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Uwe Link im Interview

„HR ist nicht gleich HR, sondern bietet eine sehr breite Palette an Aufgaben“

Unser Alumnus Uwe Link (Abschluss-Jahrgang 2011) studierte den Diplomstudiengang Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Soziologie an der WiSo-Fakultät der Universität zu Köln. Während seines Studiums war er unter anderem Geschäftsführer bei der OSCAR GmbH, einer der erfolgreichsten studentischen Unternehmensberatungen mit dem Hauptsitz in Köln. Nach seinem beruflichen Einstieg 2011 als Trainee bei der Deutschen Bank AG in Frankfurt ist Uwe Link seit 2015 als Assistant Vice President in der HR Business Advisory am Standort Düsseldorf eingesetzt.

Am Dienstag, den 12.12.2017, ist er im Rahmen der „WiSo Career Tuesday“-Reihe an der WiSo-Fakultät und wird über die Einstiegsmöglichkeiten und Herausforderungen in der Personalabteilung sprechen. Zuvor hat er uns im Interview verraten, wie sein Berufseinstieg verlief und was ihm an seinem Job im Bereich HR besonders gefällt. Außerdem gibt er Bewerbungstipps für Studierende!

Lieber Herr Link, nach ihrem Soziologie-Studium an der WiSo-Fakultät sind Sie in die Personalabteilung der Deutschen Bank eingestiegen. Wie kam das? Gab es während Ihrer Studienzeit Schlüsselerlebnisse, die Ihre weitere berufliche Entwicklung nachhaltig prägten?

Sicherlich ist der Weg vom Soziologie-Studium in eine internationale Universalbank kein üblicher Weg. Neben der fachlichen Ausbildung an der Uni sind es zwei Abschnitte, welche mich enorm geprägt haben.

Zum einen war dies mein Auslandsstudium in Kopenhagen, welches mich in der Zeit zwischen Grund- und Hauptstudium (ich gehöre noch zur Diplom-Generation) in meiner persönlichen Entwicklung geprägt hat. Sich ein neues soziales Netzwerk aufbauen zu müssen und in einem anderen Land (anfangs) auf sich allein gestellt zu sein, hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben. Darüber hinaus bot das Leben fernab der Heimat und der Austausch mit vielen anderen internationalen Studierenden eine gute Möglichkeit zur Selbstreflexion.

Zum anderen hat mich meine Zeit bei der OSCAR GmbH sehr stark bezüglich meiner weiteren beruflichen Laufbahn geprägt. Nach meinem Praktikum in der dortigen Personalabteilung bin ich für ein Jahr in die Geschäftsführung gewechselt und habe dafür ein Jahr mein Studium ausgesetzt – um es vorwegzunehmen, die investierte Zeit hat sich gelohnt. Dort habe ich bei der Leitung von verschiedenen Beratungsprojekten zahlreiche Unternehmen von innen und außen gesehen und aus der Perspektive des Geschäftsführers das Ineinandergreifen einzelner Prozesse und Abläufe bei OSCAR selbst. Diese Zeit hat mich sicherlich auch dahingehend geprägt, unternehmerisch zu denken und Dinge bewegen zu wollen. Danach war für mich klar, dass ich gerne noch vor dem Berufseinstieg die Personalarbeit (das Ressort, welches mich in meiner Rolle als Geschäftsführer am meisten interessiert hat) in einem Großkonzern (bei den Beratungsprojekten wurden die jeweiligen Unterschiede von mittelständischen und großen Unternehmen deutlich) näher kennen lernen möchte. Ich bin relativ nüchtern analytisch auf die Suche nach einem passenden Praktikumsplatz gegangen und habe mich bei der Deutschen Bank beworben. Während des Praktikums habe ich gemerkt, dass sowohl der Bereich und die Aufgaben, als auch die Unternehmenskultur und Kolleginnen und Kollegen zu mir passen, so dass ich bei dem Einstiegsangebot nicht mehr lange überlegen musste.


Wie haben Sie Ihren Berufseinstieg erlebt?

Mein Berufseinstieg begann mit einer einmonatigen „Global Induction“ in London, an der alle Trainees aus den Infrastrukturbereichen meines Einstellungsjahrgangs teilgenommen haben (ca. 500 – bis dahin dachte ich, mein Auslandssemester wäre international gewesen). Neben vielen Networking-Veranstaltungen standen sowohl HR-Spezifisches als auch allgemeine Bankthemen (Organisationsstruktur, Financial Fundamentals) auf dem Programm. Das war eine intensive, schöne und bewegende Zeit.

Meine nachfolgenden Rotationen durch alle Bereiche der HR-Organisation im 12-monatigen Traineeprogramm waren auf der einen Seite fordernd (ca. alle drei Monate ein neuer Bereich bzw. Team), brachten mir aber ein Netzwerk, welches mir in meiner heutigen Aufgabe noch hilft. Gleichzeitig konnte ich für mich erkennen, welche HR-Bereiche mir liegen und mich inhaltlich interessieren. So hat mich das Jahr als Trainee sehr gut für die kommenden Aufgaben im HR-Bereich vorbereitet.

Was man aus meiner heutigen Sicht nicht unterschätzen darf: Die Uni Köln ist eine große Uni und erfordert daher einen hohen Grad an Selbstorganisation. Diese Erfahrungen kommen mir gerade in einem Großkonzern zu Gute.

Uwe Link

Welches sind die für Ihren heutigen Beruf wichtigsten Inhalte oder Erkenntnisse aus Ihrem Studium?

Neben der im Studium entwickelten Fähigkeit, auf einen unbekannten und/oder komplexen Sachverhalt durch eine strukturierte und analytische Herangehensweise reagieren zu können (ich erinnere mich dabei gerade etwas schmerzhaft an die zahllosen Lernstunden für die Makro-Ökonomie-Klausur) sind dies bezogen auf die fachlichen Inhalte sicherlich meine Wahlfächer Arbeitsrecht und Arbeits- und Wirtschaftspsychologie.
Was man aus meiner heutigen Sicht nicht unterschätzen darf: Die Uni Köln ist eine große Uni und erfordert daher einen hohen Grad an Selbstorganisation. Diese Erfahrungen kommen mir gerade in einem Großkonzern zu Gute.

Sie sind Assistant Vice President – HR Business Advisory bei der Deutschen Bank. Was fasziniert  Sie an Ihrem Beruf besonders?

Es sind die abwechslungshaften Aufgaben und die nicht zu berechnenden bzw. vorhersagbaren Situationen im HR-Beruf, die mich nach wie vor faszinieren.
HR ist nicht gleich HR, sondern bietet eine sehr breite Palette an Aufgaben und damit verbunden auch Anforderungen. Es ist etwas komplett anderes, wenn man als Recruiter eine, vom Prinzip her vertriebsähnliche Rolle, mit großem Anteil an Relationship-Management hat oder im Reward-Bereich sehr analytisch und zahlenorientiert arbeitet. Das Gute an meiner jetzigen Rolle ist, dass ich als HR-Generalist von allem etwas habe. Das ist manchmal herausfordernd, weil ich mich in die verschiedensten Themen einarbeiten muss und dazu auf Augenhöhe mit dem Spezialisten- bzw. jeweiligen Produktbereich arbeite, aber genau das macht es gleichzeitig so spannend.

Es ist oftmals kein berechenbarer, digitaler Job – denn wir haben mit Menschen zu tun und hier kommt es in vielen Situationen sehr auf die Empathie und den Erfahrungswert an.  

Uwe Link

HR-Arbeit ist schon immer mit einem hohen Anteil an administrativen Aufgaben verbunden – dies wird sicherlich durch die Digitalisierung stark beeinflusst werden. Ich denke aber, dass die Digitalisierung in vielen Bereichen eine gute und sinnvolle Erweiterung darstellen wird und nicht die HR-Funktion als solche komplett ersetzen wird. Dies ist der zweite Punkt, welcher mich an HR fasziniert – es ist oftmals kein berechenbarer, digitaler Job – denn wir haben mit Menschen zu tun und hier kommt es in vielen Situationen sehr auf die Empathie und den Erfahrungswert an.   

Wie sieht Ihr klassischer Arbeitstag aus?

Der Tag beginnt mit einer Reihe von Meetings  - man bespricht Personalentscheidungen mit dem Betriebsrat, hat danach strategische Themen mit einer Führungskraft und anschließend geht es um persönliche Themen in einem Mitarbeitergespräch. Danach geht es erstmal an den Schreibtisch, um die aufgenommenen Themen weiterzuleiten bzw. abzustimmen. Am Nachmittag kümmere ich mich um Projekte, in denen ich gerade unterwegs bin. Zwischendurch am Tag klingelt immer wieder das Telefon mit dringenden ad-hoc-Anfragen, welche sich nie einplanen lassen und die Arbeit so selten zum Alltag werden lassen.

Nutzt die Möglichkeiten und Freiheiten, welche Euch während des Studiums zur Verfügung stehen – sowohl was die akademische Ausbildung angeht (z.B. die zahlreichen Wahlkurse) als auch die außeruniversitären Möglichkeiten (Engagement in Studierendenorganisationen oder Praktika). Die Uni bietet Euch hierbei durch ihre Größe so viele Möglichkeiten in den verschiedensten Bereichen.

Uwe Link

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Köln ist für mich…

… die schönste Stadt der Welt und meine Heimat, welche ein einzigartiges Lebensgefühl „op kölsche Art“ bietet.

Was würden Sie unseren Studierenden im Allgemeinen mit auf den Weg geben? Und was sind Ihre drei Tipps für unsere Studierenden?

Das, was ich Studierenden mit auf den Weg geben kann, fußt auf meiner eigenen Erfahrung als ich noch auf der anderen Seite des Tisches bei den Bewerbungsgesprächen saß, als auch auf meine jeweils knapp drei Jahre Erfahrung im Recruiting und in der Personalbetreuung.

Nutzt die Möglichkeiten und Freiheiten, welche Euch während des Studiums zur Verfügung stehen – sowohl was die akademische Ausbildung angeht (z.B. die zahlreichen Wahlkurse) als auch die außeruniversitären Möglichkeiten (Engagement in Studierendenorganisationen oder Praktika). Die Uni bietet Euch hierbei durch ihre Größe so viele Möglichkeiten in den verschiedensten Bereichen. Bei der Frage, ob Praktika sinnvoll sind, ziehe ich immer gerne den Vergleich zum Joggen – es macht keinen Sinn, einen Marathon zu laufen in Schuhen, welche man vorher nicht Probe gelaufen hat. Das lässt sich auch auf das Berufsleben übertragen und bevor mein Berufseinstieg gegebenfalls nicht nach meinen Vorstellungen verläuft, dann doch lieber in einem Praktikum ausprobieren ob mir die Arbeit Spaß macht und die Unternehmenskultur zu mir passt! Habt einen groben Plan, der aber Raum für Spontanität und Flexibilität hat und geht die Dinge strategisch an.

Lasst Euch auf der anderen Seite dabei nicht zu sehr, durch den Druck einen perfekten Lebenslauf mit rotem Faden zu haben, leiten. Zu Guter Letzt noch drei Tipps zum Bewerbungsgespräch, welche sich aber auch im beruflichen Alltag bewähren:

  • Seid vorbereitet – man gerät schnell in die Defensive, wenn man sich auf die „Basics“ nicht vorbereitet hat.
  • Seid authentisch – es bringt nichts sich zu verbiegen oder zu verstellen, im Zweifel täuscht ihr nicht nur den gegenüber, sondern auch Euch selbst.
  • Seid passioniert – wer überzeugend darstellt, dass er sich für eine Sache begeistert stellt sein Potential unter Beweis. 

Herr Link, vielen Dank für das Interview!

Interview: Ayla Wisselinck