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Ungleiche Voraussetzung für die Beteiligung an Wahlen für Hochbetagte in Deutschland?

Eine bevölkerungsbasierte Querschnittsstudie über die Determinanten des Wahlverhaltens von Hochbetagten in Deutschland.

Brief wird in eine Wahlurne eingeworfen.

© Unsplash

Judith Wenner und Michael Wagner untersuchten im Rahmen einer Studie, mit 1826 Befragten im Alter von 80 oder mehr Jahren aus Nordrhein-Westphalen, die Determinanten des Wahlverhaltens bei Bundestagswahlen, wobei die Rolle des Gesundheitszustandes der Hochbetagten im Mittelpunkt stand. Sie kamen in ihrem Artikel „Voting Behaviour and Health Among the Oldest-old in Germany: Results from a Population-Based Cross-Sectional Study” zu dem Schluss, dass ein Großteil, der über 80-jährigen (84,6%), von ihrem Wahlrecht Gebrauch macht. Dabei zeigten sich beträchtliche Ungleichheiten, die zu mangelnder Repräsentation bestimmter Bevölkerungsgruppen führen können.

Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung des Gesundheitszustandes bei der Erklärung der Wahlbeteiligung unter den Hochbetagten. So haben beispielsweise Personen mit schweren kognitiven Beeinträchtigungen die niedrigste Wahlbeteiligung unter den Hochbetagten. Sie liegt bei gerade einmal 55,9%.

Auch die Bedeutung der sozialen Einbettung für die Wahlbeteiligung wurde teilweise bestätigt. So wurde aufgezeigt, dass die Wahlbeteiligung höher ist, wenn die Hochaltrigen in einer Partnerschaft leben.

Darüber hinaus wurde festgestellt, dass diejenigen, die es als ihre gewohnheitsmäßige Pflicht ansehen, sich an der Wahl zu beteiligen, dies auch mit größerer Wahrscheinlichkeit im hohen Alter realisieren. Dies erklärt zumindest teilweise, warum die Wahlbeteiligung bei den Hochbetagten trotz vorhandener gesundheitlicher Beeinträchtigung noch hoch war.

Letztlich bleibt festzuhalten, dass soziale Ungleichheiten bei der Wahlbeteiligung bis ins hohe Alter bestehen bleiben. Sozio-ökonomische Ressourcen wurden im Falle der Studie am Bildungsniveau gemessen. So war ein hohes Bildungsniveau mit einer hohen Wahlbeteiligung verbunden.

Der Gesundheitszustand ist bei der Erklärung der Wahlbeteiligung unter den Hochbetagten von großer Bedeutung, überlagert jedoch nicht andere relevante Determinanten wie beispielsweise sozio-ökonomische Ressourcen.

Die Analyseergebnisse der Studie leisten einen wichtigen Beitrag zur Forschung in Bezug auf die Wahlbeteiligung Hochbetagter in Deutschland und darüber hinaus. Judith Wenner und Michael Wagner halten fest, dass ältere Bevölkerungsgruppen einen wachsenden Anteil an der Gesamtwählerschaft ausmachen und meist unmittelbar von politischen Entscheidungen betroffen sind. Auch im hohen Alter sollten alle, die an einer Wahl teilnehmen wollen, die Möglichkeit und notwendige Unterstützung für ihre Teilnahme erhalten. Nur so ist eine umfassende politische Repräsentation auch der sehr alten Menschen gewährleistet.