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Gute Kommunikation senkt die Kündigungsrate in Unternehmen

Feldexperiment in großer Supermarktkette zeigt: Einfache Kommunikation von Manager*innen mit ihren Mitarbeiter*innen verringert die Personalfluktuation um bis zu 25 Prozent.

 Zwei Frauen unterhalten sich an einem Schreibtisch, eine auf dem Schreibtischstuhl, eine mit Kaffeetasse auf der Tischkante

Wie gut Manager*innen mit ihrem Team kommunizieren, beeinflusst die Kündigungsrate im Einzelhandel massiv. Das zeigt ein gemeinsames Forschungsprojekt des WiSo-Ökonomen Matthias Heinz, mit Professores Guido Friebel (Goethe-Universität Frankfurt) und Nick Zubanov (Universität Konstanz) in Kooperation mit einer großen Supermarktkette im Baltikum.

Schlechte Bezahlung, Azubi-Mangel und hohe Fluktuation: Der Einzelhandel hat kein gutes Image auf dem Arbeitsmarkt. Doch auch in Supermärkten sind eingespielte Teams ein erheblicher Vorteil. Die Wissenschaftler um WiSo-Professor Matthias Heinz, Mitglied des Exzellenzclusters ECONtribute: Markets & Public Policy der Universitäten Köln und Bonn, analysierten über einen Zeitraum von 16 Monaten die Kündigungsraten in Filialen, nachdem der CEO die Hälfte seiner Filialleiter*innen per Brief dazu aufrief, „alles in ihrer Macht Stehende zu tun“, um die Fluktuation an ihrem Standort zu senken und sich besser um die Mitarbeiter*innen zu kümmern. Die Filialleiter*innen von 119 der 238 Geschäfte verbrachten daraufhin mehr Zeit mit ihren Angestellten – etwa 20 Minuten pro Tag –, während sich in den restlichen Niederlassungen nichts veränderte. Über neun Monate hinweg kündigten die Beschäftigten der kontaktierten Filialleiter*innen seltener – die Fluktuation sank bis zu 25 Prozent. Nachdem der Chef die Filialleitungen nach neun Monaten erneut an ihr Ziel erinnerte, sanken die Kündigungsraten wieder im gleichen Maße. Vor dem Experiment kündigten jedes Jahr durchschnittlich 80 Prozent der 5.500 Angestellten.

Simpler Eingriff, großer Effekt

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die Fluktuation alleine durch einfache Kommunikation von oberem zu mittlerem Management und Filialleitungen zu Mitarbeitenden maßgeblich senken lässt. „Wir waren überrascht, wie groß der Effekt dieses relativ simplen Eingriffes ist“, so Professor Heinz. Die niedrigeren Kündigungsraten hatten jedoch keinen positiven Effekt auf den Umsatz, er blieb gleich. Dies könne daran liegen, dass die intensive Interaktion der Filialleiter*innen mit ihren Angestellten einen Preis hat, nämlich  weniger Zeit für die Kunden. Damit widersprechen die Wissenschaftler Ergebnissen bisheriger Literatur, die davon ausgehen, dass niedrigere Fluktuation immer zu höheren Geschäftsleistungen führt.

Das Forschungsprojekt unterstreicht, wie wichtig die Wahl des passenden Managements ist. Führungskräfte sollten grundsätzlich gut kommunizieren und mit Menschen umgehen können, um die Kündigungsraten möglichst gering zu halten. Aber: Auch unkommunikativer, schlechter Führungsstil einiger Manager*innen kann durch eine einfache Aufforderung aus der Chefetage positiv beeinflusst werden.

ECONtribute: Markets & Public Policy
Die Studie ist im Rahmen von ECONtribute erschienen und wird demnächst in der renommierten Zeitschrift „Management Science“ veröffentlicht. ECONtribute ist der einzige von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Exzellenzcluster in den Wirtschaftswissenschaften – getragen von den Universitäten in Bonn und Köln. Der Cluster forscht zu Märkten im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.