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Seniorengemeinschaften besser unterstützen

Projekt mit WiSo-Beteiligung erhält Deutschen Demografie-Preis.

Reiner Bieck übergibt vor einer gelben Präsentationsfolie den Deutschen Demographie Preis 2023 an Burghard Flieger und Joschka Moldenhauer

Länger in den eigenen vier Wänden leben: Um älteren Menschen das zu ermöglichen, erbringen sogenannte Seniorengemeinschaften pflegeergänzende Dienstleistungen. Doch wirtschaftlich stabil zu arbeiten, fällt vielen nicht leicht. Eine Dachorganisation könnte dabei helfen, solche Einrichtungen effizient zu verwalten und Kosten zu sparen. Für dieses Konzept wurde der Projektverbund „Teilgabe – kooperatives Wirtschaften in der Zivilgesellschaft“ mit dem Deutschen Demografie-Preis ausgezeichnet. Dieser zeichnet einmal im Jahr Projekte, Initiativen, betriebliche Programme oder Netzwerke aus, die sich in zukunftsweisender Art mit dem demografischen Wandel beschäftigen.

In dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Kooperationsprojekt des Berliner Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) des Seminars für Genossenschaftswesen am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) der WiSo-Fakultät und der Universität Hamburg (Fachbereich Sozialökonomie) hat die Genossenschaft Innova das Konzept im Teilprojekt „Verbundorganisation der Nachbarschaftshilfen und Seniorengenossenschaften“ erarbeitet. Darin zeigen die Forschenden, wie Organisationen und Politik Nachbarschaftshilfen und Seniorengenossenschaften erfolgreich unterstützen können.


Bundesversammlung des kooperativen Wirtschaftens in Deutschland
Zivilgesellschaftliche Initiativen und alternativ-wirtschaftende Projekte sind für die Zukunftsfähigkeit, Stabilität und Nachhaltigkeit verschiedenster gesellschaftlicher Bereiche zentral. Neben der Pflege und Altersversorgung zählen dazu etwa Energie und Landwirtschaft. Um Konzepte wie Seniorengenossenschaften weiterhin zu stärken und Akteure aus dem Bereich des kooperativen Wirtschaftens zusammenzubringen, veranstaltet das Projekt Teilgabe am 24. Juni 2023 in Kassel erstmalig eine Bundesversammlung des kooperativen Wirtschaftens in Deutschland. Das Ziel der Bundesversammlung ist es, Bündnisse in diesem Bereich anzustoßen und das Engagement der Akteure zu würdigen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen sind bis zum 1. Juni 2023 möglich:

Bundesversammlung des kooperativen Wirtschaftens in Deutschland
• 24. Juni 2023, 09:30–18:00 Uhr
• Schlosshotel Kassel-Wilhelmshöhe
Information und Anmeldung (IÖW)


Altersversorgung durch Genossenschaften unabhängiger machen
Das Projekt zielt auf eine unterstützende Struktur in Form einer Sekundärgenossenschaft als Dachorganisation für Seniorengemeinschaften und Nachbarschaftshilfen: etwa indem die Dachorganisation durch Beratung dabei hilft, Kosten einzusparen, ihre Verwaltung und Abrechnungen effizienter und unabhängiger zu organisieren und Helfende zu schulen. Damit will das Forschungsprojekt neben der betrieblichen Altersversorgung, den öffentlich-rechtlichen Pflichtsystemen und der privaten Vorsorge eine vierte Säule der Altersversorgung etablieren: In einer gemeinschaftlich getragenen Struktur könnten Seniorengenossenschaften noch besser zum selbstbestimmten Altern vieler Menschen beitragen. Rentner:innen könnten so bei der nachhaltigen Selbsthilfe unterstützt werden, um unabhängiger zu leben.

Umsetzung einer Dachorganisation in Bayern steht in den Startlöchern
Burghard Flieger von Innova und Joschka Moldenhauer vom Seminar für Genossenschaftswesen an der Universität zu Köln nahmen den Preis für das Projektteam entgegen. Im Teilgabe-Projekt untersuchen sie die Umsetzungsbedingungen einer Dachorganisation für Seniorengenossenschaften. Dabei betont Burghard Flieger die persönliche Arbeitsweise: „Die Genossenschaften kommen nicht zu uns. Dafür sind sie viel zu intensiv mit ihrer Alltagsarbeit beschäftigt. Deshalb kommen wir zu ihnen.“ Mit Erfolg: Die weiteren Schritte für eine Projektrealisierung in Bayern wurden kürzlich intensiv diskutiert. Es ging darum, wie und mit welchen Unterstützungsbausteinen dies anzugehen ist. In anderen Bundesländern gibt es ebenfalls Gespräche mit Politik und Seniorengemeinschaften dazu, wie sich das Konzept konkret umsetzen lässt. Weitere Partner für die Umsetzung werden gesucht.

„In Dachorganisationen arbeiten kooperativ wirtschaftende Akteure im Verbund zusammen“, erläutert Carla Young, die am IÖW zu gemeinwohlorientierten Organisationen forscht. „So können sie manche Nachteile ausgleichen, die sie aufgrund ihrer besonderen Organisationsmerkmale, Werte und Handlungsweisen erfahren. Wenn die Mitglieder ihre Kräfte bündeln und miteinander solidarisch sind, können sie ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit verbessern. Dachorganisationen integrieren den Verbund sozial und können die Interessen der Akteure nach außen gebündelt vertreten. Auf diese Weise können die Mitglieder ihr Anliegen besser umsetzen und nach ihren Werten leben.“