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Covid-19 vermindert prosoziales Verhalten von Jugendlichen aus ärmeren Verhältnissen

Wirtschaftswissenschaftliche Studie von WiSo-Professor Matthias Sutter.

Ein Jugendlicher hinter in die Kamera gestreckter Hand

Erkrankt ein Familienmitglied am Corona-Virus, wirkt sich das besonders auf Jugendliche aus ökonomisch schwächeren und weniger gebildeten Schichten negativ aus. Die Heranwachsenden fallen nicht nur in der Schule zurück, auch ihre nicht-kognitiven Fähigkeiten leiden. Sie sind weniger prosozial als zuvor, das heißt: Sie verhalten sich weniger großzügig, altruistisch und kooperativ. Zudem sinkt ihre Bereitschaft, anderen zu vertrauen. Neben nachlassenden schulischen Leistungen kann auch diese Entwicklung langfristig Nachteile für sie mit sich bringen. Das zeigen Ergebnisse eines Forschungsteams um den Verhaltensökonomen Professor Dr. Matthias Sutter von der WiSo-Fakultät der Universität zu Köln. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) erschienen.

Ursprünglich war es das Ziel der Wissenschaftler:innen herauszufinden, inwiefern sich prosoziales Verhalten von Jugendlichen je nach sozioökonomischen Status unterscheidet. Dazu sammelte das Team bereits im Herbst 2019 Daten von 5.000 Oberstufenschüler:innen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren aus drei französischen Regionen. Schon damals zeigte sich anhand von vier Experimenten eine Lücke zwischen Heranwachsenden aus sozioökonomisch besser und schlechter gestellten Familien. Schüler:innen aus weniger wohlhabenden Familien mit einer geringeren Bildung verhielten sich weniger prosozial.

In einer zweiten Runde im Frühjahr 2020 nahmen mit 363 Jugendlichen aufgrund des damaligen Lockdowns deutlich weniger der Befragten erneut an den gleichen vier Experimenten teil. Dabei stellten die Forschenden fest: Eine Infektion innerhalb der eigenen Familie hatte die Schere zwischen den verschiedenen Bevölkerungsschichten mehr als verdoppelt. Während sich das Verhalten von Jugendlichen mit einem hohen Sozialstatus in diesem Fall kaum veränderte, verhielten sich diejenigen mit einem niedrigen Sozialstatus deutlich weniger prosozial.

Schon zuvor hatten mehrere Studien belegt, dass die Pandemie Menschen aus ökonomisch schwächeren und bildungsferneren Schichten in den Bereichen Gesundheit, Arbeitsmarkt und Bildung härter trifft. Das Team um Professor Sutter zeigt nun, inwiefern sich COVID-19 negativ auf prosoziales Verhalten auswirkt – mit Konsequenzen. Denn Wirtschaftswissenschaftler sind sich einig, dass nichtkognitive Fähigkeiten wie Prosozialität deutlich zum Erfolg im späteren Berufsleben beitragen. „Diese Entwicklung könnte sich langfristig negativ auf die Arbeitsmarktchancen der Betroffenen auswirken“, so Matthias Sutter.

WiSo-Professor Matthias Sutter ist unter anderem auch am Exzellenzcluster ECONtribute: Märkte und Public Policy der Universitäten Bonn und Köln tätig, dem einzigen Exzellenzcluster in Deutschland mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt. Über die Ergebnisse seiner Studie spricht der renommierte Verhaltensökonom auch in einer neuen Folge des Wissenschaftspodcasts „Exzellent erklärt – Spitzenforschung für alle“, die am 1. Dezember erscheinen wird. In jeder Folge gewährt der Podcast Einblicke in einen der insgesamt 57 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsverbünde.

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