Prof. Dr. Pia Pinger, Professorin an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln erhält den ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrates für ihr Projekt „OPPORTUNITY – Inequalities in decision-making at critical junctions in life: The role of ability signals for sorting and selection “. Pinger erhält eine Förderung von insgesamt 1,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren, um die Entstehung und Verfestigung sozioökonomischer Ungleichheit bei wichtigen Bildungs- und Berufsentscheidungen zu erforschen.
Die Wahl einer Schule, eines Berufs oder eines Studiengangs entscheidet maßgeblich über den zukünftigen Arbeitsmarkterfolg. Zugleich treffen Personen aus unterschiedlichen sozioökonomischen Gruppen, selbst bei gleicher Eignung, oft systematisch andere Bildungs- und Arbeitsmarktentscheidungen. Ein besseres Verständnis sozioökonomischer Unterschiede bei Bildungs- und Berufsentscheidungen ist daher Voraussetzung, um Chancenungleichheit effektiv zu begegnen.
Ziel des Projekts OPPORTUNITY ist es zu verstehen, wieso die sozioökonomische Zugehörigkeit der Eltern einen solch großen Einfluss auf die Bildungs- und Arbeitsmarktentscheidungen junger Leute hat und welche Rolle hierbei Noten, Empfehlungen und andere sogenannte „Fähigkeitssignale“ spielen. Das Projekt soll beispielsweise Antworten auf die Fragen liefern, ob Kinder aus unterschiedlichen Elternhäusern systematisch unterschiedliche Bewertungen erhalten (z.B. beim Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule) oder gleiche Bewertungen unterschiedlich interpretieren. Außerdem wird Pinger untersuchen, wie man Bewertungen gezielter in Bewerbungsprozessen nutzen könnte, um stereotypen Beurteilungen durch Auswahlgremien oder Personalabteilungen zu begegnen. Weitere Forschungsfragen des Projekts behandeln die Auswirkungen von Noteninflation und Notenverteilungen beispielsweise bei der Studienwahl oder im Bewerbungsprozess.
„Der ERC Starting Grant ermöglicht es mir, die Entstehung und Fortschreibung von Ungleichheit im frühen Lebensverlauf von einer neuen Seite zu beleuchten, um die geringe soziale Mobilität, die wir in vielen Ländern beobachten, besser zu verstehen,“ so Pinger. „Die ungleiche Verteilung von Startchancen im Leben ist eine der drängendsten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Innovative Forschung in diesem Bereich ist nötig, um Ungleichheit, Polarisierung, und einem schwindenden sozialen Zusammenhalt entgegenzuwirken.“
Pia Pinger ist seit 2019 Professorin für angewandte Mikroökonomik und Verhaltensökonomik an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. Sie ist zudem Principal Investigator im Exzellenzcluster “ECONtribute: Markets & Public Policy” und im Sonderforschungsbereich “Economic Perspectives on Societal Challenges”.