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Etabliert und ausgeschlossen?

Der wirtschaftliche Fortschritt von Immigranten kann bei Menschen eine negative Einstellung zur Immigration hervorrufen.

Der wirtschaftliche Fortschritt von Einwanderern wird oft als Indikator für eine erfolgreiche Integration zitiert und soll bestenfalls dazu dienen, die Bedenken der Einheimischen hinsichtlich möglicher wirtschaftlicher oder wohlfahrtsstaatlicher Belastungen durch die Einwanderung abzumildern. Andererseits kann aber auch die Tatsache, dass Einwanderer ihren sozialen Status verbessern, dazu führen, dass Menschen einen verstärkten „Wettbewerbsdruck“ und eigene (gruppenbedingte) relative Benachteiligung spüren. Die Tatsache, dass Einwanderer ihren sozialen Status verbessern, kann in diesem Sinne auch als „Nullsummenwettbewerb“ wahrgenommen werden (d. h. die Wahrnehmung, dass Gewinne, die eine andere Gruppe erzielt, auf Kosten der eigenen Gruppe gehen müssen), was zu einer einwandererfeindlichen Haltung und einer politischen Polarisierung gegenüber der Einwanderung beitragen kann.

Dr. Conrad Ziller, Postdoc am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der WiSo-Fakultät untersucht in einer aktuellen Studie die Bedingungen, unter denen der Fortschritt der Einwanderer entweder zu einer verbesserten Einstellung oder zur Vergrößerung eines Bedrohungsgefühls führt.

Anhand der Ergebnisse aus vergleichenden Umfragedaten und einem Umfrageexperiment liefert er Belege dafür, dass insbesondere Menschen, die negative Kontakterfahrungen mit Einwanderern gemacht haben, mit zunehmenden Bedrohungsgefühlen auf den Fortschritt der Eingewanderten reagierten. Insbesondere Veränderungen des sozialen Status von Gruppen relativ zueinander prägten demnach die Einstellungen von Einheimischen gegenüber Einwanderern. Ob dies bedeutet, dass Persönlichkeitsdispositionen eine weniger ausgeprägte Rolle im Hinblick auf einwandererfeindliche Einstellungen spielen als bislang angenommen, ist Conrad Ziller zufolge noch nicht eindeutig zu beantworten. Deutlich werde aber, dass fremdenfeindliche Einstellungen unter bestimmten Bedingungen noch nicht in der Phase der Aufnahme von Einwanderern vorhanden sein müssen, sondern sich auch erst im Laufe der Assimilation von Immigranten entwickeln können.