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Melanie Croyé im Interview

„Ich mag die Freiheit, die ich als selbständige Journalistin habe.“

Unsere Alumna Melanie Croyé arbeitet seit 2010 als freie Journalistin, Autorin und Rednerin in Berlin. Neben ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften an der WiSo-Fakultät der Universität zu Köln, erlernte sie zeitgleich ihr journalistisches „Handwerk“ an der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft.
Sie ist Expertin in Entrepreneurial Journalism, sowie in allen Aspekten rund um die weibliche Karriere, Vereinbarkeit und Feminismus.

Melanie Croyé  gründete mit drei Kolleginnen BizzMiss, ein Online-Business-Magazin für Frauen. Sie schreibt unter anderem für die FAZ, Handelsblatt, Wirtschaftswoche und die Welt.
Wir sprachen mit ihr unter anderem darüber, was sie an ihrem Job besonders mag und was gerade besonders wichtig in ihrer Arbeitswelt ist. Darüber hinaus gibt sie unseren Studierenden gute Tipps auf ihrem Weg.

Erst im Laufe des Studiums habe ich bemerkt, wie spannend Wirtschaftsjournalismus sein kann.

Frau Croye, Sie haben an der WiSo-Fakultät VWL und Politikwissenschaften studiert – hatten Sie denn schon zu Studienbeginn Ihren jetzigen Beruf vor Augen?
Ja, tatsächlich. Genau genommen wäre ich ohne die Ausbildung an der Kölner Journalistenschule vielleicht nie an die Uni Köln oder die WiSo-Fakultät gekommen. Dort ist ein VWL- und Politik-Studium nämlich obligatorisch. Zu Recht, wie ich dann gelernt habe. Erst im Laufe des Studiums habe ich nämlich bemerkt, wie spannend Wirtschaftsjournalismus sein kann.

Wie verlief Ihr Weg in den Journalismus? Gab es Zufälle, Situationen, Begegnungen mit bestimmten Personen während Ihrer Zeit an der WiSo-Fakultät, die Ihren beruflichen Werdegang besonders geprägt haben?
Ich wollte immer Journalistin werden - oder Psychologin. Am Ende hat mir mein Studium dann sogar einen Einblick in die Psychologie ermöglicht; ich habe mein Diplom in Wirtschaftspsychologie gemacht.
Vor allem durch die Ausbildung an der Journalistenschule hatte ich einen sehr guten Start in meinen Beruf. Wir haben in allen Semesterferien Praktika gemacht und so viel Einblick in den journalistischen Berufsalltag bekommen. Nach der Ausbildung habe ich dann allerdings zunächst meinen Fokus aufs Studium gelegt und dieses schnellstmöglich beendet. Ich habe dabei vor allem gelernt, mich selbst gut zu strukturieren und selbständig zu arbeiten. Diese Freiheit habe ich so genossen, dass ich mich dann entschieden habe, als Freelancer zu arbeiten. Ein Entschluss, den ich bis heute keine Sekunde bereut habe.


Wenn wir eines können, dann ist es Quellen zu finden und evaluieren - das ist heute wichtiger denn je.


Was macht für Sie guten Journalismus aus und welche Eigenschaften sollte ein gute/r Journalist/in mitbringen?
Der Beruf des Journalisten hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Heute ist es so einfach an Informationen zu kommen, dass man sich leicht davon erschlagen fühlen kann. Für mich ist die wichtigste Aufgabe von Journalisten deshalb inzwischen, diese Information zu filtern und zu bewerten. Wenn wir eines können, dann ist es Quellen zu finden und evaluieren - das ist heute wichtiger denn je. Ein guter Journalist versucht dabei, möglichst unabhängig zu bleiben. Das ist keine leichte Aufgabe, weil wir von Beruf alle kleine Besserwisser sind.

Was mögen Sie besonders an Ihrem Job? Ist Journalismus mit Familie vereinbar?
Ich mag, dass ich mich ständig mit neuen Themen beschäftigen kann und mich immer wieder neu erfinden kann. So kommt keine Langeweile auf und ich lerne stetig dazu. Ich mag die Freiheit, die ich als selbständige Journalistin habe. Freiheit um meine Schwerpunkte selbst zu setzen, meinen Arbeitsort und die Arbeitszeit zu wählen. Als Freiberuflerin ist der Beruf perfekt mit Familie vereinbar. Ich muss keine 8 Stunden Präsenzzeit an einem Schreibtisch verbringen, sondern kann meine Tochter am frühen Nachmittag von der Kita abholen, wenn ich das will und es in meine Auftragslage passt. Das ist ein Luxus, den viele meiner Freunde nicht haben.


Sie sind auch Gründerin. Obwohl BizzMiss erfolgreich war, haben Sie das Online Magazin eingestellt. Warum ging es nicht weiter?
BizzMiss war von vorne herein mehr als Blog aufgestellt, als Projekt, das wir neben anderen Jobs her betrieben haben. Wir wollten Themen setzen und selbstbestimmt arbeiten, was uns auch gelungen ist. Allerdings fehlte es uns an unternehmerischer Erfahrung und dem Willen, BizzMiss auf die nächste Ebene zu heben. Das ist das Problem vieler journalistischer Gründungen: Wir denken nicht wie Unternehmer, sondern wie Journalisten. Wir haben uns in eine Idee verliebt, waren uns aber als Gründer alle zu ähnlich. Als sich dann unsere privaten Umstände verändert haben, haben wir dieses Herzensprojekt beendet, um uns neuen Herausforderungen zu stellen. Ich glaube nach wie vor an die Relevanz von BizzMiss. Aber es gibt tolle Produkte, die diese Lücke füllen.
Persönlich habe ich unheimlich viel aus der Zeit gelernt und werde es beim nächsten Mal sicher anders - und besser - machen.

Journalismus ist eine Branche, die sich gerade rapide verändert. Der Markt wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich ausdünnen, nur wenige Player bleiben bestehen.

Was ist für Sie als Journalistin aktuell gerade ein besonders wichtiges Thema in Ihrer Arbeitswelt?
Journalismus ist eine Branche, die sich gerade rapide verändert. Der Markt wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich ausdünnen, nur wenige Player bleiben bestehen. Es ist wichtig, sich jetzt gut zu positionieren oder nach neuen Herausforderungen umzusehen. Das macht diese Zeit auch so spannend. Es entstehen ständig neue Möglichkeiten - man kann sich neu erfinden und ausprobieren. Ich blicke dem eher optimistisch entgegen. Es wäre doch langweilig, wenn alles so bleibt, wie es immer war…

Gibt es ein Ereignis aus Ihrer Studienzeit, das Sie noch heute zum Schmunzeln bringt?
Ich fürchte, das sind die panischen 5 Minuten, als mir siedend heiß auffiel, dass ich vergessen hatte, meine Diplomarbeit zu unterschrieben, nachdem ich diese bereits in den grünen WISO-Briefkasten geworfen hatte. Zum Glück wurde dieser kurz drauf geleert und ich konnte die Unterschrift schnell nachholen.

Was sind Ihre drei Tipps an unsere Studierenden?

  1. Investiert ein bisschen Zeit und überlegt euch gut, was ihr vom Studium wollt.
  2. Richtet euren Stundenplan danach aus - und nicht nach einfach verdienten Credit Points.
  3. Habt Spaß dabei. Es ist eine geile Zeit.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Köln ist für mich…
— e Jeföhl.

Bis heute hat die Stadt einen Platz ganz nah an meinem Herzen und wird immer ein fast magischer Ort für mich sein. Und ich werde meine Kinder vermutlich so lange nerven, bis sie auch zum Studieren dorthin gehen.

Vielen Dank für das Interview!

Über Melanie Croyé:

Melanie Croyé ist eine erfolgreiche freie Journalistin. Ihre Schwerpunkte sind Bildung, Karriere, Energie, Startups, neue Technologien, Ökologie, Trends.
Melanie Croyé ist Mutter einer Tochter und lebt in Berlin.

Die Links zu den Artikeln von Melanie Croyé finden Sie hier.

Interview: Ayla Wisselinck