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Gewinn mit nachhaltigem Fahrzeugsharing

WiSo-Wissenschaftler erhalten Auszeichnung für Nachfragemanagement-Simulation.

Preisübergabe an Ramin Ahadi

Erfolg für das Kölner Institut für Wirtschaftsinformatik (KIWI): Bei der 30. European Conference on Information Systems (ECIS) haben Muhammed Demircan, Ramin Ahadi, und Prof. Wolfgang Ketter den renommierten Claudio Ciborra Award für das beste Innovationspapier gewonnen.

Ausgezeichnet wurden die drei Wissenschaftler vom WiSo-Lehrstuhl Information Systems for Sustainable Society (Leitung Prof. Wolf Ketter) für Ihren Forschungsbeitrag “Sustainability vs. Price: Analysis of Electric Multi-Modal Vehicle Sharing Systems under Substitution Effects” [Analyse multimodaler Fahrzeug-Sharing-Systeme unter Substitutionseffekten]. Darin untersuchen sie, wie mögliche Eingriffe in das Nachfragemanagement die wirtschaftlichen und ökologischen Kennzahlen von Free-Floating-Shared-Vehicle-Plattformen (FFVS-Plattformen) beeinflussen.

Derartige Plattformen geben ihren Nutzer:innen die Möglichkeit, bedarfsgerecht unterschiedliche Fahrzeuge anzumieten, für viele Menschen zumindest in Großstädten ein mittlerweile beinahe selbstverständlicher Teil der urbanen Mobilität. Insofern spielen sie eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität. Der gesamte Prozess vom Suchen über das Mieten bis hin zum Bezahlen wird dabei meist über eine App abgewickelt. 

Mithilfe einer Multiagenten-Simulation gelang Muhammed Demircan, Ramin Ahadi, und Wolfgang Ketter eine Quantifizierung der Auswirkungen von nachfragesteuernden Eingriffen auf die Rentabilität und den ökologischen Fußabdruck von FFVS-Anbieter:innen. Dabei konzentrierten sie sich auf zwei wichtige Punkte, nämlich die Flexibilität und die Bereitschaft der Nutzer:innen, einen Aufpreis für umweltverträglichere Fahrzeuge zu zahlen. Die Simulation kalibrierten die Wissenschaftler mit realen Mietdaten Berliner Free-Floating-Vehicle-Sharing-Plattformen. Über die Ergebnisse hinaus stellen die WiSo-Forscher mit diesem Modell einen konzeptionellen Rahmen bereit, der es erlaubt, das Verhalten von Shared-Mobility-User:innen und Betreiber:innen nachzubilden und somit die Wirkung möglicher steuernder Interventionen zu simulieren.

Inhaltlich zeigte sich, dass es sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nachteilig ist, nur die Flexibilität der Benutzer:innen in der Wahl ihrer Verkehrsmittel zu erhöhen, da Nutzer:innen meist Fahrzeugoptionen bevorzugen, die im Allgemeinen billiger sind. Im aktuellen Marktumfeld mit Mietpreisen pro Minute ist dies für die meisten Fahrten ein geteiltes Auto, weil ein Auto meist schneller fahren kann als beispielsweise ein Roller.

Einerseits verbessert sich bei einer preissensiblen Nutzer:innenschaft zwar für diese die Servicequalität, wenn sie freier in der Wahl des Verkehrsmittels werden. Der Substitutionseffekt führt dabei jedoch dazu, dass die Nutzer:innen mehr (billige) Autos und weniger (gewinnträchtige) Roller mieten. Der Gesamtgewinn für die Betreiber:innen erhöht sich somit kaum, während die ökologischen Kosten für die Gesellschaft steigen.

Deutlich zeigte die Simulation andererseits, dass sich dieses Bild verkehrt, sobald die Nutzer:innen bereit sind, einen Aufpreis für die Anmietung umweltverträglicherer Fahrzeuge zu zahlen. Aus Sicht der Flottenbetreiber:innen ist es mithin auch aus wirtschaftlicher Sicht attraktiv, sich auf Anreizmechanismen einzulassen, um die User:innen zu ermutigen, sich für nachhaltigere, aber auch teurere Fahrzeuge zu entscheiden, da dadurch ihr Gesamtgewinn erheblich steigt.