studium nebenbei ausbildet: Kommunikationsfähigkeit, Teamwork, Selbstorganisation, kulturelle Offenheit, Flexibilität. Alles inhaltliche kann später durch „Training on the Job“ gelernt werden. Vor allem in heutiger Zeit wo man im Laufe seiner Karriere viele Stellen durchläuft.

Weltoffenheit und seinen Horizont zu erweitern, ein Auslandssemester zu nutzen (...) und die Vielfalt der Welt kennenzulernen. Das alles bietet einem ein Studium und diese Erfahrungen sollte man mitnehmen

Bitte ergänzen Sie: „Denke ich an meine Studienzeit in Köln zurück, denke ich an …"
...an das Studentenleben und das Lebensgefühl in Köln. Und natürlich an mein Auslandssemester in Brasilien!"

Was würden Sie unseren Studierenden gerne mit auf den Weg geben? Was sind Ihre drei Tipps?

Ein Studium alleine ist nicht alles und führt nicht automatisch zum Erfolg. Es ist entscheidend schon während des Studiums Praxiserfahrung zu sammeln und durch Praktika / Werksstudententätigkeit oder Gap Year Einblicke in die Arbeitswelt zu bekommen. Das öffnet nachher nicht nur Türen, sondern hilft auch bei der späteren Orientierung was Karriere angeht.

Weltoffenheit und seinen Horizont zu erweitern, Chancen wie ein Auslandssemester zu nutzen, um die eigene Bubble zu verlassen und die Vielfalt der Welt kennenzulernen. Das alles bietet einem ein Studium und diese Erfahrungen sollte man mitnehmen. Das prägt einen Menschen und später auch den eigenen Werdegang und die Persönlichkeitsentwicklung.


Vielen Dank für das Interview!

Interview: Ayla Wisselinck