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Der ERS Commissioner leitet die strukturierte Initiaitve zur Weiterentwicklung und  Festigung der Integration der Prinzipien von Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit (Ethics, Responsibility, Sustainability, ERS) in Lehre und Forschung der WiSo Fakultät. Derzeit bekleidet das Amt Prof. Dr. Bernd Irlenbusch, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Unternehmensentwicklung und Wirtschaftsethik.

Bernd Irlenbusch über seine Funktion als ERS-Commissioner

"Ich fühle mich auf allen Ebenen gut unterstützt!"

Prof. Dr. Bernd Irlenbusch leitet den Lehrstuhl für Unternehmensentwicklung und Wirtschaftsethik der WiSo-Fakultät. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sind experimentelle Wirtschaftsforschung, Wirtschaftsethik, Organisations- und Personalökonomie. Im Interview beschreibt er seine Aufgaben als ERS-Commissioner und die Ziele, die er in diesem Amt verfolgt.

Herr Prof. Irlenbusch, Sie beschäftigen sich in Ihrer Forschung u. a. mit "Wirtschaftsethik". Welche konkreten Aufgaben und Funktionen haben Sie als ERS-Commissioner an der WiSo-Fakultät?

Als ERS-Commissioner sehe ich es als meine Aufgabe an, die WiSo-Fakultät in Sachen ERS ("Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit") zu beraten. Dazu können sich einzelne Mitglieder, Gremien oder Organisationseinheiten der Fakultät mit konkreten Anliegen an mich wenden. Ich versuche außerdem selbst, auf sie zuzugehen, wenn ich einen möglichen Beratungsbedarf erkenne. Was die "Ethik" betrifft, so sollten die Fakultätsmitglieder - Studierende wie Kolleg:innen - ihre eigenen, auch unterschiedlichen Werte in die Entscheidungen einbringen. Auch beim Thema "Verantwortung" bauen wir auf die persönliche Verantwortung der einzelnen Akteur:innen. Wir orientieren uns an den Grundsätzen anerkannter Organisationen. In diesem Zusammenhang ist die Initiative PRME ("Principles of Responsible Management Education") zu nennen, der die Fakultät seit mehreren Jahren angehört. Im Hinblick auf die "Nachhaltigkeit" stehen für mich die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen im Mittelpunkt, wobei einzelne Ziele, wie z. B. das Ziel 4 "Quality Education" der Fakultät näher liegen als andere Ziele.

Welchen Gewinn bringt ein ERS-Beauftragter für die Fakultät?

Ich erhoffe mir, dass eine zentrale Anlaufstelle ERS-Themen in ihrer Bedeutung in der Fakultät stärkt und ich erhoffe mir eine bessere Koordination der einzelnen Aktivitäten. So können wir Synergieeffekte erzielen. Vorschläge und Initiativen sollen so schneller und einfacher mit Leben gefüllt werden.

Die Aufgaben, die Sie beschreiben, sind sehr vielfältig und weitreichend. Welche Instanzen auf Fakultätsebene helfen Ihnen, diese operativ umzusetzen?

Bislang fühle ich mich auf allen Ebenen der Fakultät gut unterstützt, angefangen beim Dekan, den Prodekan:innen, dem Fakultätsrat und den einzelnen Organisationseinheiten. Wir sind beispielsweise gerade dabei, gemeinsam mit dem Dekanat, dem Prüfungsamt und dem Programme & Quality Management einen ERS-Award für die besten Bachelor- und Masterarbeiten ins Leben zu rufen, um die Bedeutung von ERS-Themen innerhalb unserer Fakultät zu unterstreichen.

Prof. Dr. Bernd Irlenbusch

Wir müssen uns fragen, welche Werte wir den Absolventinnen und Absolventen mit auf den Weg geben möchten. Ethische Probleme und Dilemmata müssen auch in den Fachveranstaltungen einen angemessenen Platz bekommen.

Prof. Dr. Bernd Irlenbusch, ERS Commissioner der WiSo-Fakultät

Ihre Funktion als ERS-Beauftragter umfasst die Bereiche Forschung, Lehre und Transfer. Gibt es einen Schwerpunkt in einem der Bereiche?

Grundsätzlich denke ich, dass die Bedeutung von ERS-Themen deutlich zunimmt und es daher sinnvoll ist, als ERS-Commissioner in allen drei genannten Bereichen beratend zur Verfügung zu stehen. Aber die Kapazitäten sind natürlich begrenzt, und wir müssen Prioritäten setzen. Deshalb konzentrieren wir uns auf die Lehre und die einzelnen Studiengänge. Hier ist die Unterstützung durch das Studiendekanat und die Studiengangsleitungen unverzichtbar und ich bin dankbar für die gute Zusammenarbeit.  Ziel ist es, die Studierenden für ihre eigenen moralischen Werte zu sensibilisieren und über berufsnahe ethische Dilemmata zu lernen, diese zu priorisieren. In einem nächsten Schritt sollen die Studierenden erkennen, dass im Berufsleben durchaus Wertekonflikte auftreten. Wie sollten sie sich in Situationen verhalten, in denen ihre eigenen Werte nicht mit den Entscheidungen in ihrem Unternehmen oder ihrer Organisation übereinstimmen? Wie können Sie Ihre eigenen Werte so effektiv wie möglich zur Geltung bringen? Der dritte Schritt besteht darin, dass die Studierenden verschiedene theoretische Ansätze zur Abwägung ihrer Werte in ethischen Dilemmasituationen kennen lernen sollen. Dieser dreistufige Ansatz basiert auf dem Konzept "Giving Voice to Values", das auch vom UN Global Compact empfohlen wird. Das Konzept konzentriert sich auf Situationen, in denen Entscheidungsträger:innen bereits über moralische Werte verfügen und sich fragen, wie sie diese in Entscheidungsprozessen in Unternehmen und Organisationen zur Geltung bringen können.

Zusätzlich zu Ihrer Rolle als ERS-Commissioner wurde an der Fakultät auch eine Ethikkommission eingerichtet. Wie unterscheiden sich Ihre Arbeit und Ihre Funktion von der dieses Ausschusses? Auf welcher Ebene arbeiten Sie zusammen?

Die Hauptaufgabe der Ethikkommission, der ich bei ihrer Gründung angehörte, besteht darin, geplante Forschungsprojekte auf ethische Kriterien hin zu überprüfen. Zunehmend verlangen Geldgeber von Forschungsprojekten und wissenschaftliche Fachzeitschriften diese Art der Überprüfung für die Einreichung von Forschungsmanuskripten. Oftmals erweist es sich als hilfreich, wenn unabhängige Wissenschaftler:innen mit ethisch geschultem Blick Forschungsdesigns begutachten, gegebenenfalls auf ethisch problematische Aspekte des Designs hinweisen und Vorschläge zur Vermeidung der festgestellten Probleme machen. Insofern hat die Ethikkommission einen klar definierten Auftrag zur Beratung geplanter Forschungsvorhaben. Ich tausche mich gelegentlich mit der Ethikkommission über die anzuwendenden Kriterien aus.

Herr Professor Irlenbusch, wir danken Ihnen, dass Sie uns einen Einblick in Ihre bedeutungsvolle Rolle und Ihre spannende Arbeit als ERS-Kommissar gegeben haben. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen, um die Herausforderungen in den Bereichen Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit gemeinsam anzugehen!

Das Interview führte Daniel Scheu