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Medien liefern keine unabhängige Berichterstattung?

Im Video: Prof. Dr. Marc Fischer zu Corporate Social Irresponsibility und Medienberichterstattung.

Die Berichterstattung über unternehmerisches Fehlverhalten sinkt signifikant, wenn das betreffende Unternehmen eine exklusive Werbepartnerschaft mit dem Medium hat. Das zeigt eine Studie von WiSo-Professor Marc Fischer.

Prof. Dr. Marc Fischer leitet den Lehrstuhl für Marketing Science und Analytics der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. Einer seiner Forschungsschwerpunkte dabei: ethisches Fehlverhalten von Unternehmen.

Unsere Gesellschaft funktioniert nach gewissen Normen und Werten, deren Befolgung auch von Unternehmen erwartet wird. Die Medien nehmen dabei die Rolle einer korrigierenden Instanz ein. Sie prangern die Verletzung solcher Normen öffentlich an und sind daher nach wie vor ein wichtiger Apparat der Gesellschaft. Zentral stellt sich dabei die Frage, wie unabhängig „Medien“ agieren. Zusammen mit Samuel Stäbler (Assistant Professor an der Tilburg University), hat Professor Fischer die Rolle der Berichterstattung von Zeitungen bei Fehlverhalten von Unternehmen untersucht. Über sechs Jahre hinweg untersuchten die Wissenschaftler 50.000 Artikel aus fünf Ländern, um Berichte über unternehmerisches Fehlverhalten aufzudecken und auszuwerten.

Die zentralen Ergebnisse erläutert Professor Fischer jetzt in einem neuen WiSo-Forschungsvideo. So zeigte sich, dass nur eines von zehn Medienunternehmen über ein Fehlverhalten berichtete, wenn das betroffene Unternehmen eine Werbepartnerschaft mit dem Magazin hatte. Andererseits lag die Wahrscheinlichkeit der Berichterstattung bei einem populären Unternehmen bis zu 40% höher als bei weniger bekannten Konzernen. Fazit: Die öffentlichen Medien erfüllen oft die gesellschaftlichen Normen selbst nicht, deren Einhaltung sie massiv von Unternehmen und Politik einfordern. Nichtsdestoweniger sind Medien auch aktuell immer noch ein wichtiger Treiber der Gesellschaft. Ein Bewusstsein für die Zusammenhänge zu wecken, kann daher ein erster Schritt sein, für eine stärkere Compliance bei den Medien selbst, auch wenn diese meist auch unternehmerisch agieren müssen.