Sally Hütter im Interview
„Meine Zeit als Vorsitzende der Fachschaft WiSo hat mich für mein Berufsleben sehr geprägt“
Unsere Alumna Sally Hütter ist Recruiting Managerin bei SoSafe Cyber Security Awareness, ein schnell wachsendes Kölner Tech-StartUp. Während ihres Bachelor-Studiums der Sozialwissenschaften an der WiSo-Fakultät der Universität zu Köln (Abschlussjahrgang 2018) war Sally insbesondere durch ihre Tätigkeiten in der Studierendenschaft der WiSo-Fakultät sehr aktiv. 2016 wurde sie durch die Fakultätsvertretung zur ersten Vorsitzenden im Fakultätsrat für die Studierendenschaft WiSo gewählt.
Wir sprachen mit Sally über ihre Arbeit als Recruiterin, über Cyber Security, über Ihre Aktivitäten in der Fachschaft WiSo und darüber, was Sie sich für die Zukunft wünscht.
Liebe Sally, nach Deinem Bachelor-Studium der Sozialwissenschaften hast Du Dich entschieden in die HR-Branche zu gehen. Wie kam das? Gab es während Deiner Studienzeit Schlüsselerlebnisse, die Deine weitere berufliche Entwicklung nachhaltig prägten?
Mir war bereits während der Schulzeit klar, dass ich später „irgendwas mit Menschen machen möchte“. Aus irgendeinem Grund kann ich mich gut in mein Gegenüber hineinversetzen und habe grundsätzlich ein gutes Gespür für Menschen. Das hat mich sehr geprägt und war letztlich einer der Gründe für mein SoWi-Studium, in dem ich einen Fokus auf die Soziologie und Sozialpsychologie gelegt habe. Ein besonderes Schlüsselerlebnis während des Studiums gab es nicht, vielmehr waren es viele kleine Ereignisse, die mich in den People-Bereich geführt haben.
Du bist Recruiting Managerin bei SoSafe Cyber Security Awareness. Was fasziniert Dich an Deinem Beruf besonders?
Mich fasziniert besonders, dass ich jeden Tag mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten sprechen darf und daraus immer wieder neue Erkenntnisse ziehen kann. Jedes Bewerbungsgespräch ist anderes. Es gibt Gespräche, an die ich mich immer wieder erinnere, weil sie besonders lustig, merkwürdig oder sehr emotional waren. Eine meiner Kolleginnen sagt, ich sollte ein Buch über meinen Alltag im Recruiting schreiben: Ich erlebe Menschen, die weder deutsch noch englisch sprechen, andere, die wild gestikulieren und dabei fast irgendwas umwerfen und wiederum andere, denen Du alle Informationen aus der Nase ziehen musst. Dann gibt es diejenigen, die Dich aufgrund ihrer persönlichen Geschichte einfach inspirieren. Mein Job ist auch neben den Bewerbungsgesprächen sehr vielseitig und das macht ihn für mich aus.
Wie sieht Dein klassischer Arbeitsalltag aus? Und Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf den Recruiting-Prozess?
Ich starte gerne entspannt in meinen Tag, lese meine Mails und Teams Nachrichten, während ich mein Frühstück genieße. Danach sieht jeder Tag anders aus. In der Regel führe ich 1-5 Bewerbungsgespräche, die ich Vor- und Nachbereite. Zusätzlich haben wir im Verlauf der Woche diverse interne Termine, in denen wir beispielsweise Ad-Hoch-Aufgaben verteilen, unsere Employer Branding Themen oder die KandidatInnen besprechen, die ich bis dahin gesprochen habe. Zwischendurch sichte ich die eingegangenen Bewerbungen und suche aktiv nach Kandidatenprofilen auf Social Media, die ich dann anschreibe.
In unserem Bewerbungsprozess hat sich geändert, dass wir die KandidatInnen nicht mehr persönlich, sondern ausschließlich per Videokonferenz kennen lernen. Das hat unsere Hiring Manager zu Beginn vor neue Herausforderungen gestellt, weil wir insbesondere durch Probetage und Gespräche, die dann nebenbei entstehen, vieles über die/den BewerberIn gelernt haben, was zunächst fehlte. Heute haben wir einen guten Prozess entwickelt, mit dem wir auch online die Personen sehr gut kennen lernen und ihnen auch einen Eindruck über das Office und das Team geben können.
Was sind Deine Tipps für digitale Sicherheit?
- Man sollte beim Lesen von E-Mails immer versuchen auf Mögliche Warnhinweise zu achten, wie z.B:
- Ist die Absenderadresse eine Fälschung?
- Weichen sichtbare Links von den echten Linkzielen ab? Als Beispiel: Falsch wäre: www.face-bock.com und Richtig: www.facebook.com. Das kann man ganz einfach prüfen indem man mit der Mausanzeige über den Text geht, dann erscheint die hinterlegte Zieladresse.
- Ganz häufig enthalten Phishing-Mails auch Fehler oder Ungereimtheiten in den Texten.
- Zudem sollte man immer sichere, möglichst lange Passwörter verwenden und für jeden Account ein eigenes Passwort einrichten. Zur Verwaltung der Passwörter – weil sich kaum einer alle unterschiedlichen Passwörter merken kann, nutzt man am besten einen Passwort-Manager.
Inwiefern hat Dein Bachelor-Studium Dich auf das Berufsleben vorbereitet?
Das ist eine gute Frage! Ich würde sagen, dass ich durch mein Studium gelernt habe, mir neue Inhalte selbstständig beizubringen und daraus resultiert auch selbstständiges Arbeiten. Insbesondere in meiner letzten Position war ich selbstständig dafür verantwortlich meine Aufgaben zu finden, kritisch zu hinterfragen, ob wir der Prozess/diese Aufgabe Sinnvoll ist und wenn ja aus welchen Gründen. Anschließend musste ich diese Aufgaben – zugegeben mit nicht viel Wissen – umzusetzen. Das hat des Öfteren bedeutet zu recherchieren, wie etwas funktioniert, aber durch meine Hausarbeiten wusste ich wie ich zu den Infos komme, die ich benötige.
Außerdem habe ich sehr sicher Durchhaltevermögen gelernt. Es gab die ein oder andere Situation, in der ich mich gefragt habe, warum ich überhaupt Sowi studiere und was zur Hölle mir das für mein Leben bringen soll, außer dass ich weiß, wie sich die Gesellschaft verhält? Das war insbesondere in Klausurenphasen so. Aber ich habe mich durchgebissen, einen Abschluss in der Hand und das Wissen, dass ich über meine „gedachten“ Grenzen hinausgehen kann.
Ich fand es erstaunlich, was die Fachschaft auf die Beine gestellt hat
Was hat Dich motiviert bei der Fachschaft WiSo aktiv zu werden?
Meine Mentorin während der / und die Orientierungsphase. Ich fand es erstaunlich, was die Fachschaft auf die Beine gestellt hat. Ich habe am Abend des ersten Tages sehr viele warmherzige und offene Personen kennen gelernt, davon wollte ich ein Teil werden. Bei meinem ersten Jour Fixe habe ich kaum ein Wort dessen verstanden, was dort gesagt wurde, und wieder traf ich auf offene Personen, die mir alles erklärt haben und mich gut empfangen haben. Ich wollte verstehen, was hinter den Kulissen passiert und so wurde das „WiSo-Büro“ oder „das größte Wohnzimmer Kölns“ dann auch sehr schnell zu meinem Wohnzimmer. Noch schneller wurde ich dann auch diejenige, die anderen erklärt, dass man in der Belegphase keine Brote belegt, sondern Kurse wählt, wo die Mensa zu finden ist und was meine Top-5-Mensa-Gerichte sind.
Die nächsten 3-4 Jahre möchte ich weiterhin einen Fokus auf meinen beruflichen Werdegang legen, anschließend für ein Jahr auf Hohe-See gehen und den Atlantik mit einem Segelboot überqueren. Was danach passiert, bleibt offen!
Welche Erfahrungen haben Dich geprägt, und wie schaust Du – beruflich und privat - auf die Zukunft?
Meine Zeit als Vorsitzende der Fachschaft WiSo hat mich für mein Berufsleben sehr geprägt. Zum einen darin, dass ProfessorInnen auch nur Menschen sind und dass man mit einer guten Argumentationsweise zum Ziel kommen kann. Zum anderen hinsichtlich einer gesunden Work-Live-Balance. Versucht man sein Studium mit einem „Vollzeit Job“ zu vereinen, stellt es einen vor eine große Herausforderung. Es gab Wochen in denen ich täglich um 09:00 Uhr aus dem Haus gegangen und um 01:00 Uhr wieder Heim gekommen bin. Diese Phasen haben mir sehr verdeutlicht, wie wichtig eine Balance aus Arbeit und Freizeit ist. Wenn man sich zu sehr verausgabt, macht ein Job, der einem eigentlich jede Menge Freude bringt, irgendwann keinen Spaß mehr.
Die nächsten 3-4 Jahre möchte ich weiterhin einen Fokus auf meinen beruflichen Werdegang legen, anschließend für ein Jahr auf Hohe See gehen und den Atlantik mit einem Segelboot überqueren. Was danach passiert, bleibt offen! Das plane ich absichtlich nicht, denn ich habe gelernt, dass aus spontanen Ereignissen das Beste passiert!
Was würdest Du unseren Studierenden im Allgemeinen gerne mit auf den Weg geben? Und was sind deine drei Tipps für unsere Studierenden?
1. Genießt jede Sekunde eures Studiums und die Freiheit, die man als Studierender hat.
2. Sammelt relevante Arbeitserfahrung durch Werkstudentenstellen oder Praktika. Das klingt jetzt sehr nach dem typischen „Recruiter bla bla“, aber es erleichtert euch den Berufseinstieg und füllt nebenbei das Portemonnaie. Es ist auch nicht schlimm, wenn man deswegen ein Semester länger studiert.
3. Eine Buchempfehlung: „Das Café am Rande der Welt“ - John Strelecky
Ich habe es zu meinem Abschluss von Frau Seitler-Käfer geschenkt bekommen – an dieser Stelle einen ganz lieben Gruß – und die Geschichte hat mich bereits durch die ein oder andere Lebensphase erfolgreich begleitet. (Anm. d. Red.: Veronika Seitler-Käfer ist Alumna der WiSo-Fakultät, Trainerin, Coach und Lehrbeauftragte der WiSo-Fakultät)
Vielen Dank für das Interview!
Interview: Ayla Wisselinck