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Jugendlichen verwenden nur selten ethnisch-rassistische Labels

SOCIALBOND-Studie von Clemens Kroneberg und Mark Wittek

Eine Gruppe von fünf Jugendlichen in der Sonnne sitzend und stehend, auf einem kleinen Absatz vor eine Maschendrahtzaun. Dahinter die rotbraune Fassade eines provisorischen Gebäudes mit geöffneter Tür, die einen Blick auf die Seitenwand eines Flurs bietet.

Weniger als vier Prozent der Jugendlichen verwenden ethnische oder rassistische Bezeichnungen, um ihre Freundescliquen in der Schule zu beschreiben. Das zeigt eine neue Studie der Universität Köln.

Die Studie von WiSo-Professor Clemens Kroneberg (Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln und Mitglied des Exzellenzclusters ECONtribute: Märkte & Public Policy) und Dr. Mark Wittek untersuchte den Gebrauch von ethnischen und rassistischen Bezeichnungen unter 13-jährigen Schülern in Deutschland.

Für die Untersuchung „The Ethnic Lens: Social Networks and the Salience of Ethnicity in the School Context“ (‘Die ethnische Linse: Soziale Netzwerke und die Bedeutung von Ethnizität im schulischen Kontext‘) befragten Mark Wittek und Clemens Kroneberg mehr als 3.000 Schüler:innen an 39 Schulen und baten sie, die Cliquen zu nennen, die sie in ihrer Klasse beobachten, und diese Gruppen mit ihren eigenen Worten zu beschreiben.

Dabei zeigte sich, dass die Schüler:innen ihre Freundescliquen am ehesten neutral beschrieben. Danach nahmen sie ihre Mitschüler:innen am häufigsten aufgrund ihrer Hobbys, wenn sie lustig waren oder einfach positiv wahr. Daraus geht den beiden Soziologen zufolge hervor, dass es der jüngeren Generation trotz der Tatsache, dass Freundschaften zwischen Personen gleicher ethnischer Herkunft häufiger sind, besser als den Erwachsenen gelingt, diese Grenzen zu verwischen.

Die Studie zeigt allerdings auch, dass muslimische Cliquen mit einem hohen Grad an Selbstidentifikation eher mit ethnisch-rassistischen Begriffen bezeichnet wurden. Dies war jedoch selten der Fall.

"Unsere Ergebnisse fordern dazu auf, Annahmen über die Art der ethnischen Segregation in den sozialen Netzwerken von Schülern zu überdenken, und ergänzen neuere Studien, die gezeigt haben, dass 'ethnische Homophilie'* weniger schädlich ist als oft angenommen", sagt Professor Kroneberg.

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Sociological Science veröffentlicht und ist Teil des vom ERC geförderten Projekts SOCIALBOND.

* (die Tendenz von Individuen, andere Menschen zu mögen und mit ihnen in Interaktion zu treten, wenn sie ihnen ähnlich sind (Red.))