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Gewappnet für die nächste Welle?

Führende Wirtschaftswissenschaftler empfehlen neues Verteilsystem von lebenswichtigen medizinischen Gütern.

Das Coronavirus hat die Nachfrage nach Schutzausrüstungen, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Medizingütern in ungeahnte Höhen schnellen lassen. Weltweit ist es teilweise zu einem heftigen Gerangel um knappe Ressourcen gekommen. Viele Regierungen versuchten, so viele lebensrettende Ressourcen wie möglich zu beschaffen. Im Falle der COVID19-Pandemie bedeutet es jedoch, dass Menschen sterben, wenn die Nachfrage nicht gedeckt werden kann. Eindringlich stellt sich daher die Frage, nach welchen Verfahren die Ressourcen – sowie zukünftig Medikamente und Impfstoffe – verteilt werden sollen.

Die beiden WiSo.Professoren Axel Ockenfels und Peter Cramton (WiSo Key Resarch Initiative Design & Behaviour), Wirtschaftswissenschaftler im Zentrum für Soziales und Ökonomisches Verhalten der Universität zu Köln (C-SEB) sowie im Exzellenzcluster ECONtribute, schlagen in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature gemeinsam mit Wirtschaftsnobelpreisträger Alvin Roth und Robert B. Wilson (Stanford University) ein neues Verteilsystem für medizinische Güter vor.

Dabei ziehen sie Parallelen zu Märkten, die explizit Regeln für Notsituationen vorsehen (wie Strommärkte), sowie zu Märkten, bei denen der Verkauf an den Höchstbieter nicht akzeptabel ist (wie es etwa bei der Verteilung von Nahrungsmittelspenden an Tafeln der Fall ist).

Die Autoren, allesamt führende Experten in dem Forschungsfeld Marktdesign, empfehlen die Einrichtung einer zentralen Clearingstelle, die für die Zuteilung zuständig ist. Moderne Algorithmen könnten die Bedarfe der Krankenhäuser schätzen und die Zuteilung über Zeit und Raum optimieren helfen.

Durch die Einführung einer speziellen Währung für essenzielle Güter könnten Preise ihre wichtige Steuerungsrolle übernehmen, ohne dass die Güter einfach nur an die reichsten Einrichtungen gesendet werden. Die spezielle Währung helfe auch, Krankenhäuser dabei zu motivieren, eigene Reserven anzubieten und sich zu koordinieren.

Regierungen sollten einen Markt für medizinische Versorgungsgüter fördern, der in Krisenzeiten nahtlos in den Notfallmodus umschalten könnte.

Das Coronavirus wird uns noch viele Monate beschäftigen. Möglicherweise wird es neue Wellen und Mutationen geben. Ein erfolgreicher Impfstoff wird neue Knappheiten erzeugen. Die Autoren zeigen, wie wir beim nächsten Mal besser vorbereitet sein können.