Mit der zunehmenden Verbreitung manipulativer Inhalte, sei es durch Deepfakes, gefälschte Pressemitteilungen oder betrügerische Social-Media-Beiträge, geraten Finanzinstitutionen dabei zusehends unter Druck. Eine neue Studie des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement der Universität zu Köln beleuchtet Möglichkeiten für öffentliche Institutionen, mithilfe von Informationstechnologie auf sogenannte Financial Fake News (FFN) zu reagieren. Ziel: den Schutz von Verbraucher:innen und die Integrität der Märkte auch im digitalen Zeitalter sicherzustellen.
In ihrer Studie “IT-Embedded Dynamic Capabilities for Public Institutions Coping with Disinformation – The Case of Financial Fake News.” analysieren Oliver Rath, Frederic Haase, Johannes Werner Melsbach, Jiarun Liu und Detlef Schoder, reale Fälle von Desinformationskampagnen und leiten daraus ab, welche IT-basierten Fähigkeiten und Strategien öffentliche Institutionen entwickelt haben, um diesen Bedrohungen zu begegnen.
Zentrales Ergebnis der Forschung ist eine Taxonomie von FFN-Szenarien, die typische Muster und Ziele solcher Falschinformationen systematisch aufzeigt und in eine Ordnung bringt. Diese reichen von gezielten Kursmanipulationen bis hin zur Täuschung von Kleinanleger:innen. Auf dieser Grundlage identifizieren die Forschenden sogenannte "IT-embedded Dynamic Capabilities" – also dynamische Fähigkeiten, die auf technologischer Infrastruktur basieren und die es öffentlichen Institutionen erlauben, diesen Bedrohungen zu begegnen.
In der Praxis umfassen diese Fähigkeiten beispielsweise Detektionsmechanismen, Frühwarnsysteme, interne Schulungen sowie Maßnahmen zur Aufklärung der Öffentlichkeit. Wichtig sei dabei, betonen die Wissenschaftler, nicht nur die Technologie selbst, sondern auch deren organisatorische Einbettung, die sogenannten Mikrofundamente. Dazu zählen Prozesse, Routinen und das Know-how der Mitarbeitenden, die es Institutionen ermöglichen, agil und effektiv auf neue Bedrohungen zu reagieren.
Die Studie basiert auf einer umfassenden Analyse von 378 gerichtlichen Unterlagen sowie über 130 Strategiepapieren, Reden und Berichten internationaler Finanzaufsichtsbehörden. Daraus ergibt sich ein einzigartiger Einblick in die praktischen Herausforderungen und Lösungen rund um FFN.
Neben der finanziellen Domäne liefern die Ergebnisse auch Anknüpfungspunkte für andere öffentliche Bereiche wie Gesundheit oder Politik. Überall dort, wo Desinformation systematisch eingesetzt wird, können die identifizierten dynamischen Fähigkeiten als Vorbild dienen. Die Studie bietet somit nicht nur theoretische Impulse, sondern auch einen praktischen Orientierungsrahmen für den Umgang mit Desinformation im öffentlichen Sektor.
- Zur Studie:
Rath, Oliver, Frederic Haase, Johannes Melsbach, Jiarun Liu, and Detlef Schoder. “IT-Embedded Dynamic Capabilities for Public Institutions Coping with Disinformation – The Case of Financial Fake News.” Government Information Quarterly 42, no. 2 (2025): 102024. - Cologne Institute for Information Systems (CIIS)