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Andreas Brendt im Interview

„Hütte im Dschungel kann ja jeder”

Was wird aus einem WiSo-Studenten, wenn er seinen Abschluss in der Tasche hat? Wo führt ihn das Leben hin? Unser Alumnus Andreas Brendt (Dipl. VWL’ler, Jahrgang 2002) ist Kultautor von Reise- und Abenteuer-Romanen und Surflehrer.


Im Alumni-Interview erzählt er von dem Hin- und Hergerissen sein zu Studentenzeiten und von einer Karriere, bei der lange nicht klar war, in welche Richtung sie sich entwickeln würde. Darüber hinaus berichtet er von seinen Reisen und Erlebnissen.
Er erzählt auch von seiner Rückkehr nach Deutschland und dem Wiedereingliederungsversuch in die heimische Gesellschaft mit all ihren Tücken, denn „Hütte im Dschungel kann ja jeder”.  Darüber hinaus gibt er wertvolle Tipps für unsere Studierenden.

Andi, am 28.04.2017 bist du im Rahmen deiner Veranstaltungsreihe an der Universität zu Köln. Du hast „20 Jahre Weltreisen im Gepäck“,  worauf können sich die Besucher freuen?

Es wird ein Abend, der in die Ferne entführt, zum Träumen einlädt und zeigt, warum alles im Leben klasse ist.
Die schönen Dinge natürlich und der ganze Mist, mit dem wir zu kämpfen haben, auf seine eigene Art und Weise auch. Ich zeige Bilder, erzähle dazu und lese das ein oder andere Kapitel aus den Büchern vor. Es gibt Dialog und Austausch und soll eine bunte Mischung werden.
Es geht um das Leben unterwegs und zuhause.
So werden wir gemeinsam einen Abend feiern, sehr viel lachen und das Leben aus einer neuen Perspektive betrachten.
Natürlich bleibt auch immer eine Unbekannte – jeder Abend ist anders. Das macht den Reiz aus, genau wie im Leben.

Auch wenn das vermutlich ziemlich uncool klingt: Ja, ich bin sehr diszipliniert.
Das ist einfach notwendig, wenn man manche Dinge erreichen möchte, die vielleicht das Leben bereichern können.

Wenn du an dein VWL- Studium an der WiSo-Fakultät in Köln zurückdenkst, woran erinnerst du dich?
Da blitzt sofort ein Feuerwerk von Erinnerungen auf:
Der Hörsaal I, die MAG, das Institut von Professor Funk und meine Tutorentätigkeit, „Das Ding“ und andere Partys.
Meine Lieblingsfächer (Makroökonomie) und was ich überhaupt nicht mochte (Statistik).
Die ersten Versuche an den Börsen Geld zu verdienen, die ersten Reisen in die weite Welt und natürlich die vielen tollen Menschen, die man im Studium kennenlernt.

Die „Reiselust“ ist eine sehr starke Kraft in dir, nichtsdestotrotz hast du dein Studium durchgezogen und beendet. Bist du diszipliniert?
Auch wenn das vermutlich ziemlich uncool klingt :-): Ja, ich bin sehr diszipliniert.
Das ist einfach notwendig, wenn man manche Dinge erreichen möchte, die vielleicht das Leben bereichern können. Schön ist, wenn man sieht, wofür man diszipliniert arbeitet und natürlich, dass man dabei lacht :-) und trotz Willen und Disziplin das Leben nicht zu ernst nimmt.

Köln ist für mich Heimat, tolle Menschen, Weisheit, Karneval – einfach ein Gefühl!

War dir schon während deines Studiums klar, dass du über zwei Jahrzehnte auf Reisen sein wirst?
Das kristallisierte sich langsam aber stetig heraus. Und sogar am Anfang des Hauptstudiums war ich noch auf eine Karriere an der Uni aus, weil das Reisen nur ein wunderbares Hobby war, das sich irgendwie vereinbaren ließ.
Irgendwann war der Wunsch, die Welt zu sehen, dann aber zu stark und neue Lebenskonzepte wurden angedacht...

Du hast auch die deutsche Surf-Nationalmannschaft betreut. Wie kam es dazu?
Ich habe immer viel mit dem Deutschen Wellenreitverband zusammen gearbeitet. Irgendwann habe ich Surflehrer ausgebildet und die deutschen Meisterschaften betreut. Ich war Kassenwart und natürlich wussten die Verantwortlichen auch sonst von meinen Reisen, meinem Sportstudium (ja, ich hab noch ein zweites Diplom „nebenbei“ gemacht) und der Arbeit als Surf-Camp Leiter und irgendwann haben sie vermutlich Sachverstand vermutet und mich gefragt :)

Würdest du uns kurz von einem deiner unvergesslichsten Erlebnissen erzählen?
Das geht nicht, es sind zu viele. Die Begegnung mit dem Hai in Indonesien war unvergesslich bis traumatisch. Ich wurde von einem recht gewaltigen Tier umkreist und das ist normalerweise ein Verhalten, was vor dem Angriff steht.
Aber auch die Gangster in Südafrika, das Angebot Edelsteine zu schmuggeln in Sri Lanka, eine Schamanin in Indien, eine nackte Rollschuhläuferin in Australien, Riesenwellen auf Hawaii, ein kommunistisch lebendes Volk in der Südsee, Bürgerkrieg in Mexico, Macchu Picchu in Peru und vieles vieles mehr, werde ich nie wieder vergessen.
Und natürlich die Geschichte mit dem Cola-Automaten… :-)

Erst jetzt begreife ich, was es mit Routine und dem Wunsch auszubrechen so auf sich hat und ein wenig, wie ich, oder sogar wie wir Menschen funktionieren.

Wie kam es dazu, dass du zurück nach Deutschland gekommen bist? Und wie war es, danach wieder daheim zu sein?

Ich war reisemüde und vor allem einsam. Ich habe meine Freunde und ein soziales Umfeld vermisst und zu lange gebraucht, mir dies einzugestehen. Ich dachte Reisen wäre das Nonplusultra und habe nicht bemerkt, was ich eigentlich möchte.
Zurück in Deutschland war am Anfang alles total spannend.
Sogar der tägliche Berufsverkehr. Für mich sogar spannender als irgendwo durch den Dschungel zu laufen, um eine Welle aufzuspüren. Ein auch kopfmäßig anspruchsvoller Job hat mir Spaß gemacht und es ging mir gut. Bis die Routine erwachte. Aber das genauso zu erleben, war total lehrreich für mich.
Erst jetzt begreife ich, was es mit Routine und dem Wunsch auszubrechen so auf sich hat und ein wenig, wie ich oder sogar wie wir Menschen funktionieren.

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist für mich…
Heimat, tolle Menschen, Weisheit, Karneval – einfach ein Gefühl!
    
Was würdest du unseren Studierenden im Allgemeinen mit auf den Weg geben? Und was sind deine drei Tipps für unsere Studierenden?

Ich würde raten, eifrig und diszipliniert zu studieren und so viel zu lernen wie möglich, weil das Tür und Tor öffnen wird.
Darüber hinaus arbeiten, Jobs ausprobieren und Praktika absolvieren.
Und als dritten Punkt das Reisen, wenn man Lust dazu verspürt. Man wird nie eine Reise bereuen und alle Argumente dagegen lassen sich aus der Welt räumen. Es geht darum, so viele Erfahrungen zu sammeln wie möglich. Natürlich auch Freunde treffen und ganz viel Unsinn machen! Alles was nicht Fernsehgucken oder sonst an einem Bildschirm (auch Handy) kleben ist, ist gut. :-)


Vielen Dank für das Interview!


Alles über Andreas Brendt: www.boarderlines-buch.de 

 

Interview: Ayla Wisselinck