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Arbeitenden Müttern geht es gar nicht so schlecht

Ergebnisse einer Studie zum Gender Gap von Prof. Dr. Jacob und ihrem Team

Läuft bei Müttern: Geschlechterunterschiede in der Arbeitszeit während der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie

Ergebnisse einer Studie zum Gender Gap von Prof. Dr. Jacob

Während der COVID-19 Pandemie mussten sich viele Menschen neuen Herausforderungen stellen. In Bezug auf die Auswirkungen der Pandemie auf Erwerbstätigkeit wurden über zwei Gruppen immer wieder diskutiert: Frauen und Eltern. Frauen sind zwar einerseits besonders häufig in bestimmten systemrelevanten Berufen vertreten, haben aber andererseits oftmals weniger stabile Jobs als Männer. Eltern sahen sich vor allem zu Beginn der Krise mit geschlossenen Schulen und Kitas konfrontiert und mussten ihre Arbeitszeiten dementsprechend anpassen. Doch wie stark haben sich die Arbeitszeiten von Männern und Frauen bzw. Eltern tatsächlich verändert und wie haben sie sich nach dem ersten Lockdown über den Sommer 2020 entwickelt?

Prof. Dr. Marita Jacob (ISS Universität zu Köln) und ihr Team untersuchten Arbeitszeitveränderungen von Männern und Frauen, mit und ohne Kindern, in der frühen Phase der COVID-19 Pandemie in Deutschland bis August 2020. Die Studie wurde im Juli 2021 im Journal of Family Research veröffentlicht.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sowohl Männern als auch Frauen im Durchschnitt während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 ihre tatsächliche Arbeitszeit erheblich verringert haben. Interessanterweise sind über den Sommer 2020 allerdings nur die Frauen bzw. Mütter zu ihren ursprünglichen Arbeitszeiten (Vorkrisenniveau) zurückgekehrt. Väter blieben im Beobachtungszeitraum durchschnittlich weiterhin unterhalb ihrer vorherigen Arbeitszeit.

Prof. Dr. Jacob und ihr Team nutzten für ihre Analysen Daten einer vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführten monatlichen Umfrage (High-frequency Online Personal Panel – IAB-HOPP), verknüpft mit administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit.  

„Die Studie zeigt, dass Väter ihre Arbeitszeit möglicherweise zurückgefahren haben, um der neuen und größeren Betreuungsnachfrage infolge der Schließung von Schulen, Kindergärten und anderen Kinderbetreuungseinrichtungen gerecht zu werden. Möglicherweise haben Eltern diese Vereinbarung auch nach der Wiedereröffnung dieser Einrichtungen beibehalten, was die langsamere Erholung der Arbeitszeit von Vätern erklären könnte", erläutert Prof. Dr. Jacob.

Diese Ergebnisse stellen Bedenken über eine Re-Traditionalisierung der Geschlechterrollen im Zuge der Pandemie in Frage, genauso wie die Vorstellung, dass die durch die Pandemie verursachte Rezession hauptsächlich auf Kosten der Frauen gehe. Die Forschung legt nahe, dass, die Veränderungen während der ersten Phase der Pandemie möglicherweise nachhaltige Auswirkungen auf die Geschlechtergleichstellung in Bezug auf Arbeit und Kinderbetreuung haben könnte. Angesichts der mittlerweile fast zwei Jahre andauernden Pandemie mit weiteren (Teil-) Lockdowns werden mögliche Veränderungen der Geschlechterrollen erst nach dem Abklingen der Pandemie in Gänze sichtbar werden.