Im Rahmen der Behavioural Exchange 2016 an der Harvard University wurde Sebastian Tonke, Doktorand an der Cologne Graduate School der WiSo-Fakultät, mit dem Junior Scholars Award ausgezeichnet. Der Junior Scholars Award kürt junge Wissenschaftler, die besonders innovative Forschung mit hohem Praxisbezug betreiben. Das ausgezeichnete Forschungsprojekt findet im Rahmen des UoC Forums „Advancing Common Pool Resource Management“ unter Leitung der Verhaltensökonomin Prof. Dr. Bettina Rockenbach statt, die auch die Dissertation von Sebastian Tonke betreut.
Verhaltensökonomische Erkentnisse für die Praxis
In seiner Forschung wendet der Kölner Doktorand verhaltensökonomische Erkenntnisse an, um die Zahlungsmoral für Wasserrechnungen im ländlichen Namibia zu verbessern. Nicht gezahlte Rechnungen verhindern die Versorgung und Instandhaltung des Wassernetzwerkes. In einem Land, das durch geringen Regenfall von Dürre bedroht ist, kann das katastrophale Folgen haben. Doch warum zahlen viele Kunden nicht? Es gibt vielfältige Meinungen, die von Geldmangel bis zu der Auffassung, für Wasser zahle man nicht, da es ein „Geschenk Gottes“ ist, reichen. Um die tatsächlichen Gründe der geringen Zahlungsbereitschaft zu erforschen, führte das Forscherteam der Universität zu Köln über 380 Telefoninterviews, Experteninterviews und Fokusgruppengespräche.
Studie zur Zahlungsbereitschaft
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen entwarfen die Wissenschaftler eine experimentelle Studie mit rund 10.000 Kunden. Als Basis wurde ein kostenloser monatlichen Rechnungsservice per SMS in vereinfachter Sprache implementiert. Zusätzlich testeten die Forscher zwei Nudges in Form freiwilliger Selbstverpflichtungsstrategien. Die SMS alleine führte zu einer Erhöhung der Zahlungen von 45% und die SMS inklusive der Selbstverpflichtungsstrategie sogar zu einer Erhöhung von 78%. Die positiven Effekte der experimentellen Intervention zeigen sich auch noch ein halbes Jahr nach den ersten SMS. Die ungewöhnliche erfolgreiche Intervention unterstreicht die Potentiale der Verhaltensökonomie in der Praxisanwendung. Außerdem steigerte der Wasserversorger seine nationalen Einnahmen im Privatkundengeschäft um etwa 5% und verzeichnet die erfolgreichsten Monate seit seiner Gründung.