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Klimaschutz im Ausland unterstützt Klimaschutz im Inland

Studie von Prof. Dr. Michael Bechtel zeigt: Internationale Klimaabkommen sind auch innenpolitisch wichtig.

Großsstadtskyline vor dynamisch bewölktem Himmel über eine Wasserfläche hinweg

Menschen sind eher bereit, Kosten für Klimaschutzmaßnahmen mitzutragen, wenn sich andere Länder ebenfalls engagieren. Das zeigt eine aktuelle Studie von WiSo-Professor Michael Bechtel, Professor Dr. Kenneth Scheve (Yale University) und Elisabeth van Lieshout (Stanford University). Die Studie ist in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienen.

In repräsentativen Feldstudien hatten Michael Bechtel, Kenneth Scheve und Elisabeth van Lieshout untersucht, ob es von der Klimapolitik im Ausland abhängt, wie sehr die eigene Bevölkerung kostspielige Klimaschutzmaßnahmen befürwortet. Das Ergebnis: Beteiligen sich andere Länder, so steigt die innenpolitische Unterstützung für die Einführung einer CO2-Steuer, weil diese dann als fairer und effektiver erachtet wird.

Das Team befragte im Frühjahr 2019 insgesamt 10.000 Bürger:innen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Die Teilnehmer:innen sollten unter anderem angeben, wie sehr sie die Einführung einer CO2-Steuer unterstützten oder ablehnten. 60 Prozent der Befragten befürworteten die Steuer, wenn auch andere Länder eine solche einführten. Gab es jedoch im Ausland keine Steuer, stimmten nur 53 Prozent zu. „Wir stellen auch fest, dass Menschen bei einer internationalen Einbettung innenpolitischer Klima-Maßnahmen eher glauben, dass diese Reformen sich positiv auf soziale, wirtschaftliche, und ökologische Nachhaltigkeitsziele auswirken“, nuanciert Michael Bechtel, Professor für Politische Ökonomie an der WiSo Fakultät und Mitglied des Exzellenzclusters ECONtribute: Märkte & Public Policy den Befund.

In einer zweiten Untersuchung gingen die Forschenden der Frage nach, ob die Kosten des Klimaschutzes innenpolitisch breiter akzeptiert würden, wenn andere Länder ehrgeizigere und somit kostenintensiviere Maßnahmen etablierten. Sie befragten die Teilnehmenden, unter welchen Umständen sie steigenden Kosten für CO2-Emissionen zustimmen würden. Stiegen die monatlichen Haushaltskosten von einem niedrigen auf ein höheres Niveau an, im Falle Deutschlands zum Beispiel von monatlich 39 auf 77 Euro pro Haushalt, so sank die Unterstützung um sieben Prozentpunkte, wenn der CO2-Preis im Ausland niedrig blieb. Wurde der Betrag jedoch auch im Ausland angehoben, sank die Zustimmung für einen höheren CO2-Preis im eigenen Land durchschnittlich nur um nur etwa fünf Prozentpunkte. „Auch wenn steigende Kosten klimapolitische Maßnahmen unpopulärer machen, ist die Bevölkerung doch eher bereit, eine höhere Kostenlast zu akzeptieren, wenn andere ebenfalls mehr tun“, erläutert Professor Bechtel.

Klimaschutzmaßnahmen im Ausland spielen laut der Studie somit eine entscheidende Rolle für die politische Unterstützung kostenintensiver Klimapolitik im eigenen Land. „In funktionierende internationale Abkommen zu investieren, lohnt sich also nicht nur aus naturwissenschaftlicher, sondern auch aus politischer Sicht“, so Michael Bechtel.