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Opfer von Kriminalität verdienen schlechter

Opfer von Verbrechen verdienen nach der Tat langfristig bis zu 12,9 Prozent weniger und sind abhängiger von Sozialleistungen / Auswertung von über 800.000 niederländischen Polizeiakten

leuchendes Blaulicht in der Nacht

Opfer von Kriminalität büßen auf dem Arbeitsmarkt langfristig Einkommen ein. Das zeigt eine Auswertung der Datensätze von über 800.000 Kriminalitätsopfern, die WiSo-Professorin Anna Bindler, Ökonomin beim Excellenzcluster ECONtribute: Markets & Public Policy der Universitäten Köln und Bonn, gemeinsam mit Dr. Nadine Ketel (Assistant Professor, Freie Universität Amsterdam, Niederlande) durchgeführt hat. Die Registerdaten der niederländischen Polizei reichen von 2005 bis 2016 zurück. Die Wissenschaftlerinnen konnten sie mit Hilfe anonymisierter Nummern mit seit 1999 erfassten Arbeitsmarktdaten verbinden.

Über Jahre hinweg verdienen Männer und Frauen, die Opfer von Kriminalität wurden, je nach Verbrechen bis zu 12,9 Prozent weniger als vor der Tat. Gleichzeitig beziehen sie an bis zu 6 Prozent mehr Tagen Sozialleistungen. Gründe für den Verdienstrückgang können ein Wechsel zu schlechter bezahlten Stellen oder Jobverluste einiger Opfer sein, die aufgrund von körperlichen oder mentalen Folgen der Kriminalität ihren Beruf nicht mehr ausüben können.

Prof. Bindler und Dr. Ketel differenzieren in ihrer Arbeit zwischen Gewaltverbrechen (Körperverletzung, sexuelle Übergriffe und Bedrohung) und Besitzverbrechen (Raubüberfälle und Diebstahl). Der Verdienstrückgang bei Frauen ist in allen untersuchten Bereichen höher als bei Männern. Während Männer nach Gewaltverbrechen ein Jahr nach der Tat bis zu 7,5 Prozent weniger verdienen, sind es bei Frauen 10,4 Prozent. Nach Besitzverbrechen, insbesondere Raubüberfällen, verdienen Männer bis zu 8,4 Prozent weniger, während Frauen einen Einkommensrückgang von bis zu 12,9 Prozent verzeichnen. Häusliche Gewalt betrachteten die Wissenschaftlerinnen gesondert und stellten, neben einer stark erhöhten Abhängigkeit von Sozialleistungen, einen verstärkten Effekt von 17,9 Prozent fest.

Insgesamt errechneten die Ökonominnen bei den Kriminalitätsopfern alleine für das erste Jahr nach einer Körperverletzung einen aggregierten Verdienstverlust von 366 Millionen Euro. „Unsere Forschung trägt dazu bei, die gesellschaftlichen Kosten von Kriminalität besser einschätzen zu können“, sagt Anna Bindler, Professorin bei ECONtribute: Markets & Public Policy und an der Universität zu Köln. „Die Ergebnisse könnten ein Denkanstoß für Kompensationszahlungen oder weitere Hilfen für Kriminalitätsopfer, wie etwa Arbeitsmarktprogramme sein.“

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In einer Folge des englischsprachigen Podcasts „Probable Causation“ wird Anna Bindler mit Jennifer Doleac über ihre Studie diskutieren. Sie erscheint am 27.Oktober unter: https://www.probablecausation.com/index

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