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Bessere Schulleistung nach intensivem Ramadan

Neue Studie von WiSo-Wissenschaftler Erik Hornung bestätigt positiven Effekt.

Braunhaariger kleiner Junge, sitzt an einem Schultisch, schaut in die Kamera.

Längere tägliche Fastenzeiten im Ramadan wirken sich laut einer aktuellen Studie im Schnitt mittelfristig positiv auf die Schulleistung muslimischer Jugendlicher aus. Insbesondere die verschiedenen sozialen Aktivitäten während des Ramadan tragen dazu bei, dass Jugendliche neue Kontakte knüpfen und eine gemeinsame Identität innerhalb ihrer Schulklasse entwickeln, so die Vermutung der Wissenschaftler um Erik Hornung, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln und Mitglied des Exzellenzclusters ECONtribute: Markets & Public Policy. Dies sei mittelfristig förderlich für die Schulleistungen, so Professor Hornung.

In bisherigen Studien seien insbesondere die unmittelbaren negativen Auswirkungen des Fastens auf die Leistungsfähigkeit untersucht worden. „Wir zeigen aber, dass Schüler:innen, die einen intensiven Ramadan erleben, mittelfristig davon profitieren können, weil sie ihre sozialen Verhaltensweisen ändern“, fasst WiSo-Forscher Hornung die Studienergebnisse zusammen. Die Studie ist unter Beteiligung der Universitäten Konstanz und Bern im Journal of Economic Behaviour and Organization erschienen.

Die Forschenden werteten Daten von Achtklässler:innen aus der internationalen Schulleistungsuntersuchung TIMSS sowie dem europäischen PISA-Test über mehrere Jahre aus. Sie gingen der Frage nach, ob der Ramadan über die Fastenzeit hinaus einen Effekt auf die schulische Leistung hat und ob die tägliche Fastendauer eine Rolle spielt. Diese verändert sich, weil sich das Datum des Ramadans jedes Jahr nach vorne verschiebt. Die tägliche Fastendauer ist abhängig vom Zeitpunkt des Sonnenauf- und untergangs und damit von der Jahreszeit, in der Ramadan liegt.

Das Ergebnis: „Schülerinnen und Schüler, die einen intensiven Ramadan erlebt haben, erzielten im folgenden Jahr durchschnittlich bessere Schulleistungen“, so Erik Hornung. Diesen Effekt konnten die Wissenschaftler aus den TIMSS-Daten für Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung feststellen. In Ländern mit mehrheitlich nicht-muslimischer Bevölkerung zeigte sich der Leistungseffekt nicht. Daraus sei zu schließen: Wie sich der Ramadan mittelfristig auf die Schulleistung auswirkt, hängt unter anderem davon ab, ob die Mehrheit der Jugendlichen im direkten Umfeld ebenfalls fastet.

Das bestätigten auch die PISA-Daten aus acht europäischen Ländern: In Jahren mit längerer täglicher Fastendauer holen Jugendliche aus muslimischem Elternhaus auf und reduzieren die existierende Lücke zu anderen Schüler:innen im PISA-Test stärker als in Jahren mit einer geringeren Fastendauer. Dieser Effekt ist an Schulen mit einem hohen Anteil muslimischer Schüler:innen größer als an Schulen mit einem geringen Anteil. „Wir interpretieren das als einen weiteren Hinweis auf eine identitätsstiftende Wirkung des Ramadan, die sich positiv auf die Leistungen auswirkt“, so Hornung.