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Bachelor- und Masterabschluss nur Signalwirkung statt tatsächlichem Können?

WiSo-Professorin Pia Pinger hat untersucht, warum junge Erwachsene studieren.

Nahaufname von WiSo-Professorin Pia Pinger

Ein Studium zu beginnen und abzuschließen, kann verschiedene Gründe haben. WiSo-Professorin Pia Pinger hat nun gemeinsam mit Laura Ehrmantraut (Universität Bonn) und Renske Stans (Erasmus University Rotterdam) unter die Lupe genommen, was sich junge Menschen von ihrem Studium und einem Studienabschluss versprechen. Dabei hat sie zwischen der erwarteten Signalwirkung eines Abschlusszeugnisses und dem erworbenen Humankapital während des Studiums unterschieden.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der erwartete Ertrag der Hochschulbildung beträchtlich ist. Dabei liege der Fokus jedoch eher auf der Erlangung eines Abschlusses als im Erlernen neuer Fähigkeiten. Das Diplom ist wichtiger als das erlernte Wissen, könnte man flapsig formulieren. Die wiederkehrenden Beschwerden von Professor*innen über die „eingeschränkte Bereitschaft“ ihrer Studierenden, Material über prüfungsrelevantes hinaus zu studieren, scheint also durchaus gerechtfertigt. Die hohe Erwartung an die Signalwirkung eines Universitätsabschlusses liefert zugleich eine Begründung dafür, dass die Einschreibungszahlen weiterhin hoch sind und noch wachsen.

Des Weiteren weist Pia Pinger, Mitglied des Exzellenzclusters ECONtribute: Markets & Public Policy, auf eine politische Komponente hin:  Die Tatsache, dass aus der Bildung resultierende Erträge als beträchtlich wahrgenommen würden, deutet darauf hin, dass Studiengebühren nur geringe Auswirkungen auf die Zahl der Studierenden haben dürften. Die Studienergebnisse könnten somit erklären, warum eine vorübergehende Einführung von Studiengebühren in Deutschland, nur geringe Auswirkungen auf die Studienaufnahme hatte und wohl in Zukunft auch hätte.

Hinsichtlich möglicher Studienabbrüche ermittelten Pia Pinger und ihre Kolleginnen, dass die wahrgenommenen Renditen keine geeigneten Indikatoren seien, um die individuelle Studienabbruchwahrscheinlichkeit vorherzusagen. Dies wiederum impliziere, dass sich die Politik zur Bekämpfung von Studienabbrüchen eher auf Maßnahmen konzentrieren sollte, die auf die Senkung der erheblichen psychischen Kosten des Studiums abzielen als die Wahrnehmung künftiger Renditen eines Studienabschlusses in den Mittelpunkt zu stellen.