Partnerschaften, bei denen die Partner:innen in getrennten Haushalten leben, werden als Living-Apart-Together-Beziehungen (LAT) bezeichnet. Häufig tritt diese Beziehungsform in jungen Jahren auf, etwa als Vorstufe bevor Paare zusammenziehen oder eine Ehe eingehen. Aber lassen sich solche Beziehungsformen auch im hohen Alter, bei den über 80-Jährigen beobachten?
Dieser Frage gingen die ISS-Forscher Stefan Mauritz und Michael Wagner in ihrer aktuellen Studie nach. Dafür wurden Daten aus der Repräsentativbefragung Lebensqualität und Wohlbefinden hochaltriger Menschen in NRW (NRW80+) verwendet, die von 2016 bis 2018 erhoben wurden und Angaben von 1.863 Personen im Alter von 80 Jahren oder älter beinhalten.
Insgesamt nimmt der Anteil der über 80-Jährigen, die in einer Partnerschaft leben, mit steigendem Alter zwar ab, aber gemessen an den verbleibenden Paaren gewinnen LAT-Beziehungen zunehmend an Bedeutung. So leben durchschnittlich 13,3% der Partner*innen im hohen Alter nicht in einem gemeinsamen Haushalt. Bei den Frauen ist diese Beziehungsform besonders verbreitet: mehr als jede dritte Beziehung der über 90-jährigen Frauen wird in getrennten Haushalten geführt. Bemerkenswert ist auch, dass im hohen Alter vor allem Ehepaare als LAT-Beziehung leben. Insgesamt sind etwa zwei Drittel aller LAT-Partner:innen im hohen Alter verheiratet.
Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Erklärung für die Verbreitung von LAT-Beziehungen im hohen Alter in der zunehmenden Pflegebedürftigkeit zu suchen ist. Wenn ein:e Partner:in aus gesundheitlichen Gründen in ein Pflegeheim zieht und den gemeinsamen Haushalt verlässt, wird aus dem vormals zusammenlebenden Paar eine LAT-Beziehung. Zu klären, was diese Situation für die Partner:innen bedeutet, ist Aufgabe zukünftiger Forschung. Auch die Lebensformen hochaltriger Menschen sollten deshalb mehr Beachtung in der Familienforschung finden.
- Zur Studie von Stefan Mauritz und Michael Wagner in Demographic Research
- Find-an-Expert-Seite von Prof. Dr. Michael Wagner
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