In der Studie „Blending in or standing out? Gendered political communication in 24 democracies” gehen die WiSo-Wissenschaftler:innen Danielle Pullan und Jens Wäckerle, sowie Bruno Castanho Silva der Freien Universität Berlin der Frage nach, wie sich diese beiden widersprüchlichen Anreize im Laufe der politischen Laufbahn von Frauen auswirken. Sie konzentrieren sich dabei auf den Redestil im Parlament. Sprechen Frauen auf eine Art und Weise, die Männern ähnlicher ist, je länger sie im Amt bleiben und nehmen sie damit einen männlicheren Stil an, der es theoretisch leichter macht, in Führungspositionen zu gelangen? Waren die Frauen, die es an die Spitze schafften, von vornherein anders als die, die es nicht geschafft haben? Mit anderen Worten, ist dies ein Sozialisationseffekt oder ein Selektionseffekt? Und wie variiert er zwischen den verschiedenen Parteien?
Um diese Fragen zu beantworten wurde ein umfangreicher Datensatz mit Parlamentsreden, der 6,8 Millionen Reden aus 24 Ländern in Europa (Ost und West), Nordamerika und Ozeanien zwischen 1987 und 2022 umfasst, erstellt. Die Forscher:innen wenden einen Machine-Learning-Ansatz an, um zu messen, wie feminin der Redestil von Politiker:innen ist.
Die Ergebnisse deuten auf einen Sozialisationseffekt hin, wonach Frauen einen männlicheren Stil annehmen, je länger sie im Amt bleiben. Der Effekt ist am stärksten bei Frauen in sozial progressiven Parteien. Die Untersuchung unterstreicht die Rolle der Parlamente als geschlechtsspezifische Arbeitsplätze, die Frauen immer noch dazu veranlassen, sich an die männliche Norm anzupassen.