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Lernende Organisationen in der hybriden Arbeitswelt

Top Tipps aus dem CEMS-Netzwerk.

Eine junge Frau in einem blauen Pullover schaut auf einen Laptop

Die Pandemie hat die Arbeitswelt durchgerüttelt. “Homeoffice “ist für die meisten Firmen zum Normalzustand geworden und es ist kaum vorstellbar, dass die Vor-Corona-Verhältnisse umstandslos zurückkehren. Hybrides Arbeiten zwischen Büro und Zu Hause scheint als neues Normal am Horizont. Weltweit versuchen Firmen und Organisationen die sich abzeichnende Arbeitswelt zu fassen und zu organisieren. Dabei verlaufen die Fronten, anders, als vielleicht zu erwarten, keineswegs klar zwischen Arbeitnehmern (pro hybrid) und Arbeitgebern (contra hybrid).

Das belegt auch eine aktuelle, weltweite Befragung von CEMS - der Global Alliance in Management Education, an der sich 510 internationale Fachkräfte beteiligt haben. Zwei Drittel der von CEMS befragten Fachkräfte (66 %) befürchten, dass ein hybrides Arbeitsumfeld ihre Fähigkeit, von anderen Kollegen zu lernen, einschränkt.

Die Herausforderung sieht auch Gregory Whitwell, CEMS-Vorsitzender und Dekan der University of Sydney Business School: "Das hybride Arbeitsmodell wird in vielen Sektoren zur Norm werden und eine lang ersehnte Flexibilität bieten, die sich viele Menschen schon seit vielen Jahren wünschen. Die Tatsache, dass 66 % der Befragten der Meinung sind, dass die Arbeit zwischen Büro und Zuhause ihre Fähigkeit, von Kollegen zu lernen, einschränkt, ist jedoch besorgniserregend, da die Weiterbildung in einer Zeit nach der Pandemie am Arbeitsplatz unabdingbar erscheint."

Als Reaktion hat CEMS zwei Richtlinien veröffentlicht - eine für Arbeitnehmer:innen und eine für Arbeitgeber:innen – anhand derer sichergestellt werden kann, dass wertvolles Lernen von Kolleg:innen weiterhin möglich ist, auch wenn viele Unternehmen nicht in Vollzeit ins Büro zurückkehren. Die Leitlinien wurden auf der Grundlage des Wissens von Expert:innen aus den 34 weltweiten akademischen Partner:innen von CEMS, 69 Unternehmenspartner:innn und 8 Nichtregierungsorganisationen zusammengestellt.

Leitlinien für Arbeitnehmer:innen:

  1. Suchen Sie nach Arbeitgeber:innen, die Ihnen beim Aufbau eines internen Netzwerks helfen können - "Fragen Sie in der Einstellungsphase potenzielle Arbeitgeber immer, wie sie Ihnen beim Aufbau Ihres internen Netzwerks helfen können, um von anderen innerhalb der Organisation zu lernen. Jedes Unternehmen von angemessener Größe sollte über einige gute Instrumente und Plattformen verfügen. Wenn nicht, suchen Sie weiter. Das ist ein wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiche Zukunft", so Audrey Clegg, Global Head of Talent bei Coca-Cola Hellenic.
  2. Schaffen Sie internationale(!) "Küchengesprächs"-Momente“ – „Das hybride Modell verlangt von den Mitarbeitern, dass sie proaktiver sind, wenn es darum geht, außerhalb des engeren Kreises Kontakte zu knüpfen und sich zu vernetzen, da der Raum für Ad-hoc-Meetings und "Küchengespräche“ kleiner wird", sagt Heidi Robertson, Head of Diversity & Inclusion bei ABB. "Wir müssen alternative und innovative Wege finden, um Kontakte zu knüpfen, und hierin liegt eine große Chance. küchendiskussionen' können weit über den eigenen Standort hinausgehen, da die virtuelle Interaktion es uns ermöglicht, über Grenzen und Zeitlinien hinweg in Kontakt zu treten."
  3. Reservieren Sie Zeit für informelle Gespräche - "Denken Sie an die informelle Zeit, die Sie mit Ihren Kollegen verbringen würden, wenn Sie am selben Ort wären, und reservieren Sie diese Zeit für informelle Gespräche: Machen Sie eine virtuelle Kaffeepause, anstatt den Computer zu verlassen, oder essen Sie gemeinsam an verschiedenen Orten zu Mittag", sagt Marie-Therese Claes, Professorin an der WU Wien.
  4. Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen - "Wenn Sie genau wissen wollen, wie eine bestimmte Aufgabe zu erledigen ist, bitten Sie einen Kollegen, seinen Bildschirm freizugeben, damit Sie ihm bei der Ausführung zusehen können", sagt Vera Magin, Leiterin der Personalentwicklung beim CEMS-Unternehmenspartner Simon-Kucher Partners. "Bei Simon-Kucher treffen neue Mitarbeiter nicht nur (virtuell oder vor Ort) auf ihre engsten Kollegen, sondern auch auf einen Mentor und Onboarding-Kollegen. Wir ermutigen jeden neuen Mitarbeiter, den Kontakt zu diesen Kollegen aufrechtzuerhalten und bei Fragen proaktiv auf sie zuzugehen."
  5. Lernen Sie von Ihren Kolleg:innen sowohl über die Arbeit als auch über das Leben. - "Da Arbeit und Leben zu Hause nebeneinander bestehen, geht das Lernen über den Arbeitskontext hinaus. Es umfasst auch das Lernen von anderen Kollegen, wie man Arbeit und Leben auf professionelle Weise miteinander verbindet, stellt Usa Skulkerewathana fest, Senior Lecturer an der National University of Singapore (NUS) Business School.“ Solches Lernen bereichert nicht nur das Wissen, sondern stärkt auch den Zusammenhalt unter den Kollegen".

Leitlinien für Arbeitgeber:innen:

  1. Sorgen Sie dafür, dass die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen - Usa Skulkerewathana: "Zusätzlich zur Schaffung von Lernplattformen (Online-Foren, Fokusgruppendiskussionen, grundlegende Initiativen/Projekte) sind die Mitarbeiter noch lernfreudiger, wenn sie sehen, dass ihre Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen, den Ton angeben und bei der Integration von Beruf und Privatleben als Vorbilder fungieren."
  2. Richten Sie Plattformen ein, um Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen - "Einige Institutionen überlassen die Vernetzung und Weiterqualifizierung dem Einzelnen, aber die produktivsten helfen ihren Mitarbeitern, dies effektiver zu tun", so Audrey Clegg. "Letztes Jahr haben wir bei Coca-Cola unseren „Opportunity Marketplace“ ins Leben gerufen, der große und kleine Geschäftsanforderungen mit Menschen zusammenbringt, die sie erfüllen, die gleichzeitig ihre Fähigkeiten und ihre Sichtbarkeit verbessern können. Neben der internationalen Zusammenarbeit und der Maximierung der Kompetenzen der Mitarbeiter ist eine digitale Plattform zur Veröffentlichung von Aufträgen eine Kernkomponente. Die Mitarbeiter füllen ein Profil aus und werden benachrichtigt, wenn sich relevante Möglichkeiten ergeben."
  3. Setzen Sie auf Mentoring und Förderung - Gregory Whitwell, Vorsitzender von CEMS: "Fachkräfte profitieren sicherlich davon, einen Mentor zu haben, der oder die sie anleiten, beraten und ermutigen kann. Aber sie brauchen auch Förderer, die ihnen Türen öffnen, sie mit anderen wichtigen Akteuren im Unternehmen bekannt machen, ihr Netzwerk erweitern und sich für sie einsetzen. Im Grunde geht es darum, sicherzustellen, dass Inklusion in die Tat umgesetzt und nicht nur darüber geredet wird."
  4. Sorgen Sie dafür, dass sich die Kolleg:innen weiterhin persönlich treffen können - "Vereinbaren Sie eine gemeinsame Struktur für die Bürozeiten, damit die Kollegen die Möglichkeit haben, sich persönlich zu treffen und Kontakte zu knüpfen. Ohne eine Struktur und einen Plan für gemeinsame persönliche Treffen und ohne eine sichtbare, integrative Führung kann sich die Belegschaft ausgeschlossen oder zurückgelassen fühlen", fügt Heidi Robertson hinzu.
  5. Zeit für informelle Treffen einplanen - "Als Berufstätiger ist es schwer, informelle Zeit mit Kolleginnen zu schaffen, wenn das Unternehmen dies nicht von vornherein ermöglicht", sagt Marie-Therese Claes. "Stellen Sie sicher, dass Sie als Arbeitgeber Zeit für gesellige Treffen einplanen. Viele der wirkungsvollsten Lern- und Innovationsprozesse entstehen aus zwanglosen Gesprächen zwischen Kollegen."

Gregory Whitwell fügte hinzu: "Authentische menschliche Beziehungen sind der Schlüssel zur Lösung jeder Krise. Es müssen Strategien entwickelt werden, die sicherstellen, dass die Kollegen in einer hybriden Welt wertvolle menschliche Kontakte pflegen und voneinander lernen können. Für Unternehmen und Einzelpersonen, die die Extrameile gehen, um das Beste aus ihren Mitarbeitern herauszuholen, sind die Chancen und Vorteile enorm."

Das CEMS Netzwerk ist eine globale Allianz von 34 führenden Wirtschaftsschulen über fünf Kontinente verteilt und mehr als 70 multinationalen Kooperationen und NGOs, die geschlossen den CEMS Master International Management (CEMS MIM) anbieten. Der CEMS MIM bietet Studierenden eine wirklich multikulturelle und grenzenlose Ausbildung. Nur eine der renommiertesten Schulen eines Landes kann Mitglied dieser Allianz werden. Die Universität zu Köln repräsentiert Deutschland.